Kürzlich saß eine Kollegin mal wieder fluchend über einer Hausaufgabe, die sie eingesammelt hatte. Darunter viele karierte Zettel, die im schlimmsten Fall einzeilig (also ohne „Leerzeile“) in unlesbarer Schmotzelschrift beschrieben beschmiert waren. Ich würde mir sowas niemals antun.
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Wenn es mit den Hausaufgaben in der Oberstufe von Anfang an nicht klappt und ein Nicht-Lernen-Wollender zum Beispiel schon nach wenigen Wochen zur zweiten Nacharbeit antanzen muss, teile ich dem betreffenden Schüler mit, dass ich für den Rest des Semesters nichts mehr von ihm korrigieren werde (die Hausaufgabe muss er aber trotzdem machen). Man würde vermuten, dass das den meisten arbeitsmäßig herausgeforderten „Klienten“ schnurzpiepegal ist, aber das ist überraschenderweise oft nicht der Fall. Zumindest einige begreifen auf diese Art, dass Korrekturen ein Service des Lehrers sind. Probier’s einfach mal aus …
Im KMS vom 5.8.2011 heißt es, dass bei Hörverstehensprüfungen in Bayern gilt: „Einzelne inhaltliche Rechtschreib- und Grammatikverstöße sollen nur bei Sinnentstellungen geahndet werden.“ Begründung: „Da es sich um eine Überprüfung der Hörverstehenskompetenz handelt, sollte diese nicht mit der Überprüfung weiterer Kompetenzbereiche einhergehen“ (S. 10).
Die meisten Kollegen prüfen Hörverstehen nur durch Ankreuzen von True, False bzw. Not in the text ab. Mir ist das zu wenig, ich möchte (wie auch beim Leseverstehen) schon genau wissen, wieviel der Schüler verstanden hat.
Hast du auch gerade wieder einen Stapel weitgehend unbrauchbarer Aufsätze vor dir liegen?
Info für Nicht-Bayern: Stegreifaufgaben bzw. Extemporalien („Exen“) sind nicht angesagte, kurze Tests (meistens über Wortschatz und Grammatik) über den Stoff der letzten (bzw. letzten beiden) Stunde(n). Exen werden in derselben Stunde in der sie zurückgegeben und besprochen wurden, auch wieder eingesammelt.
[Das im Folgenden Gesagte gilt auch für Wortschatz/Grammatik-Teile in Schulaufgaben/Klausuren, die eine eindeutige Lösung haben.]
Immer wieder sehe ich, wie (vor allem junge) Kollegen/innen Stegreifaufgaben „positiv“ korrigieren, also Fehler unterstreichen, Falsches durchstreichen, Richtiges drüberschreiben und vielleicht auch noch, weil’s so schön ist, doppel-moppeln. Mir ist das alles viel zu viel Aufwand, ich korrigiere (mit Ausnahme von Rechtschreibfehlern) ausschließlich „negativ“, d.h. ich markiere lediglich durch Unterstreichen (und ggf. das Häkchen für einen halben Fehler) die Fehler.
Im Rahmen der grassierenden KompetenzbeREINigung werden unsere traditionellen „Questions on the text“ (eine schockierende Mischung aus Lese- und Schreibkompetenz) immer häufiger durch „reine“ Leseverstehen-Aufgaben ersetzt.
Eine Sammlung zahlreicher Tipps, wie Sie das Leid des Korrigierens minimieren und schneller fertig werden. Es stehen auf der Tagesordnung die Themenbereiche »technisch-konzeptionelle Optimierungen des Korrekturprozesses«, »motivationale und organisatorische Aspekte des Korrigierens« und »Prokrastination«.
… ist leider bei vielen Kollegen zum elften Gebot des Englischunterrichts geworden. Eine vernünftige Fehlerkorrektur wird damit häufig unmöglich oder zumindest sehr umständlich.
Einer der m.E. absurdesten Aspekte des derzeit angesagten Kompetenzen-Wahns ist, dass man plötzlich meint die „reine“ Kompetenz, völlig isoliert von anderen, prüfen und bewerten zu müssen. So sollen z.B. bei Hörverstehensübungen Rechtschreibfehler nur noch „geahndet“ werden, wenn sie „sinnentstellend“ sind (vgl. „Hinweise zur Korrektur und Bewertung“).