Vergessen deine Schüler auch ständig Bücher, Hausaufgaben, Handouts, Geld, Abschnitte etc.? Dauert es bei dir auch mitunter Wochen, bis du alle Klausuren / Schulaufgaben zurückbekommen hast? Dann jammer nicht länger rum, sondern UNTERNIMM etwas gegen diese nervige Schlamperei!
Lade dir meine Vorlage Vergessen (doc) runter und notiere ab sofort alles, ja, wirklich ALLES mit Datum. Dann sieht deine Liste wahrscheinlich auch bald so aus:
B = Buch, HW = Homework, HAH = Hausaufgabenheft, Gr = Grammatik, W = Warnung, Kau = Kaugummi (kauen), Lex = Lexikon, NA = Nacharbeit, JT = Jahrgangsstufentest
Die „Einheit“ fürs Vergessen ist bei mir ein MO und steht für minor offence (= geringfügiges Vergehen). Pro Halbjahr akzeptiere ich sechs MOs. Eine „vergessene“ (= nicht gemachte) Hausaufgabe entspricht zwei MOs, d.h. pro Halbjahr dürfen meinen Schüler ihre Hausaufgabe maximal dreimal „vergessen“, ohne dass etwas passiert.
Nach dem sechsten MO bzw. der dritten „vergessenen“ Hausaufgabe bekommen meine Schüler eine mündliche Warnung (rotes W), damit sie wissen, dass es jetzt ernst wird und sie für den Rest des Halbjahrs nichts mehr vergessen dürfen. Wenn einer danach erneut keine Hausaufgabe hat, bekommt er eine Nacharbeit (rotes NA) und muss z.B. am Nachmittag tippen, einen Aufsatz schreiben oder ein nettes Grammatik-Arbeitsblatt bearbeiten.
Der restliche „Kleinkram“ wie Schulaufgabe, Buch, Arbeitsblatt, Geld und (Hausaufgaben-) Heft zählt als ein MO, d.h. man darf z.B. zweimal seine Hausaufgabe (= 2 x 2, also 4 MOs) und zweimal sein Buch (2 MOs) vergessen, ohne dass etwas passiert.
Wenn ich Klassenleiter bin und die Schüler auch noch Entschuldigungen, Abschnitte, Kopiergeld etc. bringen müssen, dürfen sie acht MOs ansammeln, sie dürfen aber trotzdem nur höchstens dreimal ihre Hausaufgabe vergessen.
Alle weiteren Details findest du in meinem Handout Homework (doc).
Meine Schüler können ihre „Bilanz“ aber auch aufbessern, indem sie MRs (minor reward = geringfügige Belohnungen) gewinnen.
Dasselbe System wende ich natürlich auch in der Oberstufe an. Auch da habe ich keine Lust, wochenlang irgendeiner Klausur oder dem Geld für die Lektüre hinterherzurennen. Gerade beim Thema Hausaufgaben in der Oberstufe legen viele Lehrer eine merkwürdig widersprüchliche Haltung an den Tag. Zu Beginn des Schuljahres erläutern sie, dass die Schüler jetzt alt / reif / erwachsen genug seien, um selber zu entscheiden, ob sie ihre Hausaufgaben machen oder nicht. Höchst eigenverantwortlich und autonom beschließen die Schüler nun im Normalfall die Hausaufgaben nicht zu machen. Texte werden nicht gelesen, Aufsätze werden nicht geschrieben, Wörter werden nicht gelernt. Nach wenigen Wochen veranstaltet der Lehrer einen Riesentanz, schimpft und droht mit einer „härteren Gangart“. Wenn das einem Berufsanfänger passiert, sehe ich das ja noch ein, aber ich kenne Kollegen, bei denen wiederholt sich dieser Zirkus jedes Schuljahr. Entsprechend wiederholt sich das Gejammer, dass man einen Text nicht besprechen konnte, weil ihn niemand gelesen hat bzw. die Hälfte der Klasse / des Kurses kein Buch dabei hatte, dass die Schüler nicht besser werden, weil sie nichts schreiben und keine Wörter lernen. Ich denke mir dann: Ent oder weder. Wenn ich den Schülern am Anfang signalisiere, dass es mir letzten Endes egal ist, ob sie ihre Hausaufgaben machen oder nicht, darf ich nachher nicht jammern bzw. Moralpredigten halten.
Hugelgupf
Bei uns ist das „einfacher“: Buch, Hausaufgabe, Heft oder sonst irgendwas für den Unterricht gebrauchtes (Taschenrechner etc) bzw. Unterschriften (nur bei Arbeiten oder Klbucheintrags-Notiz für Eltern im Heft) – ein Strich. Beim dritten Strich gibt’s ’nen Klassenbucheintrag und je nach Lehrer darf man auch noch ’ne dritte Stunde da bleiben.
HA-Heft, Müll und Essen interessiert die Lehrer nicht, Müll nur manchmal unsere Klassenlehrerin; Geld ist sozusagen selbstverständlich, da gab’s bei uns zwar auch schon ’nen paar die das vergessen haben, aber die solltens dann einfach das nächste Mal mitbringen.
Entschuldigungen – gibts auch nur Verwarnungen, keine Maßnahmen (bisher) – die Maßnahme wäre glaube ich eine Attestpflicht, wenn man oft fehlt, die muss aber bei der Bezirksregierung von der Schule beantragt werden. Verspätungen kommen ins Klassenbuch, aber nicht als Eintrag, sondern da gibt’s ja die Unterteilung zwischen Fehlend und Verspätet.
aussiemate
Wir machen es so wie Huglgupf, werde deine Vorgehensweise jetzt aber mal ausprobieren. Finde es nämlich ganz praktisch, wenn man ganz genau sagen kann wofür es im Einzelnen den Strich gab. Außerdem hab ich nach 3x HA vergessen immer rote Zettel mit einer Mitteilung an die Eltern verteilt. Bis die allerdings unterschrieben zurückkam, vergingen z.T. Wochen. Sehr nervig. Dieses Vergessen der Rückgabe werde ich mir demnächst also auch notieren. Vielleicht kann man ja noch eine goldene Himbeere an den verleihen, der als Erster die Spalten füllt? 😉
Muss allerdings gestehen, dass bei solchen Dingen manchmal gar nicht der Schüler sondern dessen Eltern schuld sind…
Hab aber auch noch ne Frage hierzu:
Außerdem akzeptiere ich pro Halbjahr ca. viermaliges Vergessen von „Kleinkram“
Welche Maßnahmen ergreifst du, wenn Dinge öfter als 4x vergessen werden?
Jochen
> Bis die allerdings unterschrieben zurückkam, vergingen z.T. Wochen.
Was soll das außer Ärger bringen? Wenn du unbedingt die Eltern informieren möchtest, würde ich was ins Hausaufgabenheft schreiben und die Eltern müssen die Kenntnisnahme per Unterschrift bestätigen. Aber auch da kannst du z.T. ewig drauf warten.
> Welche Maßnahmen ergreifst du, wenn Dinge öfter als 4x vergessen werden?
Genauso wie bei Hausaufgaben: Erst die Warnung, dann muss erst mal für längere Zeit Schluss sein mit Vergessen. Wenn der Schüler gleich in der übernächsten Stunde wieder sein Buch vergessen hat, darf er ebenfalls nachmittags antanzen.
aussiemate
Ich fand das mit den roten Zetteln immer deshalb ganz sinnvoll, weil ich die sammeln kann und dann Eltern vorlege, die „gar nicht wussten, dass es so schlecht um Schüler X bestellt ist“. Außerdem sollen wir immer möglichst alles dokumentieren. HAH sind gehen ja schnell mal verloren. 😉
Danke für die andere Info! Wie gesagt, werd’s mal ausprobieren!:-)
Jochen
> Außerdem sollen wir immer möglichst alles dokumentieren.
Auf meiner „Vergessen“ Liste habe ich auch alles genau (mit Datum und Art des „Vergehens“) dokumentiert. Im Zweifelsfall rufe ich dann lieber mal bei den Eltern an und führe ein persönliches Gespräch.
Ann.
Hallo Jochen,
ich bin auf der Suche nach dem Ursprung des unsäglichen Textes, den ein Lehrer meines Sohnes am 2. Unterrichtstag ziemlich inflationär als Strafarbeit verteilte, auf deinem Blog gelandet. Ich wollte gerade lospoltern, wie man einen solchen herablassenden, abwertenden Text „empfehlen“ kann, aber dann las ich mir deine Version (und auch deine entsprechende Vorgehensweise) durch. Diese unterscheidet sich signifikant von dem, was ich hier vorliegen habe. „Meine“ Version scheint in einem pädagogischen Seminar verbreitet zu werden, leider ohne die Gedanken und Ausführungen, die bei dir der Erteilung dieser Strafarbeit vorausgehen.
Bei Interesse kann ich dir gerne „meine“ Version zuschicken, vielleicht interessiert dich ja, was aus einer guten Idee werden kann.
Gruß Ann.
Börni
Hallo Jochen,
dein Blog hier gibt viele Tipps wie man den Unterrichtsalttag absolvieren kann. Danke dafür! An dieser Stelle muss ich dich allerdings kritisieren.
Ich verstehe ja, dass du allergisch reagierst, wenn die Mehrzahl der Schüler die Hausaufgabe nicht macht (z.B. Text lesen), sodass man in der nächsten Stunde nicht über den Text sprechen kann. Auch da führe ich meine „Strichliste“ – auch in der Oberstufe.
Aber: Ich finde es einfach nur lächerlich, in der Oberstufe aufzuschreiben wenn jemand sein Hausaufgabenheft vergisst, worin man die Hausaufgaben aufschreibt. Mir ist es wurscht, ob sie es sich in ein buntes Häfft, in ein normales kleines Notizheft, auf einen Schmierzettel oder gar nicht aufschreiben – Hauptsache die Hausaufgaben sind gemacht.
Auch wenn Hefte vergessen worden sind schreibe ich dies nicht auf – die meisten Schüler schreiben sowieso auf Blätter und heften diese dann in einen großen Ringbuchordner ein, der für alle Fächer gedacht ist. Ich selbst habe diese Ordner früher in der Kursphase verwendet – für jedes Semester einen eigenen. Dies hat es mir sehr erleichtert, später für das Abitur zu lernen. Diese Methode empfehle ich auch heute meinen Schülern.
Gruß
Bernd
Jochen
> Aber: Ich finde es einfach nur lächerlich, in der Oberstufe aufzuschreiben wenn jemand sein Hausaufgabenheft vergisst
Da hast du etwas missverstanden. Hausaufgabenhefte müssen bei uns bis zur 10. Klasse geführt und nur bis dahin kontrolliere ich sie. Wo die Schüler in der Oberstufe ihre HA notieren (bzw. ob überhaupt) ist mir völlig egal.
> Auch wenn Hefte vergessen worden sind schreibe ich dies nicht auf
Ich auch nicht. Für die Oberstufe empfehle ich ebenfalls DIN A4 Blätter und Ordner.
Tobi
Hello
Hab ich das richtig verstanden, wenn ein Schüler eine Nacharbeit bekommen hat und danach wieder etwas innerhalb des Halbjahres vergisst, dann bekommt er gleich noch mal eine Nacharbeit? Oder erst mal wieder eine Verwarnung?
Jana
„Der restliche „Kleinkram“ wie Schulaufgabe, Buch, Arbeitsblatt, Geld und (Hausaufgaben-) Heft zählt als ein MO, d.h. man darf z.B. zweimal seine Hausaufgabe (= 2 x 2, also 4 MOs) und zweimal sein Buch (2 MOs) vergessen, ohne DASS etwas passiert.“
Bekomme ich jetzt einen MR? 🙂
Jochen
Ja, logo! 😉
Danke für den Hinweis, habe ich korrigiert.