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Autonomes Lernen

Vor kur­zem habe ich ver­sucht eine jun­ge Kol­le­gin zu trös­ten. Sie hat­te mit einem Gram­ma­tik-Lern­zir­kel völ­li­gen Schiff­bruch erlit­ten. Sie hat­te sich eine wahn­sin­ni­ge Arbeit gemacht und stun­den­lang kopiert, geschnip­pelt, geklebt, beschrif­tet und lami­niert. Sie hat­te sich extra eine Kis­te besorgt um die gan­zen Mate­ria­li­en trans­por­tie­ren zu kön­nen. Sie hat­te eine genaue Anlei­tung gege­ben, wie das Gan­ze ablau­fen soll­te und hat­te den Schü­lern auch ihre päd­ago­gi­schen Inten­tio­nen – ganz im Sin­ne von Hil­bert Mey­ers „intel­li­gen­tem Üben“ – klargemacht.

Lei­der haben die Schü­ler all die­se Arbeit über­haupt nicht hono­riert. Größ­ten­teils haben sie ein­fach nichts oder nur Quatsch gemacht. Wenn die Leh­re­rin in der Nähe war wur­de Arbeit geheu­chelt, sobald sie sich ent­fernt hat­te, ging es mun­ter mit irgend­was ande­rem wei­ter. Ver­ständ­li­cher­wei­se war die Leh­re­rin stink­sauer und frus­triert und war fins­ter ent­schlos­sen in den nächs­ten Stun­den nur noch Foli­en hin­zu­knal­len und die Schü­ler abschrei­ben zu lassen.

Vor kur­zem habe ich mich mit den Gemein­sam­kei­ten von Eng­lisch und Sport beschäf­tigt, in die­sem Bei­trag möch­te ich mei­ne Trai­ner-Ana­lo­gie ein biss­chen wei­ter­spin­nen. Mit “auto­no­men Ler­nen” mei­ne ich der Ein­fach­heit hal­ber alle Lern- und Unter­richts­for­men, die dar­auf basie­ren, dass Schü­ler aus Ein­sicht weit­ge­hend selb­stän­dig arbei­ten, wie z.B. “selb­st­or­ga­ni­sier­tes Ler­nen”, Lern­zir­kel, Frei­ar­beit und all die ande­ren Misch­for­men. Natür­lich bin ich mir bewusst, dass es da gro­ße Unter­schie­de gibt, aber alle gehen m.E. von dem glei­chen bzw. zumin­dest ähn­li­chem Men­schen­bild aus.

Also, ich stel­le mir vor: Die Senio­ren Hob­by­ki­cker des 1. FC Hart­manns­ho­fen. Alle schon in gesetz­tem Alter, kicken mit mäßi­gem Erfolg in der Alt­her­ren-Kreis­klas­se, Anwe­sen­heit und Leis­tungs­be­reit­schaft im Trai­ning eher mau, Trai­ner muss immer mal wie­der dro­hen (“Wenn du nächs­te Woche nicht zum Trai­ning kommst …”). Eines Tages erklärt der Trai­ner er habe kei­ne Lust mehr stän­dig die­ses “trai­nerzen­trier­tes” Fron­tal­trai­ning durch­zu­zie­hen. Statt­des­sen möch­te er einen „Trai­nings­zir­kel“ ver­an­stal­ten. Zu die­sem Zweck holt er aus einer gro­ßen Kis­te lami­nier­te Übungs­kar­ten mit Beschrei­bun­gen der ver­schie­de­nen Übun­gen her­aus. Die Spie­ler sol­len sich in Klein­grup­pen zusam­men­fin­den, die ver­schie­de­nen Übun­gen dis­ku­tie­ren, sich eini­gen und selb­stän­dig üben. Danach soll ein Spre­cher die Ergeb­nis­se der Grup­pe den ande­ren Spie­lern prä­sen­tie­ren. Der Trai­ner möch­te in Zukunft nicht mehr „rum­kom­man­die­ren“, son­dern nur noch “Lern­pro­zes­se initi­ie­ren”, mode­rie­ren und „bera­ten“. Nach dem Trai­ning möch­te er mit den Spie­lern dar­über spre­chen, wie sich bei dem Gan­zen gefühlt haben.

War­um wirkt die­ses Sze­na­rio so absurd? Weil jeder, der schon mal irgend­wann Sport getrie­ben hat, weiß, dass es so halt ein­fach nicht läuft. Kein Mensch macht frei­wil­lig „selbst­or­ga­ni­siert“ Bauch­mus­kel­übun­gen, kei­ner rennt „aus Ein­sicht“ 20 Minu­ten lang durch die Gegend und Stret­ching machen die meis­ten Fuß­bal­ler auch eher mau­lig. Jeder fin­det es nor­mal, dass Trai­ner bestim­men was gemacht wird, dass sie bei man­geln­dem Eifer pam­pig wer­den und Spie­ler wegen feh­len­dem Ein­satz anblaffen.

In mei­nem Bei­spiel sind wohl­ge­merkt alle FREIWILLIG da (im Gegen­satz zur Schu­le), die Mann­schaft besteht aus ca. 20 Leu­ten (und nicht wie in vie­len Klas­sen aus mehr als 30) und es sind alles ERWACHSENE und nicht puber­tie­ren­de Jugend­li­che, die von Hor­mo­nen drang­sa­liert wer­den und deren Gehirn bekannt­lich eine ein­zi­ge Groß­bau­stel­le ist.

Stel­len wir uns als klei­nes Gedan­ken­ex­pe­ri­ment nur mal vor, dass unse­re „Kli­en­ten“ con­di­tio­nal sen­ten­ces genau­so anstren­gend wie Bauch­mus­kel­übun­gen fin­den, dass repor­ted speech für sie genau­so lang­wei­lig wie Aus­dau­er­lauf und dass das pre­sent per­fect pro­gres­si­ve so span­nend wie Stret­ching ist. Erwach­se­ne üben sowas nicht „auto­nom“, auch wenn natür­lich bei allen die „Ein­sicht“ vor­han­den ist, dass die­se Sachen not­wen­dig sind – war­um zum Teu­fel ver­lan­gen wir es dann von unse­ren Schülern?

Neh­men wir ein ande­res Bei­spiel für all die­je­ni­gen, die es mit Sport nicht so haben. Hast DU in dei­ner eige­nen Schul­zeit ALLE Fächer gemocht? Na also. Ich habe z.B. Mathe und Che­mie gehasst. Die­se blö­den Vek­to­ren, die in die Unend­lich­keit sau­sen und die­se ekel­haf­ten Mons­ter­for­meln – noch heu­te kommt die­se Abnei­gung hoch, wenn ich sehe, wie mei­ne armen Kin­der mit die­sem Zeug gequält wer­den. Wie hät­test DU reagiert, wenn irgend­ein Hei­ni ver­langt hät­te, du sollst „auto­nom“ / „aus Ein­sicht“ / „selbst­or­ga­ni­siert“ arbei­ten / üben / wie­der­ho­len / Defi­zi­te dia­gnos­ti­zie­ren usw. Es kann doch nicht so schwer sein sich vor­zu­stel­len, dass z.B. mathe­ma­tisch begab­te Kin­der Eng­lisch (oder Spra­chen all­ge­mein) so blöd fin­den, wie „wir“ Sprach­ler oft die­se gan­ze For­mel-Hube­rei. Ver­lan­gen wir halt nicht stän­dig von unse­ren Schü­lern Sachen, die wir sel­ber in ihrem Alter oder auch als Erwach­se­ne nicht machen würden.

Eini­ge Leh­rer sind Meis­ter in der Kunst unglück­lich zu sein bzw. sich unglück­lich zu machen. Das Rezept ist ganz ein­fach: Erwar­te etwas völ­lig Unrea­lis­ti­sches und sei dann ganz frus­triert, dass es nicht funk­tio­niert. Stei­ge­re das Gan­ze noch dadurch, dass du nach dem miss­lun­ge­nen Expe­ri­ment ein paar Wochen lang nur noch stink­lang­wei­li­gen Unter­richt machst und die Schü­ler (und deren Eltern) so rich­tig gegen dich auf­bringst. Auf den auf­kom­men­den Unmut der Schü­ler reagierst du natür­lich mit knall­har­ten Stra­fen … – nach weni­gen Mona­ten hast du es geschafft und dich mit der Klas­se hoff­nungs­los zerstritten.

Oft wird aus miss­lun­ge­nen Frei­ar­beits-Expe­ri­men­ten, Lern­zir­kel etc. der Schluss gezo­gen, dass die Schü­ler „Eng­lisch“ halt nicht mögen. In den meis­ten Fäl­len ist die­se Schluss­fol­ge­rung völ­lig falsch. Natür­lich kann ich Spaß an „Fuß­ball“ haben und trotz­dem Stret­ching, Kraft­übun­gen und Aus­dau­er­lauf ätzend fin­den. Genau­so kann ich „Eng­lisch“ mögen und trotz­dem Gram­ma­tik­übun­gen ätzend fin­den. Die Erwar­tun­gen man­cher Leh­rer erin­nert mich an eine Ehe­frau, die sich nicht damit zufrie­den gibt, dass ihr Mann „nur“ beim Abwasch hilft, son­dern ver­langt, dass er es frei­wil­lig und vor allem GERNE macht (Nähe­res zu den Para­do­xien von Paar­be­zie­hun­gen bei Paul Watzlawick).

Jetzt ist viel­leicht der Ver­dacht ent­stan­den hier denkt bzw. schreibt ein Ewig­gest­ri­ger, der allen päd­ago­gi­schen Neue­run­gen abge­neigt ist. Durch­aus nicht, ich wün­sche mir nur bei man­chen Kol­le­gen eine etwas enspann­te­re Ein­stel­lung so in der Art: „Wenn’s klappt ist es gut, wenn nicht, auch nicht so schlimm, vor allem mache ich den Schü­lern (und mir sel­ber) kei­ne Vor­wür­fe, bei Erwach­se­nen klappt es ja eigent­lich auch nur selten.“

Ich fin­de es schlicht absurd, wenn Leh­rer ihren Schü­lern vor­wer­fen, dass sie sich soooo viel Arbeit gemacht haben und die jetzt von den Schü­lern nicht hono­riert wird. Wenn Schü­ler ehr­lich sein dürf­ten (dür­fen sie natür­lich nicht, auch wenn der Leh­rer x‑mal sagt, dass sie „ganz offen“ sein sol­len) wür­den sie viel­leicht häu­fig Fol­gen­des sagen: „War­um regen Sie sich auf, schließ­lich hat Sie kei­ner dazu gezwun­gen. Ist doch IHR Pro­blem, wenn Sie in stun­den­lan­ger Fum­me­lei die doo­fen Kärt­chen zurecht­schnei­den, bekle­ben und lami­nie­ren. Bedin­gungs­sät­ze und die gan­ze rest­li­che Gram­ma­tik wer­den dadurch kei­nen Deut inter­es­san­ter. Mir wär’s lie­ber, wenn wir zügig 15 Minu­ten üben/wiederholen wür­den und dann was ande­res machen könn­ten, anstatt die gan­ze Stun­de mit die­sem Krampf zu ver­plem­pern. Wie in mei­nem Fuß­ball­trai­ning … da müs­sen wir auch immer erst Bauch­mus­kel­übun­gen, Stret­ching und Aus­dau­er­lauf machen … macht nicht wirk­lich Spaß, aber, na ja, muss halt sein … aber danach kommt ein Spiel … und das ist cool.“

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  1. Ich stim­me Dir im Prin­zip zu – aller­dings mache ich gera­de in Bio­lo­gie und Erd­kun­de auch gegen­tei­li­ge Erfah­run­gen: dass z.B: Zehnt­kläss­ler in Bio schon seit meh­re­ren Stun­den inter­es­siert und selb­stän­dig arbei­ten, nach­fra­gen, unter­ein­an­der und mit mir dis­ku­tie­ren etc. 

    Man muss dazu sagen, dass das The­ma „Lun­ge und Atmung beim Men­schen“ sicher­lich eine gewis­se intrin­si­sche Moti­va­ti­on erzeugt, dass ich den Schü­lern im vor­hin­ein erklärt habe, war­um die lesen­de und Tex­te-bear­bei­ten­de Arbeits­wei­se so wich­tig für sie ist und dass sie dazu eini­ge Metho­den-Arbeits­blät­ter bekom­men haben. Aber ich war trotz­dem über­rascht, wie moti­viert Fünf­zehn- und Sech­zehn­jäh­ri­ge da arbei­ten (ich hat­te es näm­lich eigent­lich nicht erwartet). 

    Auch einen Gram­ma­tik-Lern­zir­kel hab ich schon mal mit einer Elf­ten in Eng­lisch aus­pro­biert: das hat bei einem Groß­teil der Schü­ler auch ganz gut geklappt. Alle­dings hat­te die Klas­se ein star­kes Bewusst­sein dafür, wie groß ihre Defi­zi­te in Eng­lisch sind und damit auch einen gewis­sen Bam­mel vor der nahen­den Kursstufe. 

    Mein Ein­druck ist, dass sol­che offe­nen Metho­den in Fächern wie Bio und Erd­kun­de (und ich kann in die­sen Fächern Erfah­run­gen) gut funk­tio­nie­ren, wenn die Schü­ler sich für ein The­ma inter­es­sie­ren. In den Spra­chen hal­te ich es für schwieriger.

  2. Noch ein Nach­trag: was mich am stark geführ­ten Ler­nen nervt ist, dass ich das Gefühl habe, eine fal­sche Ein­stel­lung zum Ler­nen zu för­dern, die dar­auf baut, dass irgend­je­mand das schön ser­viert, so dass die Schü­ler es nur vom Tel­ler picken müssen. 

    Ich hab im Stu­di­um zu vie­le Leu­te erlebt, die sich über­haupt nicht orga­ni­sie­ren konn­ten und an der Fül­le der Inhal­te schier ver­zei­felt sind – und ich fän­de es gut, wenn ich Schü­lern in die­ser Hin­sicht schon was mit­ge­ben könnte. 

    Mög­li­cher­wei­se bin ich aber auch (noch) zu idea­lis­tisch – das wird sich zeigen 😉

  3. Angela

    Ich kann Dir auch nur zustim­men. Ich habe ein sol­ches Pro­jekt (Gram­ma­tik Crash Kurs) mal in einer 10. Klas­se gemacht. Das ging nur mit Kon­trol­len. Die Schü­ler hat­ten Ihren Wochen­plan, durf­ten sich gemach­te Übun­gen abkreu­zen, sich selbst beur­tei­len, muß­ten mir das aber zei­gen und beka­men mein Kreuz erst, wenn das ordent­lich gemacht war. Eini­ge fan­den das doof, sahen aber die Not­wen­dig­keit ein, sich noch ein­mal grund­le­gen­de Gram­ma­tik­struk­tu­ren anzu­schau­en, ande­re, vor allem die, die nicht so ger­ne reden, fan­den die­se Übungs­form aber auch ganz gut. Bei mir bleibt die Fra­ge, ob das irgend­was gebracht hat. Die Übun­gen waren zwar ganz gut aus ver­schie­de­nen Übungs­hef­ten auf­ge­wählt, aber ich glau­be, die­ses iso­lier­te Gram­ma­tik­pau­ken in den höhe­ren Klas­sen bringt über­haupt nichts.
    Einen schö­nen Abend noch
    angela

  4. Roland Möllers

    Lie­ber Jochen, 

    dei­ne Erfah­run­gen sind durch­aus rea­lis­tisch und tref­fen häu­fig zu. Im Augen­blick bin ich auch eher frus­triert über das Schü­ler­ver­hal­ten. Von den 6 Klas­sen, die ich gera­de unter­rich­te, ist nur eine Klas­se dabei, die selbs­ständg und auto­nom arbei­tet. Aber lohnt es sich nicht für die­se ein­zel­nen Klas­sen den Medi­en­kof­fer her­aus­zu­kra­men und die Schü­le­rin­nen und Schü­ler auf die­sem Wege arbei­ten zu las­sen. Die Lern­erfah­run­gen sind m.E. für die­se weni­gen Schü­ler wesent­lich intensiver.
    Im Augen­blick möch­te ich auch so man­ches Mal den Kopf in den Sand ste­cken, und Nein sagen, der Auf­wand lohnt nicht. Und genau da erreicht mich eine E‑Mail eine Schü­le­rin der 7. Klas­se, die mir lang und breit ihre nächs­ten Urlaub auf Eng­lisch schildert.
    Eine wei­te­re Erfa­hung: Ich bin neben­bei Judo­leh­rer und habe in den letz­ten zwei Wochen den Lern­zir­kel ein­ge­setzt und Wurf­tech­ni­ken und mög­li­chen Kon­ter­mög­lich­kei­ten ent­wi­ckeln las­sen. Auch hier hat es sehr gut funk­tio­niert. Sehr enga­giert wur­den die selbst ent­wi­ckel­ten Ideen vor­ge­stellt und kri­tisch unter die Lupe genommen.
    In meiner­letz­ten Klas­sen­ar­beit in eine sechs­te Klas­se sich durch einen selbst ent­wi­ckel­ten Lern­zir­kel mit selbst ent­wi­ckel­ten Auf­ga­ben eigen­stän­dig vor­be­rei­tet. Auch hier ein gutes Ergebnis.

    Die von mir geschil­der­ten Bei­spie­le sind in mei­nem Schul­all­tag die Aus­nah­men. Aber es gibt sie, die Klas­sen und Schü­ler, die man auto­nom arbei­ten las­sen kann. Ich könn­te noch vie­le Bei­spie­le nen­nen, aber dop­pelt so vie­le, die mich dazu zwin­gen (/verleiten?) fron­ta­le Oster­ha­sen­päd­ago­gik anzuwenden.

    Gruß Roland Möllers

  5. Lars

    Hal­lo Herr Lüders, 

    also ich kann nicht gera­de behaup­ten eine Klas­se zu unter­rich­ten, den­noch den­ke ich, dass Ihr dis­ku­tier­ter Ansatz bei den meis­ten Men­schen auf Zustim­mung stößt. Ich habe Gram­ma­tik als Schü­ler auch gefürch­tet aber Eng­lisch trotz­dem gern gehabt. Kann sein, dass es am Leh­rer lag ;).

    Grund­sätz­lich den­ke ich muss man indi­vi­du­ell aus­tes­ten wie eine bestimm­te Klas­se auf ein sol­ches Pro­jekt reagiert. Es gibt näm­lich immer wie­der Schü­ler die mit Hin­ga­be an sol­che Sachen her­an gehen auch wenn es „bloß“ Gram­ma­tik ist. Je nach­dem, ob eine Klas­se vie­le sol­cher Schü­ler besitzt oder nicht wird auch immer die Betei­li­gung bei sol­chen Pro­jek­ten sein.

    Also mein Rat­schlag an alle leh­ren­den Kör­per: ein­fach mal aus­pro­bie­ren mit wem man es eigent­lich zu tun hat. Schü­ler sind auch nur Men­schen und Leh­rer bekannt­lich ja ebenfalls.

    Lie­be Grüße 

    Musik-„Pädagoge“ Lars (in Ausbildung 🙂 )

  6. benjamin

    Ach ja, so ein­fach ist das. Man schreibt recht ober­leh­rer­haft aus sei­ner lang­jäh­ri­gen Erfah­rung als Alt­her­ren­trai­ner und kann damit natür­lich auch dem letz­ten nai­ven (Jung-)lehrer bewei­sen, dass es völ­lig idio­tisch sei, Schü­lern ein Stück Ver­ant­wor­tung für ihren Lern­pro­zess zu über­tra­gen. Na klar, haben wir es nicht alle schon gewusst? Wir waren doch sel­ber mal Schü­ler! Und wenn das noch nicht reicht, führt man noch schön pla­ka­tiv die Nai­vi­tät der schnip­peln­den und lami­nie­ren­den Kol­le­gen vor, indem man sie als metho­disch-didak­tisch veirr­te und zugleich belei­dig­te Moral­apos­tel dar­stellt, die ihre ver­letz­te Gut­mensch­lich­keit nur noch mit trot­zi­gen Retour­kut­schen an die Schü­ler beant­wor­ten kön­nen. Tut mir Leid, aber so ein­fach scheint mir der Fall nicht zu lie­gen. Wer sagt denn, dass die Schü­ler in dei­ner alt­be­währ­ten 15-Minu­ten-Übungs­pha­se bes­ser zuhö­ren, mit­ar­bei­ten, moti­vier­ter sind und mehr ler­nen als z.B. in selbst orga­ni­sier­ten Arbeits­pha­sen? Wer behaup­tet eigent­lich, dass Schü­ler in freie­ren Unter­richts­pha­sen wie z.B. Wochen­plan, Sta­ti­ons­ler­nen oder Werk­statt immer alle gleich­zei­tig und durch­gän­gig total ger­ne, kon­zen­triert und zügig ler­nen? Wie stellst du fest, dass kein Schü­ler inner­lich mal ne Pau­se einlegt?
    Hast du schon mal dar­an gedacht, dass es evtl. auch an der Auf­ga­ben­stel­lung und nicht nur am Fach lie­gen kann, ob Schü­ler inter­es­siert und moti­viert sind oder auch nicht etwas frei­wil­lig zu ler­nen? Dies scheint in dei­nem Schü­ler­bild nicht vor­zu­kom­men. Gibt es evtl. auch ande­re Lern­zie­le neben der tota­len Beherr­schung des Pre­sent Per­fect Pro­gessi­ve und deren Abprüf­bar­keit? Was ist mit z.B. Ent­wick­lung von Ver­ant­wor­tung für das eige­ne Tun, Selb­stän­dig­keit, Koope­ra­ti­on, Sys­te­ma­tik, Pla­nungs­fä­hig­keit im Arbeits­pro­zess? Paukst du das mal zügig in den ers­ten 15 Minu­ten ein? Oder sprachst du wirk­lich nur von dei­ner Thekenmannschaft.…..

    Gruß, Ben­ja­min

  7. Hal­lo Jochen, 

    wenn ich dich schon zu die­sem Arti­kel inspi­riert habe, dann muss ich doch mein klei­nes Päck­chen Senf auch dazu geben.

    Ich habe immer wie­der Schü­ler, bei denen SOL wun­der­bar funk­tio­niert – und da set­ze ich das dann auch ein. Aber ich habe – wie ich schon mal an ande­rer Stel­le gesagt habe, auch genü­gend ande­re Metho­den gelernt, um mei­nen Unter­richt an die jewei­li­ge Grup­pe anzupassen. 

    Die Rea­li­tät gibt dir ‑lei­der – fast immer recht, denn wir haben (zumin­dest an mei­ner Schu­le) z. T. auch Schü­ler, die aus kaput­ten Eltern­häu­sern stam­men, deren Kopf voll ist mit ande­ren (wich­ti­ge­ren) Din­gen als mei­nem Unter­richt. Oder glaubt irgend­je­mand, dass eine 16-Jäh­ri­ge, deren Mut­ter und ihr Freund sie in ein Heim abschie­ben wol­len, deren Vater sie aber auch nicht haben will, sich tat­säch­lich noch selbst moti­vie­ren kann für Din­ge, die sie eigent­lich gar nicht inter­es­sie­ren? Ich könn­te die Lis­te nach Belie­ben fortsetzen.

    Ein wei­te­rer Aspekt betrifft etwas völ­lig Unpäd­ago­gi­sches, näm­lich unse­re Arbeits­be­din­gun­gen. Mit SOL kön­nen wir doch locker zwei oder drei Klas­sen betreu­en – schließ­lich müs­sen wir unse­re Schü­ler ja „nur“ noch moti­vie­ren und auf die rich­ti­ge Schie­ne set­zen. Ret­tet doch unse­ren Staats­haus­halt, oder? 😉

    Auf der ande­ren Sei­te war ich in den Som­mer­fe­ri­en in einer neu­see­län­di­schen Schu­le, wo SOL offen­bar her­vorr­aq­gend funk­tio­nier­te – da war ich beein­druckt. Viel­leicht sind unse­re Schü­ler UND wir ein­fach noch nicht so weit und es dau­ert noch ein biss­chen. (Zum Glück hab ich ja noch ein paar Jähr­chen um – wie dei­ne Alt­her­ren­mann­schaft am Ball zu bleiben.)

    Wenn wir für alles bereits eine Patent­lö­sung hät­ten, wäre unser All­tag doch lang­wei­lig, oder.

    Wei­ter auf der Suche nach Patenten
    Dorothee

  8. Passt recht gut hier­her – eine Bespre­chung drei­er fran­zö­si­scher Bücher über die Pro­ble­me mit „child-cent­red edu­ca­ti­on“ (dan­ke für den Hin­weis, Harald!). Der gan­ze Text steht hier:
    http://www.spiked-online.com/index.php?/site/article/1084/

    Hier ein Auszug:
    ———————————————-
    Child-cent­red edu­ca­ti­on is based on the con­s­truc­ti­vist theo­ry of lear­ning, accor­ding to which lear­ners con­s­truct their own know­ledge by ana­ly­sing expe­ri­ence. For Marc Le Bris, this is a fal­se theo­ry, becau­se the who­le of huma­ni­ty, not the indi­vi­du­al child, con­s­tructs know­ledge. The domi­nan­ce of con­s­truc­ti­vism means that pupils will be, at best, auto­di­dacts lack­ing the soli­di­ty of sys­te­ma­tic learning. 

    In Bri­tain the­re is also a strong aver­si­on to the trans­mis­si­on of know­ledge. The idea that pupils must be ‘acti­ve’ and beco­me ‘inde­pen­dent lear­ners’, rather than depend on the tea­cher, is sel­dom ques­tio­ned. An inde­pen­dent school head tea­cher recent­ly asked me: ‘We are often accu­sed of spoon-fee­ding our pupils. How can we help them beco­me inde­pen­dent learners?’ 

    Rachel Bou­ton­net could have ans­we­red that ques­ti­on. A French pri­ma­ry school tea­cher with a mas­ter in phi­lo­so­phy, she kept a dia­ry throug­hout her tea­cher trai­ning and her first year as a tea­cher, which she published in 2003. She rejects the idea that tra­di­tio­nal tea­ching methods make pupils pas­si­ve: ‘I think it is impos­si­ble to learn in a pas­si­ve way. If you have lear­nt some­thing, you must have been active;…in order to lis­ten, you must con­cen­tra­te. What the spea­k­er is say­ing, you must make your own. This often requi­res effort and will power.’ 

    She also ques­ti­ons the belief that so-cal­led acti­ve methods lead to pupils’ auto­no­my: ‘the fact that pupils are “in rese­arch mode” doesn’t mean that they are acti­ve. Often…they just ape an acti­vi­ty. They go through the moti­ons that the tea­cher has script­ed for them. Intellec­tual­ly spea­king, they are passive.’
    ———————————————-

    Mei­ner Erfah­rung nach ist es sehr schwie­rig, hier zu verallgemeinern.
    Sehr moti­vier­te Schü­ler, die einen schwa­chen Leh­rer haben, wer­den vom auto­no­men Ler­nen mehr pro­fi­tie­ren als vom Fron­tal­un­ter­richt ihres Leh­rers. Schwa­che Schü­ler, die einen sehr moti­vier­ten Leh­rer haben, wer­den vom Fron­tal­un­ter­richt die­ses Leh­rers ver­mut­lich mehr pro­fi­tie­ren als von einer Run­de auto­no­mem Lernen.
    Letzt­end­lich muss jeder Leh­rer zusam­men mit der Klas­se her­aus­fin­den, wie es bei die­ser kon­kre­ten Zusam­men­set­zung von Ler­ner-Indi­vi­du­en am bes­ten funk­tio­niert. Eine Kom­bi­na­ti­on aus Ver­läss­lich­keit und Fle­xi­bi­li­tät ist da gefragt.

    Schö­nen Gruß
    Peter.

  9. Thore

    Hal­lo Mr.Lüders,

    den Aspekt den ich an einer sol­chen Dis­kus­si­on eben­so inter­es­sant fin­de (und mit dem immer und immer wie­der Schü­ler fälsch­li­cher Wei­se daher­da­ckeln) ist der Aspekt der „Frei­wil­lig­keit“.
    Ich möch­te jetzt mal aus der Sicht eines z.B. unein­sich­ti­gen Schü­lers sprechen:

    „Zum Fuss­ball­trai­ning gehe ich frei­wil­lig, in die Schu­le nicht!“

    Das ist nach mei­nem Betrach­ten ein sehr amü­san­ter Satz (und ich zweif­le nicht dar­an dass auch ihr gera­de schmun­zelt), wobei gleich­sam vie­le Pop-up Fens­ter sich im Kopf öff­nen a lá:
    „Ach du bist nicht frei­wil­lig in der Schule?“
    „Und wenn dir der Ver­ein nicht gefällt, in einem ande­ren musst du kein warm-up machen?“
    u.v.m.

    Ich möch­te damit eigent­lich nur auf die­sen einen Grund­ge­dan­ken stoßen:

    Wie kann man den Schü­lern die kei­ne Lust auf Schu­le haben, in der Grund­fes­te bewusst machen, dass sie frei­wil­lig da sind und das ohne sie davonzujagen?

    LG
    Thore

  10. H.S.

    Oh, wäh­rend ich geschrie­ben habe, hat Tho­re einen Aspekt gepos­tet, der m.E. sehr gut zu mei­nem ers­ten Abschnitt passt. 

    Selbst­stän­dig­keit der Schüler

    Ich den­ke der Schü­ler ist am Anfang sei­ner Schul­zeit erst­mal völ­lig neu­tral gegen­über jeder Art von schu­li­scher Tätig­keit, meis­tens sogar eher posi­tiv ein­ge­stellt. Woher kommt es dann, dass er eini­ge Din­ge spä­ter lie­ber macht als ande­re? Liegt es nicht dar­an, dass Leh­rer die Din­ge bewer­ten und die­se Bewer­tung den Schü­lern wei­ter­ge­ben? Ein Pro­blem ist erst ein Pro­blem, wenn ich eines dar­aus gemacht habe. Indem ich z.B. Schü­lern sage: „ Jetzt kommt etwas Schwie­ri­ges.“, impli­zie­re ich den Schü­lern die Schluss­fol­ge­rung: »das ist Schwie­rig, das ist ein Pro­blem. Gram­ma­tik ist ein Problem
    => Pro­ble­me sind Schlecht
    => Gram­ma­tik ist Schlecht und mache kei­nen Spaß. 

    Es gibt kei­ne Pro­ble­me und kei­ne Schwie­rig­kei­ten, es gibt nur Auf­ga­ben, und es ist eine gro­ße Freu­de eine Auf­ga­be zu lösen! Wir lösen eine beson­de­re Aufgabe!

    => Gram­ma­tik ist eine Aufgabe
    => Auf­ga­ben machen Spaß (weil ich Erfolg haben kann)
    => Gram­ma­tik macht Spaß

    Der Mensch hat vier Grundbedürfnisse:
    – Nahrung
    – Luft
    – Zuneigung

    - Das Bedürf­nis Recht zu haben

    Um das vier­te Bedürf­nis zu stil­len ist der Mensch bereit sogar die ande­ren Bedürf­nis­se auf­zu­ge­ben! Es sind schon vie­le Men­schen gestor­ben, nur um zu bewei­sen dass sie Recht haben!
    Es gilt die­sen urei­ge­nen Instinkt, den jeder Schü­ler hat, zu wecken. Denn wenn der Schü­ler hin­ter allem eine Auf­ga­be sieht, eine Mög­lich­keit „Recht zu haben“, dann wird er sich ihr auch selbst­stän­dig widmen.

    Feed­back

    Des Wei­te­ren ist die Selbst­stän­dig­keit des Schü­lers durch kon­se­quen­tes Feed­back zu för­dern! Ein kla­res Feed­back, nicht nur anhand von Noten, son­dern per­sön­lich durch die Lehr­kraft trägt erheb­lich zur Ver­ant­wort­lich­keit bei! Gute Leis­tun­gen loben, weni­ger gute Leis­tun­gen tadeln.
    98% aller Schü­ler (Kl. 7 – 9) sind nicht prin­zi­pi­en­ori­en­tiert (vgl. Absatz 2), son­dern vom Feed­back ihrer Umge­bung (Freun­de, Eltern, Leh­rer) abhän­gig. Somit ist Feed­back das opti­ma­le Werk­zeug um Moti­va­ti­on zu errei­chen. Schü­ler ler­nen nicht für sich selbst, die­sen viel­ge­pre­dig­ten Satz ver­steht kein Schü­ler! Aber jun­ge Men­schen stre­ben mehr als alle Ande­ren nach Aner­ken­nung, das ist einer der Schlüs­sel zur Führung! 

    Per­sön­lich­keit

    Die Per­sön­lich­keit des Leh­rers, ist der ent­schei­den­de Faktor.

    Der Schü­ler an sich (gera­de in den schwie­ri­gen Jah­ren 12–15 Jah­re) ist pau­schal gegen gesell­schaft­li­che Nor­men, auf der Suche nach der per­sön­li­chen Iden­ti­tät stellst er sich gegen die vor­ge­ge­be­nen Nor­men, denn nur durch Gren­zen und Rei­bung kann er sich in die­ser Pha­se des Lebens selbst wahr­neh­men. Dies ist, was ihn in die­sen Jah­ren beschäf­tigt. Ich spre­che hier von den schwie­ri­gen Schü­lern, nicht von den ein­fa­chen, denn die­se sind pas­send nor­miert, gesell­schaft­lich aus­ge­rich­tet und fol­gen allen schu­li­schen Vorgaben.

    Die Kunst des Leh­rers muss es sein, dem „schwie­ri­gen“ Schü­ler sei­ne Gren­zen zu zei­gen, das kann er nur durch wah­re Per­sön­lich­keit! Nicht durch Ver­wei­se, Hin­wei­se und Nachsitzen.

    Dar­in liegt das Pro­blem der jun­gen Leh­rer, es fehlt an Per­sön­lich­keit. Es gab schon immer Leh­rer, die in der Lage waren zu füh­ren, die Mehr­heit war es nicht!

    Wor­an liegt das? Was machen die­se Leh­rer anders? Wo ist die­se Persönlichkeit? 

    Per­sön­lich­keit ist schwer zu defi­nie­ren, m.E. ist Per­sön­lich­keit ein unum­stöß­li­ches Fun­da­ment, das dem Men­schen in jeder Lebens­la­ge fes­te Prin­zi­pi­en bie­tet. Ein Mensch mit Per­sön­lich­keit, besitzt einen wesent­lich ver­grö­ßer­ten Spalt zwi­schen Input und Out­put, er ist sich sei­ner Wahl­mög­lich­keit in jedem Moment voll bewusst. Für einen Men­schen, der prin­zi­pi­en­ori­en­tiert ist, spielt es kei­ne Rol­le, ob die Schü­ler sei­nen Lern­zir­kel mögen oder nicht, dar­um wird auch nie­mand sei­nen Lern­zir­kel bom­ba­die­ren. Er stellt kein Ziel dar, weil der Leh­rer kei­ne Erwar­tun­gen stellt, ent­we­der es funk­tio­niert, oder eben nicht. Über­all wo der Leh­rer Erwar­tun­gen stellt, ist er nicht im Gleich­ge­wicht mit sich selbst, macht sich von Ande­ren, von sei­nen Schü­lern abhän­gig! Seid ihr von euren Schü­lern abhän­gig? Hof­fent­lich nicht!!!
    Denn wenn der Leh­rer vom Schü­ler abhän­gig ist, dann ist er immer vom Feed­back der Schü­ler abhän­gig und nicht von sei­nen eige­nen Prni­zi­pi­en. Was kann ein Leh­rer leh­ren, wenn er von sei­nem Schü­ler abhän­gig ist?

    Der Unter­richt ist kein Zug, er fährt nicht auf Schie­nen von Bahn­hof zu Bahn­hof, von Stun­de zu Stun­de, am Anfang fah­re ich los und muss dann die gan­ze Stun­de den ein­ge­schla­ge­nen Kurs hal­ten. Der Unter­richt ist wie eine Auto­fahrt, und du hast das Steu­er in der Hand, du kannst gemäß dei­ner Prin­zi­pi­en jeden Moment die Rich­tung wech­seln. Funk­tio­niert etwas nicht, so wechs­le die Richtung.
    „Aber die gan­ze Arbeit, die ich in den Lern­zir­kel gesteckt habe“, wirst du ant­wor­ten. Die Wahr­heit ist, es inter­es­siert nie­man­den wie viel Arbeit du inves­tiert hast! Das war schon immer so, du akzep­tierst ja auch, dass man­che Schü­ler län­ger ler­nen als ande­re und trotz­dem die Schlech­te­ren sind. Es spielt kei­ne Rol­le, was inves­tiert wur­de, es zählt nur das Ergeb­nis! Wenn dei­ne erar­bei­te­te Metho­de nicht funk­tio­niert, dann funk­tio­niert sie nicht.
    Nicht für jeden Leh­rer ist jede Metho­de geeig­net, es gibt Leh­rer, die kön­nen bestimmt Metho­den nicht anwen­den, aus einem ganz ein­fa­chen Grund, weil sie gar nicht wirk­lich dahin­ter ste­hen, weil die gewähl­te Metho­de zwar dem aktu­el­len päd­ago­gi­schen Kennt­nis­s­stand ent­spricht, aber nicht den eige­nen Prinzipien. 

    Fazit:

    Die hier dar­ge­leg­ten Ein­drü­cke ent­spre­chen mei­ner per­sön­li­chen Mei­nung und Erfah­rung, die Par­al­le­len zwi­schen Schu­le und Wirt­schaft sind in die­sen Berei­chen signi­fi­kant. Denn wäh­rend die Schu­le einen Weg­gang vom Fron­tal­un­ter­richt zur Ent­wick­lung eigen­ver­ant­wort­li­cher jun­ger Men­schen beschrei­tet, ist die Wirt­schaft, in den heu­ti­gen Zeit mehr denn je, an selbst­stän­di­gen und krea­ti­ven Mit­ar­bei­tern inter­es­siert. Die Moti­va­ti­on eines Schü­ler und eines Mit­ar­bei­ters ist m.E. vergleichbar.

    Die Auf­ga­be liegt bei den Leh­rern selbst, nicht bei den Schü­lern, wenn dass „mind­set“ der Leh­rer, sowie deren Per­sön­lich­keit, deren Soft­s­kills und ihr „Werk­zeug­kas­ten“ rich­tig aus­ge­bil­det sind, dann kann jeder Leh­rer einen gro­ßen Teil ( m.E. 80% +) moti­vie­ren und denn Schü­lern über sein Fach hin­aus noch eine gan­ze Men­ge fürs Leben mitgeben.
    Lei­der ist hier auch ein gemein­sa­mer Aspekt der Lehr­amts­aus­bil­dung und der betriebs­wir­schaft­li­chen Aus­bil­dung erkenn­bar, so wer­den die von mir erwähn­ten Berei­che in bei­den Stu­di­en­rich­tun­gen nicht annä­hernd abge­deckt. Die­se The­ma­tik ist jedoch eine ande­re und wür­de den Rah­men die­ses Blogs spren­gen und die von Herrn Lüders ange­spro­che­ne The­ma­tik end­gül­tig verlassen.

    Regards

    H. S.

  11. Die arme jun­ge Leh­re­rin. Soviel Mühe, soviel schö­ne Ver­pa­ckung, wenn man doch glaubt, dass die Ver­pa­ckung so wich­tig wäre.

    Ich sel­ber habe als Schü­ler die schreck­lichs­ten Unter­richts­fä­cher geliebt, wenn ein beson­de­rer Lehrer/in dar­in unter­rich­te­te. Es gibt Leh­rer, die kön­nen Schü­ler mit den schlimms­ten Din­gen so uner­hal­ten, fas­zi­nie­ren, dass jede Spie­le­rei oder wei­te­re Ver­pa­ckung ich nen­ne das oft Mate­ri­al­schlacht über­flüs­sig wird. Ihre Aus­strah­lung ihre Kunst nur zu reden reicht einfach.

    In mei­ner Sport­art ist das genau­so, wenn ich moti­vie­rend arbei­te, ist mei­ne Grup­pe fähig eine unmensch­li­che Anzahl von Wie­der­ho­lun­gen zu absol­vie­ren, aber wehe, wenn ich sel­ber nichts ausstrahle.

    Ja, ja, wir Eltern kön­nen nicht ver­lan­gen, dass ihr Leh­rer alle Enter­tai­ner seid, das auch erst lang­sam mit der Berufs­dau­er sich ent­wi­ckelt oder zum Gegen­teil mutiert.

  12. Ludwig

    Hal­lo Herr Lüders,
    also ich den­ke Sie lie­gen mit Ihrer Behaup­tung, oder The­se, dass Schü­ler, die viel­leicht nicht so an Eng­lisch inter­es­siert sind eher im Unterrricht auf­pas­sen, wenn eine ganz nor­ma­le Stun­de gehal­ten wird, rich­tig. Das Pro­blem bei einer Grup­pen­ar­beit liegt eben immer dabei, dass die „Kli­en­ten“, wie sie „uns“ so schön genannt haben :-),die mehr ande­ren Din­gen ihre Auf­merk­sam­keit schen­ken, sich schnell mit ihren Freun­den in einer Grup­pe zusam­men­setz­ten und dann Eng­lisch Eng­lisch sein las­sen und Pri­vat Gesprä­che anfangen.

    Und ohne jetzt schlei­men zu wol­len, aber Ihr Sport Ver­gleich passt einfach :-).
    In dem Zusam­men­hang fällt mir auch wie­der Ihre Fra­ge ein bei wel­cher Tem­pe­ra­tur ich denn noch aufs Rad stei­gen wür­de – als ich dann ca. ‑5 Grad gesagt habe konn­ten sie mei­ne Ein­stel­lung nicht so rich­tig tei­len (neh­me ich jetzt ein­fach mal an). Aber wenn man sei­nen Sport, Beruf oder sein Hob­by liebt und ernst nimmt, weil man etwas errei­chen will, dann macht man eben auch ver­rück­te Sachen die Aus­sen­ste­hen­de für komisch halten.
    Was ich damit sagen will ist, dass es immer dar­auf ankommt mit wel­cher Ein­stel­lung man etwas macht und in die­sem Bei­spiel, wie man im Eng­lisch Unter­richt sitzt. Ich den­ke in die­sem Fall kommt es dann nicht mehr sooo dar­auf an ob man Eng­lisch liebt oder nur ein biss­chen mag. Wenn man ganz ein­fach eine gute Note schrei­ben will, dann lernt man auch und passt auf!

    So das wärs 🙂
    Lie­be Grüße

    Lud­wig

  13. > In dem Zusam­men­hang fällt mir […] Ein­stel­lung nicht so rich­tig teilen

    Na ja, was heißt „tei­len“. Ich radel ja sel­ber ger­ne, aber habe eben (lei­der) nicht die nöti­ge Ein­stel­lung um wirk­lich gut zu wer­den bzw. zumin­dest ein bestimm­tes Niveau hal­ten zu kön­nen. Da jault der inne­re Schwei­ne­hund ein­fach zu laut 😉 Auf der ande­ren Sei­te bin ich immer wie­der erstaunt, was für einen unglaub­li­chen Ein­satz Schü­ler im Sport oder in Musik an den Tag legen und dann sind sie zu faul ein paar blö­de Eng­lisch-Voka­beln zu ler­nen, obwohl sie ganz genau wis­sen, dass es in der Schul­auf­ga­be min­des­tens 30 BE dafür gibt.

  14. corina

    So jetzt hab‘ ich das auch mal gelesen.Ich muss schon sagen, Recht haben Sie ja eigent­lich schon, aber ich möch­te trotz­dem nicht aus­schlie­ßen, dass die­ses „selbst­stän­di­ge Ler­nen“ in man­chen Fächern ein tota­ler Schwach­sinn ist. Was nützt mir denn bit­te z.B. in Mathe ein Lern­zir­kel oder ähn­li­ches, wenn ich’s ein­fach nicht ver­steh und mei­ne Klas­sen­ka­me­ra­den mit Sicher­heit nicht die Zeit auf­brin­gen mir das zu erklä­ren, und sobald man die­se Auf­ga­ben, sei es Phy­sik oder Mathe, ein­fach nicht lösen kann (ob es nun an den blö­den For­meln liegt oder nicht!) bekommt man vom Leh­rer zu hören: JA HAST DU GELERNT??? Dar­auf ant­worr­tet man selbst­ver­ständ­lich JA und was kommt dann? Genau das: JA DANN TUTS MIR LEID SAGEN ZU MÜSSEN DASS DU FALSCH LERNST! 

    Was ist das denn bit­te für eine Aus­sa­ge? Natür­lich ist es um eini­ges leich­ter die Englisch‑, Fran­zö­sisch- oder Latein-Voka­beln stur aus­wen­dig zu ler­nen, aber was hel­fen dir denn Unmen­gen von Voka­beln, wenn man ein­fach kein Gespür für die Spra­che hat. Mei­ner Mei­nung nach muss man sich doch selbst an den Kopf lan­gen, wenn Leu­te in der 10. Klas­se bei der 3. Per­son Sin­gu­lar nach 5 jah­ren Eng­lisch immer noch das ’s‘ ver­ges­sen. Des­we­gen mei­ne ich, dass einem Dis­kus­sio­nen oder Unter­richts­un­ter­hal­tun­gen immer noch mehr hel­fen als irgend­wel­che komi­schen Lern­zir­kel, bei denen man Gram­ma­tik und Voka­beln aus­we­nig lernt!

    Mais … c’est la vie!

  15. Thore

    Gera­de das „Gespür“ für Eng­lisch ist eine har­te Nuss, die aller­dings auch etwas hem­mend sein kann.
    Es gibt die Leu­te, wie ich aus mei­nen unzäh­li­gen Nach­hil­fe­stun­den für arme klei­ne Eng­lisch-des­in­ter­es­sen­ten wohl berich­ten kann, die ein­fach in ihrem Leben nie­mals einen Hauch einer chan­ce haben wer­den einen eng­li­schen Text mit dem Gefühl eines Eng­län­ders zu lesen, weil die­ses ein­fach nicht vor­han­den ist und sich wohl auch nur schwer­lichst anar­bei­ten lässt (wenn überhaupt).
    Zudem gibt es jene Men­schen die ein Gefühl dafür haben, aber gera­de des­we­gen nicht die Moti­va­ti­on ent­wi­ckeln etwas zu pau­ken. Die eine Hälf­te die­ser Leu­te kommt weni­ger gut und die ande­re Hälf­te ganz pas­sa­bel gut durch. Ich kam immer ganz pas­sa­bel durch *G*.
    Grun­satz eines sol­chen Arbeits­muf­fels ist wohl Fol­gen­der: „Ich set­ze ein­fach hier ein biss­chen was ein und dort ein biss­chen nach mei­nem Gefühl, gemischt mit mei­nen gering­fü­gig vor­han­de­nen Gram­ma­tik Kennt­nis­sen und her­aus kommt eine Note mit der ich mein Abi kriege.“
    Es gel­ten also jene Fra­gen zu stel­len und eine Lösung zu finden:

    Wie kann ich die­je­ni­gen moti­vie­ren, die ein­fach kein Gefühl für Eng­lisch – und durch den resul­tie­ren­den Miss­erfolg – kei­ne Lust haben?
    Wie kann ich die moti­vie­ren, die für Eng­lisch prä­de­sti­niert wären, aber ein­fach mit einer 3 schon zufrie­den sind?
    Wie kann ich die moti­vie­ren, die für Eng­lisch prä­de­sti­niert wären, aber ein­fach kei­ne 3 schaf­fen weil sie so faul sind?

    Da es wohl nicht eine Ant­wort auf alle 3 Fra­gen gibt, gilt es die 3 Ant­wor­ten zu fin­den und pas­send unter einen Hut zu brin­gen. Ich den­ke dass dies wohl die größ­te Auf­ga­be des Leh­res ist.
    Ich glau­be das Wort Per­sön­lich­keit geht gewiss schon in die­se Rich­tung, den­noch gibt es Leh­rer die eine gro­ße Per­sön­lich­keit bil­den, aber den­noch von man­chen nicht ange­se­hen werden …

    So far

    P.S. Man­che Schü­ler muss ein­fach das Leben moti­vie­ren: Lie­be Grü­ße vom bal­di­gen „Eng­li­sche Literatur“-Studenten T.Haag

  16. > Ich glau­be das Wort Per­sön­lich­keit geht gewiss schon in die­se Richtung

    Aber wenn man, z.B. als Betreu­ungs­leh­rer, zukünf­ti­ge Leh­rer aus­bil­det, ist es ja nicht damit getan, dass man zum StRef sagt: „Jetzt wer­den Sie erst­mal eine Per­sön­lich­keit, dann wird alles leich­ter.“ 😉 Ein biss­chen kon­kre­te­re Tipps braucht er schon.

    > bal­di­gen “Eng­li­sche Literatur”-Studenten

    Wow, was heißt das denn? Hast du mir ja noch gar nicht erzählt! Du willst doch nicht etwa P A U K E R wer­den, oder?

  17. Wenn Frei­ar­beit schon früh genug geübt wird funk­tio­niert sie. Heu­te 17–18jährige haben dies Erfah­rung meist nicht.
    Jün­ge­re Schü­ler sehr wohl.
    Grö­ße­re brau­chen spe­zi­el­le­re Anfangs­mo­ti­va­ti­on.… „Essen und Sex“ meint Frank McCourt (Tea­cher Man, sie­he Amazon 😉 ).
    Wie wärs mit einem net­ten Koch­buch für Girls (Che­mie als Koch­buch) und die­ser Such­ma­schie für Boys: http://msdewey.com/
    Bit­te nehmt mich nicht ganz ernst. Aber Moti­va­ti­on ist nun mal alles.… und jedes Metier ist nun mal nicht für jeden Schüler/ jede Schü­le­rin moti­vie­rend… und so anre­gend, dass er auto­nom aktiv wird.

  18. teacher

    Sehr gute Ver­glei­che (Sport!).
    Es gibt i.Ü. kei­nen Beweis, dass irgend­ei­ne Unter­richts­me­tho­de bes­se­re Ergeb­nis­se bräch­te als eine ande­re; also guter Fron­tal­un­ter­richt kann viel bes­ser wir­ken als mit­tel­mä­ßi­ger Alternativunterricht.
    Mein Schluss: Abwechs­lung! (wie beim Essen)

  19. Hal­lo Herr Lüders,

    als Refe­ren­dar erken­ne ich mich in eini­gem von dem, was Sie beschrei­ben, ganz gut wie­der. Vor allem der Umgang mit der Ent­täu­schung dar­über, dass die Schü­ler bei gut vor­be­rei­te­ten Stun­den nicht unbe­dingt begeis­tert mit­ma­chen, ist eine schwie­ri­ge Übung. Wie bei vie­lem ist wohl auch hier der Mit­tel­weg der rich­ti­ge: ab und zu rich­tig schön schnip­peln und lami­nie­ren, aber auch mal die klas­si­schen Schul­buch­stun­den durch­zie­hen. Was ich noch nicht so drauf habe: Wie arbei­te ich mit den Schü­lern in stra­te­gisch ungüns­tig gele­ge­nen Stun­den (z.B. nach einer Dop­pel­stun­de Sport)?

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