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Knapp die schlechtere Note

Vor eini­gen Tagen kam mal wie­der eins mei­ner Kin­der mit einer Arbeit nach Hau­se, bei der nur ein Punkt zur bes­se­ren Note gefehlt hat. Der feh­len­de Punkt (zusam­men mit eini­gen ande­ren Unge­reimt­hei­ten bzw. fal­schen Kor­rek­tu­ren) war – wie meis­tens – schnell gefun­den, die Note muss­te her­auf­ge­setzt wer­den. Das Gan­ze wäre nicht wei­ter blog­gen­s­wert, wenn es sich um einen Ein­zel­fall gehan­delt hät­te. Lei­der kommt aber stän­dig eins unse­rer Kin­der mit „knapp der schlech­te­ren Note“ nach Hau­se und ich fra­ge mich immer wie­der, war­um so vie­le Kol­le­gen so blöd sind.

Betrach­ten wir die Sache mal unter dem päd­ago­gi­schen Aspekt. Wenn ein Leh­rer nur die Note auf die Arbeit schreibt, gehe ich mal davon aus, dass er viel­leicht gar nicht bemerkt hat, dass der Schü­ler ganz knapp die bes­se­re Note ver­passt hat. Viel­leicht war er ein­fach zu faul noch­mal einen Blick auf sei­nen Punk­te­schlüs­sel zu wer­fen. Wenn er jedoch ein ‚+‘ hin­schreibt, hat er es bemerkt und er hat sich (hof­fent­lich) irgend­was dabei gedacht. Wel­che Bot­schaft könn­te er wohl rüber­brin­gen wol­len? Viel­leicht so was „Moti­vie­ren­des“ wie: „Wenn du dich das nächs­te Mal noch ein biss­chen mehr anstrengst, schaffst du auch die bes­se­re Note.“ Kommt die­se Bot­schaft beim Schü­ler an? Bei mei­nen Kin­dern (und bei uns als Eltern) kommt etwas ganz ande­res an: „Mit etwas gutem Wil­len hät­te mein Kind pro­blem­los die bes­se­re Note bekom­men kön­nen. Wegen einem feh­len­den Punkt die schlech­te­re Note zu geben ist ein­fach lächer­lich. Er/sie hat sie nicht bekom­men, weil a) es dem Leh­rer ein­fach egal ist (= schlech­ter Päd­ago­ge) oder b) weil er mein Kind nicht mag und ihm auf die­se Art eine rein­wür­gen will (= ganz schlech­ter Pädagoge).“

Spä­tes­tens wenn ich als jun­ger Leh­rer ein paar Mal auf­grund berech­tig­ter Pro­tes­te eine Note her­auf­set­zen muss­te, müss­te ich doch mal anfan­gen nach­zu­den­ken, wie man allein aus tak­ti­schen Grün­den die­se uner­quick­li­che Situa­ti­on in Zukunft ver­mei­den könn­te. Der Volks­mund meint, dass man aus Feh­lern klug wird, Leh­rer sind in die­ser Hin­sicht oft bemer­kens­wert lern­re­sis­tent. War­um ist es so schwer zu begrei­fen, dass ich Ver­är­ge­rung und Pro­tes­te gera­de­zu pro­vo­zie­re, wenn mei­nen Schü­lern stän­dig ein oder viel­leicht sogar nur ein hal­ber Punkt zur nächst bes­se­ren Note fehlt? Es soll ja Kol­le­gen geben, die nach der Rück­ga­be von Arbei­ten regel­mä­ßig von einem Pulk Schü­ler umringt sind, die ver­su­chen noch den feh­len­den Punkt raus­zu­schin­den. Wenn man dann auch noch den Feh­ler macht, gleich in die­ser Situa­ti­on eine Note zu ändern, statt sich wenigs­tens die Arbeit(en) mit nach Hau­se zu neh­men und sich in Ruhe anzu­schau­en, hat man natür­lich (zu Recht) verloren.

Schließ­lich der fach­li­che Aspekt. Es soll doch bit­te­schön kei­ner behaup­ten, er kön­ne z.B. bei einer text pro­duc­tion exakt begrün­den war­um er genau drei und nicht viel­leicht doch drei­ein­halb von fünf mög­li­chen Punk­ten ver­gibt. Auch bei Über­set­zun­gen und Wort­schatz- und Gram­ma­tik­tests gibt es einen Ermes­sens­spiel­raum z.B. bei Recht­schreib­feh­lern. Eben­so habe ich bei ver­ges­se­nen Wör­ter einen Spiel­raum. Ich kann sagen: „Natür­lich hät­te er gewusst, dass ’nur‘ mit ‚only‘ über­setzt wird, er hat’s halt über­se­hen, also Flüch­tigs­keits­feh­ler = hal­ber Feh­ler.“ Oder ich kann sagen: „Es fehlt ein­fach ein Wort = gan­zer Feh­ler.“ Bei uns in Bay­ern wird aus einem gan­zen ein hal­ber Feh­ler, wenn man an die hori­zon­ta­le Linie noch ein klei­nes Häk­chen nach unten anfügt. Irgend­wo ein, zwei die­ser Häk­chen ange­fügt und der Schü­ler hat die bes­se­re Note – mit etwas guten Wil­len eigent­lich fast immer machbar.

Bei mir gibt es sowohl in Steg­reif­auf­ga­ben als auch in Schul­auf­ga­ben so gut wie nie ‚+‘-Noten. Dank mei­ner Tabel­len sehe ich mit einem Blick, wo ein Schü­ler nur knapp die schlech­te­re Note bekom­me hat. Was „knapp“ kon­kret heißt, kann ich bei Bedarf in der ent­spre­chen­den For­mel ein­stel­len, nor­ma­ler­wei­se heißt es zwei und weni­ger Punk­te von der bes­se­ren Note ent­fernt. Die­se Arbei­ten schaue ich mir noch­mal genau­er an. Viel­leicht habe ich ja irgend­wo einen Feh­ler über­se­hen, bzw. mich bei der Addi­ti­on bzw. Sub­trak­ti­on ver­zählt. Falls ja, hat sich das Pro­blem oft schon erle­digt. Falls nein, schaue ich, wo ich guten Gewis­sens aus einem gan­zen einen hal­ben Feh­ler machen kann um auf die bes­se­re Note zu kommen.

Falls ich hin­ge­gen wirk­lich mal der Mei­nung bin, dass die schlech­te­re Note gerecht­fer­tigt ist, muss ich halt den umge­kehr­ten Weg gehen und not­falls aus einem (oder meh­re­ren) hal­ben Fehler(n) einen gan­zen machen. Das macht sich natür­lich nicht beson­ders gut, weil der Schü­ler sieht, dass ich die Arbeit zu sei­nen Unguns­ten ver­än­dert habe und er berech­tig­ter­wei­se den Schluss zieht, dass ich ihm nicht wohl­ge­son­nen bin.

Bei der Rück­ga­be von „gelif­te­ten“ Arbei­ten deu­te ich manch­mal mit einem ver­nehm­li­chen Räus­pern auf die betreffende(n) Stelle(n), so dass dem Schü­ler klar wird, dass ich gnä­dig war und etwas „nach­ge­hol­fen“ habe.

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  1. Andrea

    Hal­lo Jochen,
    ich kann Dir als Leh­re­rin und Mut­ter nur zustim­men. Ich wun­de­re mich immer wie­der dar­über wie sehr man­che Kol­le­gen dar­an inter­es­siert sind, wirk­lich jeden klei­nen Feh­ler zu ahn­den. Da gibt es dann Lücken­tex­te in Klas­sen­ar­bei­ten im 5. Lern­jahr, in denen die Gram­ma­tik über­prüft wer­den soll. Der Schü­ler macht einen klei­nen Recht­schreib­feh­ler und bekommt den gan­zen Punkt für die Lücke abge­zo­gen, so als ob er die Gram­ma­tik nicht beherr­schen würde.

    Eine noch üble­re Erfah­rung habe ich bei einer Zweit­kor­rek­tur im Abitur erlebt, bei der ein „nati­ve spea­k­er“ im Feh­ler­index auf 7 Punk­te (wenn ich mich rich­tig erin­ne­re) kam, weil die Lehr­kraft vie­le der idio­ma­ti­schen Aus­drü­cke nicht kann­te und jedes Mal mit einem Feh­ler abstraf­te. Mit Hil­fe von zusätz­li­chen Beweis­ma­te­ria­li­en wie den Stan­dard­wer­ken und „books.google.co.uk“ konn­te ich dem Schü­ler letzt­lich zu sei­nen ver­dien­ten 13 Punk­ten ver­hel­fen. Ande­ren Schü­lern des Kur­ses ging es ähn­lich, wenn auch nicht ganz so drastisch.

    Du kannst Dir die Freu­de bei der Bekannt­ga­be der Abitur­no­te bei den Schü­lern (die wäh­rend der gesam­ten Ober­stu­fe nie im Feh­ler­index so gut abge­schnit­ten hat­ten wie im Abitur) sicher vor­stel­len. Aber durch wel­che „Schu­le“ sind sie da 3 Jah­re lang gegan­gen? Und den aktu­el­len Schü­lern geht es nicht anders. Noch in der 10. Klas­se waren sie hoch­mo­ti­viert für Eng­lisch und jetzt bekom­men sie Feh­ler ange­stri­chen, wenn sie „phra­ses“ aus Lern­hil­fen (u.a. von Dir) ver­wen­den, nur weil die Lehr­kraft die­se nicht kennt.

    Die Fra­ge für mich bleibt immer wie­der: Hal­te ich mei­nen Mund und mische mich in die Arbeit der Kol­le­gen nicht ein oder unter­stüt­ze ich den Schü­ler, in der Hoff­nung, dass der Kol­le­ge bereit ist die Kri­tik anzunehmen?

    Gruß Andrea

  2. > Die Fra­ge für mich bleibt immer wie­der: Hal­te ich mei­nen Mund und mische mich in die Arbeit der Kol­le­gen nicht ein oder unter­stüt­ze ich den Schü­ler, in der Hoff­nung, dass der Kol­le­ge bereit ist die Kri­tik anzunehmen?

    Die­se Fra­ge lässt sich lei­der immer nur für den Ein­zel­fall ent­schei­den. Mei­ne Kin­der wol­len oft nicht, dass ich was sage bzw. schrei­be, weil sie die Rache des Leh­rers (oft zu Recht) fürch­ten. Über „münd­li­che“ Noten geht das ja wun­der­bar. Also schau ich es mir eine Wei­le lang an, wenn dann aber eine bestimm­te Gren­ze über­schrit­ten wird (z.B. wenn bei einer Ex die Gren­ze zur 4 bei über 70% liegt) unter­neh­me ich was.

  3. Das The­ma dis­ku­tier­ten wir kürz­lich gemein­sam, denn auch eine 2+ ist aus Sicht mei­nes Kin­des eher frus­trie­rend, statt moti­vie­rend. Die bes­se­re Note ver­passt zu haben, ließ die Freu­de über ein ansich sehr gutes Abschnei­den dahin­schmel­zen. + und – Noten fin­de ich als über­flüs­sig und bringt nicht wirk­lich eine gra­vie­ren­de Ände­rung bei der Endabrechnung. 

    Das ist sehr gut, dass Sie sich selbst noch mal über­prü­fen und es ehrt Sie, wenn sie sich die Zeit neh­men und die Arbei­ten genau­es­tens bewerten,mit posi­ti­ven, moti­vie­ren­der Noten­ge­bung. Mir wäre es unan­ge­nehm, wenn ich im Nach­hin­ein auf schlech­te Kor­rek­tur hin­ge­wie­sen wür­de und das darf aus mei­ner Sicht gera­de einem Leh­rer nicht passieren. 

    Ich wäre schon zufrie­den, wenn jede Klas­sen­ar­beit mit einem Durch­schnitt von 4 nicht nur dem Schul­rek­tor zur Unter­schrift vor­ge­legt wer­den müss­te, son­dern die Arbeit mal gründ­lichst durch­leuch­tet wür­de bzgl. des Ergeb­nis­ses. Nicht nur zu unter­schrei­ben, son­dern auch die Lehr­kraft über­prü­fen in bezug auf ihre Unter­richts­qua­li­tät. Käme das öfters vor, soll­te ihm ein beson­de­re Auf­merk­sam­keit gebüh­ren, wel­che Grün­de lie­gen vor.

    - ist er in allen Fäche­ren so in der Notengebung?
    – wie wird sein Unter­richt gestaltet?
    – wie sind sei­ne Fehlzeiten?
    – den Leh­rer bei anhal­ten­der Ten­denz zu einer ande­ren Klas­se geben?

    Mir bleibt zur Zeit nur ein Trost für mei­ne Kin­der, dass es zum Glück nach 2 Jah­ren ein völ­li­gen Leh­rer­wech­sel gibt. Mir wäre ein Wech­sel jedes Jahr recht, denn die stän­di­ge Bevor­zu­gung bei Aus­ät­zen kann ich nur schwer ertra­gen. Die unter­schied­li­chen Inter­es­sen am Kin­de und an der Arbeit schwan­ken von Leh­rer zu Leh­rer, genau­so wie bei ande­ren Arbeits­plät­zen. Lei­der han­delt es sich um Men­schen, nicht um Maschi­nen und bei­de Sei­ten sind äußerst anfäl­lig für Fehler. 

    Ich benei­de Per­so­nen, die sich eine Schu­le aus­su­chen kön­nen, an denen Leh­rer noch Leis­tung brin­gen müs­sen, um dort ihre Arbeits­stel­le behal­ten zu kön­nen. Es wird Leis­tung, Beno­tung, Egeb­nis­se von Kin­dern gefor­dert, dann aber bit­te auch von Leu­ten, deren Han­deln nach­prüf­bar ist und nie­mals Kon­se­quen­zen selbst erhal­ten. Dies ist der Haupt­grund für unser schlech­tes Schul­sys­tem, denn wer ein­mal sei­nen Platz dar­in hat braucht sich kei­ne Jobängs­te zu machen. 

    Vie­len Dank noch für den Tipp, sogar die Abschluß­ar­bei­ten zu über­prü­fen, viel­leicht kann ich mir ja das nöti­ge Klein­geld über einen Zweit­job erar­bei­ten, damit es eine Fach­kraft auch machen kann, denn als Mama bin ich da rest­los über­for­dert und mei­ne Kin­der aus­ge­lie­fert. Genau wie der Nach­hil­fe­markt boomt, könn­te das ein neu­er Markt werden.

  4. Christian

    Hal­lo,

    ich bin ein Berufs­an­fän­ger und unter­rich­te am Gym­na­si­um Mathe­ma­tik und Phy­sik. Ich benut­ze bis­her EXCEL-Tabel­len zur Berech­nung der Noten von Klas­sen­ar­bei­ten und kann so ziem­lich leicht ‚+‘-Ten­de­zen erkennen.

    Die Behaup­tung, über Leh­rer, die angeb­lich leicht­fer­tig sol­che Noten ver­ge­ben fin­de ich etwas anma­ßend, und zwar aus fol­gen­den Gründen:

    Gene­rell ist es ein Unding, jedem der ‚+‘-Ten­den­zen ver­gibt, Blind­heit oder Bos­heit zu unterstellen.

    Bei mir kommt es vor, dass ein wei­te­rer Schü­ler noch einen Punkt wei­ter unter der Gren­ze zur nächs­ten Note liegt. Woll­te ich also den Punk­te­schlüs­sel ver­än­dern, hät­te ich das glei­che Pro­blem wieder.

    Wenn ich aus päd­ago­gi­schen Grün­den Feh­ler weni­ger oder stär­ker mit Punkt­ab­zug bewer­te, mache ich mich bezüg­lich der Objek­ti­vi­tät angreifbar.

    Ich stim­me Ihnen in Ihrer Argu­men­ta­ti­on grund­sätz­lich zu, hal­te jedoch die Behaup­tung, die Sie über die Moti­ve der Lehr­kräf­te auf­stel­len, für frag­wür­dig unge­ach­tet des­sen, dass es Lehr­kräf­te mit den genann­ten frag­wür­di­gen Ver­hal­tens­wei­sen gibt.

    Mit freund­li­chen Grüßen
    Christian

  5. > Gene­rell ist es ein Unding, jedem der ‘+’-Ten­den­zen ver­gibt, Blind­heit oder Bos­heit zu unterstellen.

    Wo tue ich das bit­te­schön? Im Gegen­teil, ich unter­stel­le Kol­le­gen durch­aus lobens­wer­te Moti­ve (vgl. „Moti­vie­ren­des“). Ent­schei­dend ist jedoch, was davon beim bzw. bei den Eltern ankommt.

  6. anna

    Wo bit­te sind die lobens­wer­ten Moti­ve, wenn Schü­ler Sei­ten­wei­se Stoff gut aus­wen­dig ler­nen und dann Lücken­tex­te vor­ge­setzt bekommen,wo es dann ver­schie­de­ne Ant­wort­mög­lich­kei­ten gibt, blö­der­wei­se aber dann genau das fal­sche Wort in der Lücke steht, weil ja genau das ande­re gewünscht wur­de, die gan­ze Klas­se dann als lern­faul abge­stem­pelt wird, weil die bes­te Note eine Drei ist.(Musikunterricht)
    Ich als Eltern­teil dann zu hören bekom­me: „Das hät­te ich ohne ler­nen auch geschafft, war­um soll ich mich da noch­ein­mal hinsetzen?-Die mag uns ja sowie­so nicht!“

  7. Wolfgang

    Ich stim­me Jür­gen abso­lut zu, wenn es dar­um geht, +-Noten abso­lut zu ver­mei­den. Gera­de bei der Text­pro­duk­ti­on hat man hier ja genug Spiel­raum. Des­we­gen sind – Noten bei mir i.d.R. häu­fi­ger. Aller­dings bit­te ich zu beden­ken, dass ich einem Schü­ler über das Jahr hin­weg nicht immer nur die bes­se­re Note geben kann (z.B. drei mal 4- !). Gera­de hier muss es legi­tim sein, auch mal durch eine +-Note auszugleichen.
    Zum Kom­men­tar von „rebound“: Sicher gibt es Lehr­kräf­te, die trotz schlech­ter Arbeit vom Sys­tem „geschützt“ sind. Den­noch ist es ein Unding, einen schlech­ten Noten­schnitt mit einem unfä­hi­gen und einen guten Schnitt mit einem tol­len Leh­rer gleich­zu­set­zen. Es darf näm­lich auf kei­nen Fall sein, dass den Schü­lern ermög­licht wird, den Leh­rer als Ent­schul­di­gung für schlech­te Zen­su­ren anzu­füh­ren. Genau­so ist es ein Trug­schluss, eine gute Arbeit gleich der Genia­li­tät der Lehr­kraft zuzu­schrei­ben. Hier spie­len so vie­le Fak­to­ren mit, dass eine Pau­scha­li­sie­rung nahe­zu unmög­lich ist. Das bit­te ich zu bedenken!

  8. Wolfgang

    Lang­sam wird´s peinlich!

    Sor­ry, Jochen, dass ich Dich schon wie­der Jür­gen genannt habe – irgend­ein Schal­ter in mei­nem Gehirn scheint da nicht rich­tig zu funktionieren!

  9. anna

    Das sind für mich zum Teil sowie­so nur Haus­num­mern. Wie­so bekommt jemand, der nur sehr gut in den Schul­ar­bei­ten schreibt (als ein­zi­ge in der Klas­se) nie ein Sehr gut ins Zeug­nis? Aber das ist ja klar, wo doch die Mit­ar­beit so schlecht ist!!!!

  10. Daniel

    Hal­lo Jochen,

    als jun­ger, noch in der Aus­bil­dung sich befin­den­der Leh­rer muss ich sagen, dass ich Dei­ner Argu­men­ta­ti­on (noch?!) nicht fol­gen kann.
    Es ist ja nicht so, dass ich in kri­ti­schen Noten­be­rei­chen nicht mehr oder weni­ger genau nach dem Mus­ter ver­fah­re, wel­ches Du oben beschreibst … denn in der End­ab­rech­nung zwi­schen münd­li­cher und schrift­li­cher Note (50:50) macht es ja schon einen deut­li­chen Unter­schied, ob dort schrift­lich zwei­mal eine 5+ oder eine 4- zu ver­bu­chen war (davon aus­ge­hend, dass bei die­sen Kan­di­da­ten sich die Sons­ti­ge Mit­ar­beit auch eher im Rah­men von 3 – 4 abspielt). Aus mei­ner bis­he­ri­gen Erfah­rung wür­de ich auch gera­de in die­sem Noten­be­reich (je nach Schü­ler auch noch bei 3- / 4+) einen päd­ago­gi­schen Effekt bei der bes­se­ren Note für nach­voll­zieh­bar hal­ten bzw. habe bereits rudi­men­tä­re posi­ti­ve Erfah­rung damit gesammelt.
    Aber war­um ich aus einer 2+ eine 1- machen soll­te wird mir lei­der anhand der Bei­spie­le nicht klar.
    Vor allem mit Blick auf die Ober­stu­fe besteht für mich zwi­schen 12 Punk­ten und 13 Punk­ten ein gro­ßer Unter­schied. Bedenk­lich fin­de ich die­ses Vor­ge­hen auch im Hin­blick auf die Abi­no­te. Es macht für die Berech­nung ja schon einen klei­nen Unter­schied, ob jemand mit 9 oder mit 8 Punk­ten sei­ne Leis­tungs­kur­se anrech­nen darf. Und den­noch wäre auch hier vor­stell­bar, dass er/sie trotz der jeweils bes­se­ren Note statt mit 2,4 (2-) mit 2,5 (3+) abschnei­det. Soll­te man die­ses Prin­zip dann auch auf den Abidurch­schnitt anwenden?!
    Hin­zu kom­men unse­re „Wort­ent­spre­chun­gen“, denen ich bei die­ser Ent­schei­dung (momen­tan zumin­des­tens noch) zudem gro­ßes Gewicht zukom­men las­se. Hier unter­schei­de ich genau, ob eine ins­ge­samt befrie­di­gen­de Leis­tung deut­li­che Ten­den­zen nach oben erken­nen läßt (3+) oder ob eine ins­ge­samt gute Leis­tung durch ein paar (mehr oder weni­ger) gro­be Schnit­zer getrübt wird (2-). Wobei das natür­lich auch immer eine sub­jek­ti­ve Ent­schei­dung blei­ben wird. Wenn die Sub­jek­ti­vi­tät her­aus­ge­nom­men wer­den soll, dann muss man Maschi­nen stu­pi­de mul­ti­ple-choice-tests als Kla­sen­ar­bei­ten aus­wer­ten lassen.
    Jetzt bin mal gespannt: was habe ich nicht bedacht …?! 😉 

    Herz­li­che Grüße,
    Daniel

    • > Aber war­um ich aus einer 2+ eine 1- machen soll­te wird mir lei­der anhand der Bei­spie­le nicht klar.

      Zunächst ein­mal ganz schlicht aus Eigen­in­ter­es­se. Wenn du z.B. MEINEM Kind wegen eines HALBEN Feh­lers die +2 gibst, kannst du davon aus­ge­hen, dass ich die­sen hal­ben Feh­ler bzw. Punkt irgend­wo fin­de. So exakt kannst du bei 30 (+) Arbei­ten über­haupt nicht kor­ri­gie­ren. Bei einem Wortschatz/Grammatik Teil viel­leicht gera­de noch, wenn’s um Sprache/Ausdruck geht, wirst du dich schwer tun exakt zu begrün­den war­um du mei­nem Kind z.B. nur 3,5 BE und einem ande­ren 4 BE gibst.

      > Vor allem mit Blick auf die Ober­stu­fe besteht für mich zwi­schen 12 Punk­ten und 13 Punk­ten ein gro­ßer Unterschied.

      Stimmt, aber auch hier gilt, dass ein Kol­le­gi­at alles Mög­li­che ver­su­chen wird um den einen feh­len­den Punkt, der ihm zu 13 Punk­ten fehlt, her­aus­zu­schin­den. Des­halb mein Tipp: Wenn du denkst er hat die 13 Punk­te ver­dient, gib sie ihm — wenn nicht, zieh ihn von der Gren­ze weg.

  11. Der Anzatz von Jochen gefällt mir sehr gut; ins­be­son­de­re, weil er in den Grenz­fäl­len sei­ne eige­ne Arbeit noch ein­mal über­prüft. Wenn das Ergeb­nis gleich bleibt, ist es dann auch abgesichert.
    Für mich wäre aber noch wich­tig, in die­sen Fäl­len den Gesamt­ein­druck der gezeig­ten Leis­tung zu über­prü­fen: Ist es z.B. in der Sum­me eine befrie­di­gen­de Leis­tung oder eine gute Leis­tung. Je nach­dem, wie ich die Leis­tung in der Sum­me ein­schät­ze, muss ich dann mei­ne Kor­rek­tur über­prü­fen und das Ergeb­nis u.U. verändern.

  12. ich stim­me einer ande­ren gene­rel­len ten­denz des arti­kels zu, und zwar dem gedan­ken, dass sich leh­rer allgmein mehr gedan­ken über noten­ge­bung machen soll­ten, anstatt sich an for­meln und rech­nun­gen ihrer excel-tabel­len zu hal­ten. (selt­sa­mer­wei­se oft in fremd­spra­chen und natur­wis­sen­schaf­ten zu finden)
    für steg­reif­auf­ga­ben stim­me ich eben­so zu auf ten­den­zen zu ver­zich­ten, weil sie mir auch ein­fach vom auf­wand her zu wenig wert sind, dass ich mir und mei­nem schü­ler da kopf­schmer­zen machen möch­te. (ins­ge­samt geht mei­ne per­sön­li­che ent­wick­lung ohne­hin weg von exen)
    als deutsch­leh­rer brau­che ich in mei­nen schul­auf­ga­ben für mich aber die ten­den­zen, weil mir a) sechs noten­stu­fen ein­fach zu wenig sind und b) ich eben auch din­ge in mei­ne rech­nung mit ein­be­zie­he, die sich schlecht in eine ska­la pres­sen las­sen, z.b. die äuße­re form, der inhalt­li­che auf­bau u.a. dies begrün­de ich dann aber auch geson­dert in mei­ner ver­bal­be­ur­tei­lung – und bis­her (8 jah­re im dienst) gab es kei­ne eltern­be­schwer­den und nur wenig schülerdiskussionen.
    letz­te­rer punkt resul­tiert aber ein­fach auch aus einem punkt, der hier ver­nach­läs­sigt wird, näm­lich die fra­ge, wie trans­pa­rent ich mei­ne beur­tei­lung mache und – die­ser punkt wird lei­der nur nega­tiv betrach­tet – wie ich den schü­lern klar mache, dass mei­ne beur­tei­lung nur eine sache ihrer leis­tung ist und nicht ihrer person.
    auch der anfangs­ar­ti­kel unter­stellt ja, ob nun aus eltern­sicht oder was weiß ich, gene­rell die (neben- oder haupt-)absicht des leh­rers, über noten zu dis­zi­pli­nie­ren oder aber sei­nen klei­nen pim­mel zu kom­pen­sie­ren – ich höre das als ver­bin­dungs­leh­rer auch sehr oft. ich den­ke den­noch, dass die­se gene­ra­li­sie­rung ungut ist und auch nicht zutreffend.
    grüße
    ps: ich erin­ne­re mich aber auch als betrof­fe­ner an mei­ne zwi­schen­prü­fung im fach geschich­te an der uni, durch die ich präch­tig durch­ge­ras­selt bin. die­se bestand aus vier tei­len, eine davon war die über­set­zung einer eng­li­schen quel­le – man muss­te alle tei­le bestehen. wie ich spä­ter erfuhr hat­te ich einen hal­ben feh­ler zu viel (der gegen­wert eines kom­ma­feh­lers!) in die­ser über­set­zung, was zum durch­fal­len führ­te. der betref­fen­de dozent ist mitt­ler­wei­le prof und ich hal­te ihn immer noch für einen schlech­ten menschen.

  13. > als deutsch­leh­rer brau­che ich in mei­nen schul­auf­ga­ben für mich aber die tendenzen

    Damit habe ich auch über­haupt kein Pro­blem, weil eben NICHT mit (hal­ben) Punk­ten gear­bei­tet wird.

  14. Max

    Neu­lich kam ein Schü­ler zu mir, der echt frus­triert war:

    Er kopiert alle Schul­auf­ga­ben und hat sie mir gezeigt. In Mathe ist er einen Punkt an der bes­se­ren Note vor­bei, das glei­che in Phy­sik sowie in der Eng­lisch-Münd­li­chen Prüfung.
    In Fran­zö­sisch ist er gera­de ein­mal um einen hal­ben Punkt an der bes­se­ren Note dran gewesen.
    In Mathe, Phy­sik und Fran­zö­sisch war es bei­des mal eine 4, in Eng­lisch eine 3.
    Er geht in die 10. Klas­se und legt Fran­zö­sisch und Phy­sik nach die­sem Jahr ab. Gut, in Phy­sik hat er noch mal Glück gehabt, da steht er auf 3,45. In Fran­zö­sisch aller­dings steht er auf 3,56 und die Leh­re­rin sieht kei­nen Grund, auch noch zu die­sem fort­ge­schrit­te­nen Sta­di­um des Schul­jah­res etwas an der Note zu ändern. Jetzt wird in sei­nem Abitur­zeug­nis vor­aus­sicht­lich die Note 4 stehen. 

    Ich als Deutsch- udn Eng­lisch­leh­rer kann dir mit dei­nem Bei­trag nur recht geben.

  15. Monika

    Uralt­the­ma, trotz­dem noch ein Senf von mir:
    Ganz so sim­pel seh ich es nicht. Was hab ich schon Stun­den (wirk­lich Stun­den!) über pope­li­gen Steg­reif­auf­ga­ben geses­sen, weil ich Schü­ler x kei­ne 4+ wegen einem Punkt geben woll­te. Das klei­ne harm­lo­se Häk­chen, wel­ches einen gan­zen Feh­ler zu einem hal­ben macht, habe ich aber dann nicht ein­fach will­kür­lich ver­teilt. Bin ich zum Bei­spiel zum Schluss gekom­men, dass ich dann mei­net­we­gen auf Recht­schreib­feh­ler doch kei­nen gan­zen, son­dern nur hal­ben Feh­ler gebe, dann muss­te ich das ja kon­se­quen­ter­wei­se bei allen 30 Schü­lern über­prü­fen. Wäre ja ober­doof, wenn zwei Bank­nach­barn beim Ver­gleich bemer­ken, dass der eine mil­der bewer­tet wur­de als der ande­re. Und dann kann ich ande­rer­seits aber nicht in Satz x nur hal­be Feh­ler auf spel­ling mista­kes geben, im fol­gen­den Satz aber gan­ze. Also wie jetzt: Gan­ze Arbeit über­ar­bei­ten und an alle Recht­schreib­feh­ler Häk­chen machen?! Auch bei dem neu­en, inten­siv geüb­ten, wich­ti­gen Wort­schatz? Auch bei den Past Ten­se For­men? Ist das dann ein Recht­schreib­feh­ler oder ein Gram­ma­tik­feh­ler? Soll ich über­haupt noch gan­ze Feh­ler geben oder nur halbe?
    Und: das Reih­um-Punk­te­auf­bes­sern führt ja nicht nur dazu, dass mein Aus­gangs­schü­ler jetzt die ret­ten­de bes­se­re Note kriegt, son­dern auch dazu, dass plötz­lich drei sei­ner Kum­pel eine +Note krie­gen und nun so nah an der bes­se­ren Note sind, dass ich mich bei Ihnen auch auf die Suche nach wei­te­ren Häk­chen­mög­lich­kei­ten bege­ben kann…

    Hat­te ich alles schon.

    Irgend­wo ist dann auch die Grü­bel- und Jon­glier­gren­ze erreicht, fin­de ich.
    Mitt­ler­wei­le bin ich lan­ge genug dabei und kann sol­che Ent­schei­dun­gen schnel­ler und auch im Vor­feld schon tref­fen. Aber es gibt sie immer noch, die schlech­te­re Note um einen Punkt. Nicht bei der 5, da schaue ich sehr genau und ent­schei­de vor­her, ob es noch aus­reicht oder man­gel­haft ist. Aber bei allen ande­ren ist es durch­aus mög­lich. Es lässt sich schlicht bei einem auf Punk­ten basie­ren­den Noten­sys­tem nicht sicher stel­len, dass kei­ne Arbeit im Grenz­be­reich landet.

  16. Rheinländer

    „Falls ich hin­ge­gen wirk­lich mal der Mei­nung bin, dass die schlech­te­re Note gerecht­fer­tigt ist, muss ich halt den umge­kehr­ten Weg gehen und not­falls aus einem (oder meh­re­ren) hal­ben Fehler(n) einen gan­zen machen. Das macht sich natür­lich nicht beson­ders gut, weil der Schü­ler sieht, dass ich die Arbeit zu sei­nen Unguns­ten ver­än­dert habe und er berech­tig­ter­wei­se den Schluss zieht, dass ich ihm nicht wohl­ge­son­nen bin.“

    Das kommt mir doch arg pro­ble­ma­tisch und auch völ­lig unnö­tig war. Wenn man eine Klau­sur nach einem Punk­te­sche­ma bewer­tet, soll­te auch halb­wegs klar sein, wofür es Punk­te gibt oder wofür nicht. Natür­lich schaue ich, wenn ein Punkt fehlt, die Arbeit durch, ob ich etwas ÜBERSEHEN habe oder etwas noch zuguns­ten des Schü­lers wer­ten kann. Aber nach­hel­fen, auf dass eine bes­se­re Note dabei her­aus­kommt? Oder abwer­ten auf eine hal­be Note tie­fer? Was soll das? Wenn es von 80 bis 84 Punk­ten eine 2+ gibt und einer hat ein­fach 84 Punk­te – ja, dann hat er halt eine 2+ und kei­ne 1-. War­um dann nicht bei 79 Punk­ten „nach­hel­fen“, damit die 2 eine 2+ wird? Wenn es Punk­te gibt, dann sind die Noten den Punk­ten zuge­ord­net, fertig.

  17. > Wenn es von 80 bis 84 Punk­ten eine 2+ gibt und einer hat ein­fach 84 Punk­te – ja, dann hat er halt eine 2+ und kei­ne 1-.

    Ich weiß ja nicht, wie du / ihr bepunk­ten müsst. Kannst du immer hieb- und stich­fest begrün­den, war­um jemand z.B. im Bereich Spra­che genau 3,5 und nicht etwa nur 3 oder auch 4 Punk­te bekommt? Ich kann das nicht und des­we­gen bin ich – wie geschrie­ben – in sol­chen Situa­tio­nen großzügiger.

  18. Peter

    Hal­lo Jochen,

    Dein Ver­fah­ren fin­de ich spit­ze und wen­de es auch (fast) immer erfolg­reich an.

    Habe aber noch eine Fra­ge zu dem Bereich, wo es bei mir nicht funk­tio­niert, näm­lich bei Steg­reif­auf­ga­ben in Klas­sen, wo nach dem Punk­te­sche­ma (0–15) bewer­tet wird: Wie machst Du es denn da? Steg­reif­auf­ga­ben haben ja in der Regel nur so um die 30BE gesamt, und dadurch sind die Abstän­de so gering, dass Schü­ler ja qua­si auto­ma­tisch nur einen Punkt zur bes­se­ren Note brauchen…

    Schreibst Du also in Grundkursen

    a) gar kei­ne Exen
    b) Exen mit wesent­lich mehr als 30 BE
    c) Exen, bei denen Du Dein Prin­zip aus­nahms­wei­se nicht anwendest

    Lie­be Grüße,

    Peter

  19. Ich schrei­be sowohl im gk als auch im LK Exen, ver­su­che aber aus dem von dir genann­ten Grund min­des­tens 40 BE zusammenzubringen. 

    Trotz­dem sind die Abstän­de immer noch sehr gering. Aber auch dann ach­te ich dar­auf, dass nie­mand nur wegen einem hal­ben feh­len­den Punkt die schlech­te­re Note bzw. (Kolleg-)Punktzahl bekommt. Also gehe ich noch­mal sorg­fäl­tig die Arbeit durch und mache ent­we­der z.B. aus einem hal­ben Feh­ler einen gan­zen oder mache einen bereits ange­stri­che­nen hal­ben Feh­ler durch Klam­mern unwirk­sam. Ungüns­tig ist es natür­lich immer, wenn man aus etwas unter­rin­gel­tem nach­träg­lich einen hal­ben Feh­ler machen möch­te. Das ist ohne Tipp-Ex kaum zu machen und wirkt schlecht („der Leh­rer mag mich nicht“).

  20. Jay

    wit­zig, dass ich gera­de heu­te die­sen arti­kel gefun­den habe. ich untertsüt­ze die kin­der mei­ner nach­ba­rin ein wenig. als der sohn (klas­se 9, real­schu­le) jetzt mit der eng­lisch­ar­beit zu mir kam, war ich von der gesamt­no­te 3+ bei einem schnitt von 3,4 eigent­lich recht zufrie­den. es fehl­ten 1,5 punk­te zur bes­se­ren note. als ich dann aber die arbeit durch­sah, fie­len mir zwei feh­ler ins auge:

    1) das gram­ma­tik­the­ma war repor­ted speech, wobei pro satz ein punkt ver­ge­ben wur­de. der jun­ge hat­te „have got“ in „had got­ten“ umge­wan­delt und dafür, man stau­ne, einen gan­zen punkt abzug bekom­men, da sie „got­ten“ noch nie benutzt hät­ten, was nach­weis­lich nicht stimm­te, denn „got­ten“ wur­de im voka­bel­teil geführt, 

    2) die auf­ga­ben­stel­lung im voka­bel­teil war „put in sui­ta­ble words.“ wobei es 0,5 pkt pro lücke gab. einer der sät­ze lau­te­te „They (fun­nel-web spider)can be dan­ge­rous and [?] kill peo­p­le.“ die lösung „some­ti­mes“ wur­de nicht aner­kannt. ich war ohne worte. 

    dabei soll­te man mei­nen, dass man als leh­rer den schü­lern gegen­über wohl­wol­lend gestellt ist. eine arbeit ist immer eine stress­si­tua­ti­on, die wir im übri­gen auch kennen. 

    ach­so, eben­die­se leh­re­rin hat übri­gens der älte­ren schwes­ter, eben­falls in klas­se 9, auf dem zeug­nis (dem bewer­bungs­zeug­nis) die note 2 ver­wei­gert, mit der begrün­dung, dass sie in der 8ten klas­se nur durch eine nach­prü­fung im fach eng­lisch ver­setzt wurde.

  21. > 2) die auf­ga­ben­stel­lung im voka­bel­teil […] ich war ohne worte.

    Da könn­te man sich natür­lich beschwe­ren, das MUSS sie aner­ken­nen. Die Fra­ge ist dann aber wie immer, ob man dem Kind letzt­end­lich etwas Gutes tut.

    • Jay

      Der Schü­ler hat sich beschwert; vor der Punkt­ab­zug auf­grund von „got­ten“ ent­behrt für mich jeg­li­cher Grundlage.
      Die Lehr­kraft nahm das Klas­sen­ar­beits­heft mit nach Hau­se, um nach 1,5 Wochen zu sagen, dass man da nichts machen könne.

  22. Thomas

    Da könn­te man sich nicht nur beschwe­ren – unter dem Vor­be­halt, dass es so gesagt und sich so ver­hal­ten wur­de – da muss man sich beschwe­ren, weil man in eini­ger Hin­sicht hier wohl das Schul­recht auf sei­ner Sei­te hat.

    1. Die Begrün­dung mit der Note 2 ist nicht zuläs­sig. Natür­lich kann sie, wenn man sie anspricht, sich vie­ler­lei raus­re­den, aber die­se Begrün­dung ist defi­ni­tiv falsch, unab­hän­gig in wel­chem Jahrgang.

    2. Nichts zu sagen, mit dem ja oft dif­fu­sen Gefühl, der Leh­rer wür­de sich sonst rächen im Unter­richt, ist wenig hilfreich.
    Vor allem, wenn man das aus Per­spek­ti­ve der Kol­le­gen oder der Schul­lei­tung sieht. Wie wir wis­sen, gibt es doch in jedem Kol­le­gi­um Leh­rer, die „etwas selt­sam“ arbei­ten. Hier sind ja auch die Kol­le­gen sau­er, weil es auf sie zurück­fällt. Eben­so die Schul­lei­tung. Was aber haben die­se in der Hand, wenn kei­ner­lei Nach­fra­gen in sol­chen Fäl­len kom­men? Dies ist mir erst klar gewor­den, seit­dem ich in der Schul­lei­tung bin – hier kom­men oft­mals irgend­wann doch Beschwer­den, immer mit der Fra­ge ver­bun­den: War­um haben sie nichts frü­her gemacht?…Ja, war­um nicht? Weil vor­her nie­mand kam.

    Grund­sätz­lich aber hal­te ich es immer noch für falsch, sei­nem Kind bei­zu­brin­gen, das Maul zu hal­ten, selbst wenn man sich im Recht fühlt. 

    Und Jochen, bei aller Lie­be für dein Blog und für vie­le gute Sachen, die ich hier gele­sen habe – ich glau­be, der Gene­ral­ver­dacht, dass der Leh­rer sich grund­sätz­lich für alle Kri­tik im Unter­richt rächt, ist doch unangebracht…ich jeden­falls möch­te mich dage­gen ver­weh­ren. Du sicher auch.

    🙂 Grü­ße, Thomas

    • > ich glau­be, der Gene­ral­ver­dacht, dass der Leh­rer sich grund­sätz­lich für alle Kri­tik im Unter­richt rächt, ist doch unangebracht…ich jeden­falls möch­te mich dage­gen ver­weh­ren. Du sicher auch.

      Natür­lich, nur zeigt lang­jäh­ri­ge Erfah­rung (auch bei den eige­nen drei Kin­dern), dass bei Lehrern/innen, die mit solch haar­sträu­ben­den „Begrün­dun­gen“ eine bes­se­re Note ver­wei­gern, die Wahr­schein­lich­keit, dass sie sich über „münd­li­che“ Noten rächen ziem­lich hoch ist. 

      Und das ist oft nicht nur ein „dif­fu­ses Gefühl“, son­dern erleb­ter Unter­richts­all­tag. Wir wis­sen bei­de, wie fies man Rechen­schafts­ab­la­gen bzw. Unter­richts­bei­trä­ge durch­füh­ren bzw. beno­ten kann. Mal ganz abge­se­hen von den Leh­rern, die nie Aus­kunft über münd­li­che Noten geben (obwohl sie das eigent­lich müss­ten) und dann kurz vor dem Zwi­schen­zeug­nis plötz­lich ein paar 5er im Noten­buch (angeb­lich von Okto­ber / Novem­ber) ste­hen haben.

      • Wobei ich zwei­er­lei ein­schrän­ken möchte:

        a) Ich hat­te neu­lich eine Mut­ter da, die mir erzähl­te, dass ihr Sohn meint, ich wür­de ihn nicht mögen. Ich hab in mich rein­ge­hört und konn­te nicht fest­stel­len, dass ich beson­ders nega­ti­ve Gefüh­le mit ihm ver­bin­de, geschwei­ge, dass ich das im Unter­richt (bewusst) transportiere.
        Nun schreibt die­ser Sohn aber rei­hen­wei­se 5er bei mir in Deutsch – nach­weis­ba­re 5er, wirk­lich schlech­te Schul­auf­ga­ben – und sei­ne Leis­tun­gen in ande­ren Fächern sind auch nicht beson­ders gut.
        Und in die­sem Moment lag eben die­ser Vor­wurf im Raum: Sie mögen mei­nen Sohn nicht, also schreibt er 5er bei ihnen.
        Lan­ge Rede: Die­ser Vor­wurf ist eben schnell gemacht. In Deutsch sogar ziem­lich schnell. In mei­ner Sprech­stun­de kann ich anhand der Schul­auf­ga­be nach­wei­sen, dass die Noten nicht auf­grund mei­ner Sym­pa­thien ver­ge­ben wur­de. Wenn die­se Mut­ter die­sen Gedan­ken aber außer­halb der Schu­le äußert, habe ich kei­nen Ein­fluss mehr dar­auf und kann mich nicht verteidigen.

        b) Als ich den ers­ten Kom­men­tar heu­te schrieb, woll­te ich erst hin­zu­fü­gen, dass ich viel­leicht an unse­rer Schu­le weni­ger Pro­ble­me dabei sehe, weil wir ein sehr jun­ges Kol­le­gi­um sind (ich mit mei­nen 40 Jah­ren gehö­re da schon zum alten Drit­tel). Hab dann kurz nach­ge­dacht und gemerkt, dass das Alter damit nichts zu tun hat, denn die Leh­rer, die du beschreibst, fin­den sich auch bei den jun­gen Kol­le­gen. Was mich zuge­ge­ben erschreckt.

        Liegts an den Fächern (Mathe=fies, Deutsch=lieb)? Oder an der Schul­art (ich vor­ur­tei­le immer, dass das mehr am Gym statt­fin­det, nicht bei „uns“ an der RS)?

        Offen­bar scheint es eher mit Leh­rer­per­sön­lich­keit oder Selbst­be­wusst­sein zu tun zu haben. Aber das wird ja bis heu­te nicht an den Semi­nar­schu­len ver­mit­telt. Geschwei­ge ist es ein Einstellungskriterium.

        • > Liegts an den Fächern (Mathe=fies, Deutsch=lieb)?

          Nein, glau­be ich nicht. Obwohl ich als „Sprach­ler“ natür­lich mei­ne (Vor)Urteile pflege. 😉

          > Oder an der Schul­art (ich vor­ur­tei­le immer, dass das mehr am Gym statt­fin­det, nicht bei “uns” an der RS)?

          Kann ich nicht beur­tei­len, da ich nur Gym kenne. 

          > Offen­bar scheint es eher mit Leh­rer­per­sön­lich­keit oder Selbst­be­wusst­sein zu tun zu haben. 

          Ja, den­ke ich auch. Und natür­lich auch mit fach­li­cher Kompetenz.

    • Jay

      @Thomas #1:
      Natür­lich ist das nicht zuläs­sig und die Mut­ter hat damals auch die Lehr­kraft dies­be­züg­lich kon­tak­tiert. Am Tele­fon trat dann eben jenes Phä­no­men auf, wel­ches Jochen auch schon beschrie­ben hat: Plötz­lich lag es an den münd­li­chen Noten. Nur, wenn die münd­li­che Leis­tung nicht stimm­te, war­um wur­de das der Mut­ter beim Eltern­sprech­tag zwei Mona­te vor­her nicht mitgeteilt?
      Ein wei­te­res „Pro­blem“ an die­ser Schu­le ist, dass die Schul­lei­tung sehr stark hin­ter dem Kol­le­gi­um steht und (fast) kei­ne Kri­tik zulässt.
      Bleibt nur zu hof­fen, dass ich so gut vor­be­rei­tet bin, wie du, wenn eine sol­che Situa­ti­on ein­tritt, denn ver­mei­den las­sen wird sie sich glau­be ich nicht. Ist leich­ter und vor allem auch irgend­wie mensch­lich, die Schuld erst ein­mal bei Ande­ren zu suchen.

  23. robin

    Hal­lo.
    Das Noten­sys­tem ist mit ins­ge­samt 15 ver­schie­de­nen Noten sowie­so schon sehr klein, und der Spiel­raum wird noch gerin­ger, weil ja eh kein Leh­rer (oder nur die Wenigs­ten) die 6 zückt oder gar die 1+ . Des­halb den­ke ich schon, dass „Plus-Noten“ ver­ge­ben wer­den soll­ten. Bei­spiels­wei­se hat eine 3+ mehr Wir­kung als eine 3, denn ich fin­de, dass eine 3 – und gene­rell „glat­te“ Noten“ – einen ziem­lich ver­lo­re­nen Ein­druck erwe­cken lässt. Eine Ten­denz gibt an, in wel­che Rich­tung es geht. Klar ist, und da stim­me ich zu, dass Schü­ler natür­lich alles ver­su­chen, noch irgend­wie einen Punkt zu fin­den, um noch die bes­se­re Note zu krie­gen. Falsch fin­de ich da den Ansatz, klein­lich noch mal Feh­ler für Feh­ler durch­zu­ge­hen, um zu schau­en, ob ich über einen Flüch­tig­keits­feh­ler hin­weg­se­hen kann um dann noch die bes­se­re Note zu geben. Feh­ler ist Feh­ler. Viel­mehr fin­de ich, soll­te man bei den so genann­ten Plus-Noten, die Klausur/Klassenarbeit noch ein­mal durch­le­sen und das gan­ze auf sich wir­ken las­sen. Hier­bei soll­te der Gesamt­ein­druck ent­schei­den. Sowohl Sprach­lich als auch Inhaltlich.
    Lie­be Grü­ße, Robin

  24. Nicolai

    An Jochen Eng­lish: Damit die Schüler/innen nicht so ent­täuscht sind, knapp die schlech­te­re Note zu bekom­men wäre statt Ihrer Beispielbewertung:
    45–50: 1
    39–44,5: 2
    33–38,5: 3
    27–32,5: 4
    21–26,5: 5
    0–20,5: 6

    auch fol­gen­de Anga­be des Bewer­tungs­schlüs­sels möglich:
    0–18,5:6
    19–20,5:6+
    21–22,5:5-
    23–24,5:5
    25–26,5:5+
    27–28,5:4-
    29–30,5:4
    31–32,5:4+
    33–34,5:3-
    35–36,5:3
    37–38,5:3+
    39–40,5:2-
    41–42,5:2
    43–44,5:2+
    45–46,5:1-
    47–50:1

    Den Schü­lern könn­te man dann erklä­ren, dass man IMMER, wenn ihre Leis­tun­gen im obe­ren Drit­tel einer Note lie­gen ein + ran­hängt und im unte­ren Drit­tel ein – ran­hängt. Zumin­dest bei den Noten 2–5 ist dies gut prak­ti­ka­bel, bei der 6 kann man sich an das Inter­vall der übri­gen Noten anpas­sen. Die Note 1+ soll­te in der Mit­tel­stu­fe aus­ge­schlos­sen sein, da es bei der „ech­ten“ Noten­ska­la auch kei­ne 6- gibt, denn jede Note soll­te mei­nes Erach­tens immer einen Gegen­spie­ler haben.
    Mal ein Illus­tra­ti­ve­rer Erklä­rungs­an­satz: Soll­te ein Schü­ler in einer Arbeit/Schulaufgabe eine 2+ haben und damit nicht ein­ver­stan­den sein, kann die Lehr­kraft ihm fol­gen­des erklären:
    Im Nor­den des Frei­staats liegt Fran­ken. Es umfasst die Regie­rungs­be­zir­ke Ober­fran­ken, Mit­tel­fran­ken und Unterfranken.
    Ein Ober­fran­ke wür­de auch nicht unbe­dingt zu Thü­rin­gen oder Sach­sen gehö­ren wol­len. Genau­so kann man es sich bei den Noten vor­stel­len, dei­ne Leis­tung liegt also in Oberzwei.

    Die schwie­rigs­te Auf­ga­be besteht jedoch sicher­lich dar­in, den Schü­lern bei­zu­brin­gen, Noten nicht über zu bewer­ten. Außer­dem kann man Ten­den­zen ja mit­be­rück­sich­ti­gen oder wenn es sein muss heim­lich als Drit­tel­no­te rechnen.

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