Das Kind ist König. Auch wenn das zu seinem Schaden ist. Beobachtungen aus der Mittelklasse.
Eine für alle oder für alle keine. An den Medaillen entzündete sich eine pädagogische Grundsatzfrage, als ich jüngst an der Schule meiner Tochter ein kleines Sportfest mit Disziplinen wie Laufen, Springen und Werfen für die ersten Klassen ausrichtete. Ich hatte Medaillen für die Erstplatzierten gekauft, hielt dies auch für eine gute Idee – nur machten die Lehrerinnen beim Anblick der abgezählten Edelmetall-Imitate plötzlich sehr empörte Gesichter. „Bei Auszeichnungen achten wir grundsätzlich darauf, dass entweder alle Kinder eine bekommen oder keines“, belehrte mich eine. Täte man dies nämlich nicht, wären einige Kinder am Ende traurig. Zu frühe Erfahrungen mit Niederlagen wolle man unbedingt vermeiden. Schließlich gehe es in diesem Alter um positive Erlebnisse. Eine Lehrerin zog daraufhin eilig los und kaufte weitere 60 (!) Medaillen, die dann nach dem Sportfest unter den jubelnden Kids wie Süßigkeiten verteilt wurden.
Dieser Vorfall beschäftigte mich lange. Weiterlesen …
Passt sehr gut z.B. zu meinen Gedanken über Noten im Sport. (Dank an Max Müller)
Hartmut Börner
Gut zu dieser Diskussion passend:
http://www.spiegel.de/schulspiegel/lehrer-ermahnt-absolventen-bei-abschlussfeier-an-us-highschool-a-838176.html
Mathias Kowoll
Seh ich grundsätzlich auch so. Wobei ich ergänzen würde, dass sich bei kleineren Kindern (vielleicht auch noch 1. oder 2. Klasse) das ja qualifizieren lässt, dass alle etwas kriegen, aber die Besseren oder Besten etwas Tolleres.
Übrigens veröffentlicht der Bayerische Fußballverband auf seiner Website keine Tabelle bei der F‑Jugend, nur die einzelnen Spieltagsergebnisse. Ähnlicher Hintergrund. Das find ich dann auf jeden Fall falsch.
Ms Burger
Neudeutsch würden wir es wohl „Frustrationstoleranz“ nennen. Alfred Adler hat es genau so wahr, aber poetischer ausgedrückt:
„Das Schönste, was eine Fee einem Kind in die Wiege legen kann, sind Schwierigkeiten, die es überwinden muss.“
Adler hätte wohl keine weiteren 60 Medaillen erworben nehme ich an. Und ich auch nicht. So’n Unsinn.
darkcookie
Ich bin auch durchaus leistungsorientiert, aber unsportlich. Ich habe in meiner gesamten Schullaufbahn bei Bundesjugendspielen nicht eine Urkunde bekommen. Obwohl ich mich bemüht habe. Aber ich habe andere Qualitäten.
Nur dafür gab es keine Urkunde. Und – meine ganz persönliche Erfahrung – insbesondere ansonsten tiefbegabte Kinder haben ganz besonders mit ihren Urkunden geprahlt. Das zieht das kindliche Ego schon ordentlich herunter.
Mathe-Urkunden sind sicher auch keine Lösung, weil uncool. Aber es hätte mir sicher gut getan, wenn gerade im Sport etwas mehr Focus darauf gelegt worden wäre sich überhaupt mehr zu bewegen. Auf Folterinstrumente wie Barren und Reck hätte ich gut verzichten können.
Markus
Versagen ist heute nicht mehr akzeptabel, zumindest in der Schule. Diesen Weg gehen wir schon seit längerem – die Abschaffung des Sitzenbleibens ist nur ein zwischenstop. Nur ist das Konzept nicht zuende gedacht, oder kann mir jemand erklären wie die Begriffe „Binnendifferenzierung“ und „Chancengleichheit“ zusammenpassen?
max
… und jedem Schüler ein Abiturzeugnis! 😉
„Abi? Na und!“ FAZ 18.10.2012 · Von wegen Hochschulreife: Bildungsexperten kritisieren den „Abiturwahn“ samt Noteninflation und warnen vor einem schleichenden Qualitätsverlust. Von Birgitta vom Lehn …
http://tinyurl.com/9z9sxyk
max
http://www.zeit.de/2012/50/Berlin-Schule-Entspannungsunterricht
„Große Pause für immer!“
max
„After one Texas high school football team beat another last month by a lopsided score of 91–0, the parent of a losing player filed a formal complaint of bullying against the winning team’s coach.“
http://tinyurl.com/m5pmdgd