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Absence Makes the Grades Grow Worse

Der­zeit gibt es in Bay­ern hit­zi­ge Debat­ten über die hohe Durch­fall­quo­te (SZ) beim dies­jäh­ri­gen Abitur. Es wird nach Grün­den gesucht und es wer­den Vor­schlä­ge gemacht, wie man die Durch­fal­lerquo­te sen­ken könn­te. Beliebt wie eh und je ist die For­de­rung nach einer „neu­en Lern­kul­tur“ und nach mehr „eigen­ver­ant­wort­li­chem Lernen“. 

Was aller­dings NIE the­ma­ti­siert wird, ist die absurd hohe Absen­zen­quo­te in der Ober­stu­fe. Es sol­len ja Gym­na­si­en geben, in denen sich fast zwei Drit­tel aller Schü­ler im Lau­fe der Ober­stu­fe für eine Attest­pflicht „qua­li­fi­zie­ren“. Wenn man weiß, wie oft man an vie­len Schu­len feh­len darf, bevor eine Attest­pflicht über­haupt ver­hängt wird, kann man sich aus­rech­nen, wie sel­ten vie­le Schü­ler über­haupt im Unter­richt auf­tau­chen. Mit der Schät­zung, dass min­des­tens ein Drit­tel aller Schü­ler min­des­tens ein Vier­tel des Unter­richts ver­säumt, ist man, den­ke ich, auf der siche­ren Seite.

Inter­es­siert es aber über­haupt irgend­je­mand ernst­haft, wenn Schü­ler eigen­ver­ant­wort­lich beschlie­ßen ein­fach nicht zu erschei­nen? Wird z.B. eine offi­zi­el­le Sta­tis­tik geführt so wie beim Unter­richts­aus­fall? Da müs­sen jetzt, um die Sta­tis­tik zu fäl­schen ver­schö­nern auch Rand­stun­den ver­tre­ten wer­den, obwohl die Schü­ler nach Hau­se gehen könn­ten, nur damit das dann als „Unter­richt“ ver­bucht wer­den kann. Für Absen­zen in der Ober­stu­fe inter­es­siert sich hin­ge­gen kaum jemand. Natür­lich wer­den flei­ßig Lis­ten geführt und abge­hef­tet, aber wann ist an dei­ner Schu­le zuletzt einem Ober­stu­fen­schü­ler ernst­haft wegen exzes­si­ver Absen­zen etwas pas­siert? Mit einer „gechill­ten“ Ein­stel­lung zu Absen­zen kann man als Ober­stu­fen­be­treu­er bei den Schü­lern punk­ten und den meis­ten Kol­le­gen ist die (sehr wir­kungs­vol­le) Ersatz­prü­fung viel zu auf­wen­dig. Zur Not gibt man halt im Juli ein Attest ab, das rück­wir­kend alle Absen­zen seit Mit­te Febru­ar entschuldigt …

Der „unmensch­li­che Stress“ und die „enor­me Belas­tung“ der Schü­ler im G8 wür­de sich in den meis­ten Fäl­len deut­lich redu­zie­ren, wenn es eine „neue Anwe­sen­heits­kul­tur“ bzw. ein „eigen­ver­ant­wort­li­ches Dasein“ gäbe. Ange­sichts der hohen Absen­zen­quo­te ist die Durch­fall­quo­te beim Abitur eher niedrig.

Anspie­lung in der Überschrift …

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Die Pappenheimer-Formel

  1. Sabine

    Ich wer­de die vor­letz­te Schul­wo­che damit ver­brin­gen, 9 von 20 Kurs­teil­neh­mern ersatz­wei­se zu prü­fen. Da sind wel­che dabei, die allein bei mei­nen drei Ter­mi­nen die Woche 27 Fehl­stun­den zusam­men­ge­bracht haben. 

    Das mit dem „eigen­ver­ant­wort­lich“ ist ja so eine Sache, da wir immer mehr Schü­ler haben, die bei Able­gen des Abiturs noch nicht mal 18 sind…

  2. Vol­le Zustim­mung, und Unei­nig­keit unter den Kol­le­gen. Ich hab emir auch – zuge­ge­ben, fürs nächs­te Jahr – mehr Ersatz­prü­fun­gen vor­ge­nom­men, auch in der 10. Jahrgangsstufe.

    Die Krank­heits­ta­ge der Leh­rer wer­den als Sta­tis­tik gemel­det, die der Schü­ler nicht. Komisch. „Macht die Schu­le unse­re Kin­der krank?“ kann ich mir toll als Schlag­zei­le vorstellen.

    • Susann

      Falls die­se Fra­ge in den Medi­en auf­ge­wor­fen wür­de, hie­ße sie viel­leicht eher: „Machen Leh­rer unse­re Schü­ler krank?“

      Auch bei den Exen hat die SZ das so hin­ge­stellt, als wür­den wir aus Per­fi­die und Sadis­mus „auf unan­ge­kün­dig­ten Exen bestehen“, obwohl das Minis­te­ri­um doch drin­gend davon abriete.

  3. Philipp

    Es wür­de auch schon was brin­gen, wenn man die Rege­lung aus der Schul­ord­nung kon­se­quent umsetzt. Bei Schul­auf­ga­be oder Refe­rat oder ande­ren ange­kün­dig­ten Leis­tungs­nach­wei­sen gefehlt, Ent­schul­di­gung liegt nach drei Tagen nicht vor, also Note 6. Aber wenn man nur an so etwas denkt, wird man von der Schul­lei­tung ja schon zurück­ge­pfif­fen und gemaß­re­gelt, dass man so „bru­tal“ doch nicht sein darf. Ich hiel­te das aber für ähn­lich wir­kungs­voll wie dei­nen Vor­schlag – auch in Kom­bi­na­ti­on. 😉 Wozu gibt es eigent­lich die Schul­ord­nung? Viel­leicht damit mög­lichst vie­le das Abi schaf­fen? Hmmmmmm…

    • Haben wir bei uns ein­ge­führt, wird begrüßt. Das ent­schei­det auch nicht die Schul­lei­tung. Die Eltern sehen das natür­lich gemischt, auch zu recht. Trotz­dem: Jetzt wird nur noch vor den Leis­tungs­nach­wei­sen gefehlt.

  4. Nicht-Lehrer

    Nur zufäl­lig bin ich als Nicht-Leh­rer über die­se Web­site gestolpert.
    Aber mir drän­gen sich als Vater einer Grund­schü­le­rin und auch auf­grund mei­ner beruf­li­chen Tätig­keit fol­gen­de Fra­gen auf:
    1. War­um gibt es so vie­le Absenzen?
    2. Wird die die ärzt­li­che Kunst in Fra­ge gestellt bezüg­lich der Wahr­haf­tig­keit von Attesten?
    3. Wie erklä­ren die Schul­psy­cho­lo­gen die­se Entwicklung?
    4. War­um ist mir die­ses Pro­blem noch bei kei­ner poli­ti­schen Dis­kus­si­on zum G8 ent­ge­gen gehal­ten worden?
    5. Wie ver­läss­lich sind Ihre Angaben?
    6. Die Kran­ken­kas­sen bele­gen eine deut­li­che Zunah­me psy­chi­scher Erkan­run­gen bei Jugend­li­chen – spielt das hier eine Rolle?
    7. Ach­tung Humor: Sind es nicht gera­de die Sport­leh­rer, wel­che die Adi­po­si­tas-Gene­ra­ti­on ins psy­chi­sche Elend befördern?
    Bin mal neu­gie­rig, was Sie einem Nicht-Leh­rer antworten …

    • Peter

      Ant­wort von einem Leh­rer an den „Nicht-Leh­rer“. 😉

      1. Weil Schu­le Arbeit ist. Der Mensch ist von Natur aus faul. Nach­dem Absen­zen in der Schu­le so gut wie kei­ne Kon­se­quen­zen nach sich zie­hen, kann der Mensch bequem und somit zuhau­se blei­ben. Habe ich als Ober­stu­fen­schü­ler und als Stu­dent auch so gemacht. Wenn ich jetzt zuhau­se blei­be, krie­ge ich ers­tens rich­ti­gen Ärger vom Chef, und zwei­tens bin ich jetzt nicht mehr nur für mich sel­ber, son­dern für mei­ne Schü­ler ver­ant­wort­lich. Aus die­sem Ver­ant­wor­tungs­ge­fühl für ande­re her­aus blei­be ich als Leh­rer nicht mehr zuhau­se. Als Schü­ler und Stu­dent blieb ich ger­ne mal zuhause.
      2. Ich stel­le da nicht die ärzt­li­che Kunst in Fra­ge. Es gibt genug „Krank­hei­ten“, die man nicht mit irgend­wel­chen Labor­tests mes­sen kann. (Ich den­ke da lai­en­haft mal an Rücken­schmer­zen, Kopf­weh, Regel­schmer­zen bei den Mädels…). Außer­dem ist der Pati­ent beim Arzt immer auch noch „Kun­de“. Ich kann es nun wirk­lich kei­nem Arzt ver­den­ken, dass er dem Pati­en­ten das Kopf­weh glaubt anstatt den Pati­en­ten davon zu über­zeu­gen, dass der kei­ne Schmer­zen hat…
      3. Wel­che Ent­wick­lung? Blau­ma­chen gab‘ es doch schon immer. 🙂 Ich habe nicht das Gefühl, dass mei­ne Ober­stu­fen­schü­ler mehr blau­ma­chen als ich es in mei­ner Schul­zeit getan habe.
      4. Weil das Minis­te­ri­um kei­ne recht­li­che Hand­ha­be hat. Wenn ein ärzt­li­ches Attest vor­liegt, ist das ziem­lich gerichts­fest. Herr Spän­le wür­de sich lie­ber die rech­te Hand abha­cken, als zuzu­ge­ben: „Da gibt es einen Miß­stand, aber ich kann nichts dage­gen machen.“
      5. Alle­samt nicht sta­tis­tisch aus­ge­wer­tet, aber bit­te glau­ben Sie uns Leh­rern Herr Nicht-Leh­rer, wir alle waren selbst Schü­ler, und unter­rich­ten nun­mehr in der Ober­stu­fe. Wenn die Jugend von heu­te so „krank“ wäre, wie es der Kran­ken­stand in den Klas­sen­bü­chern ver­mu­ten lässt, dann gute Nacht Deutsch­land. 🙂 Mei­ne Gene­ra­ti­on war ja selt­sa­mer­wei­se auch aus­ge­rech­net im Ober­stu­fen­al­ter beson­ders krank und ist mit Ein­tritt in das Berufs­le­ben erstaun­li­cher­wei­se genesen. 😉
      6. Das ist schon mög­lich… Wobei, die­je­ni­gen Schü­ler, die es wirk­lich rich­tig schlimm erwischt, die feh­len dann eher mal mona­te­lang… Die typi­schen Blau­ma­cher erkennt man dar­an, dass sie mal da sind, dann weg, mal wie­der da, dann weg… Ein paar Fäl­le von wirk­lich schlim­men psy­chi­schen Erkran­kun­gen ken­ne ich, aber zumin­dest mei­ner (Berufs)erfahrung nach machen die nur einen ganz gerin­gen Anteil der Absen­zen aus.
      7. Dazu kann ich jetzt wenig sagen, ich bin kein Sport­leh­rer und war in mei­ner Zeit als Sport­schü­ler auch nicht adi­pös. Wenn wir Fuss­ball spie­len durf­ten, habe ich Sport geliebt, ansons­ten habe ich es gehasst (aber nicht so schlimm, dass es mich ins psy­chi­sche Elen­de beför­dert hätte…).

      • > 3. Wel­che Ent­wick­lung? Blau­ma­chen gab’ es doch schon immer. Ich habe nicht das Gefühl, dass mei­ne Ober­stu­fen­schü­ler mehr blau­ma­chen als ich es in mei­ner Schul­zeit getan habe.

        Aber es gab doch die gro­ße Hoff­nung beim Über­gang vom G9 zum G8, dass sich die Zahl der Absen­zen redu­zie­ren wür­de, weil vie­le Schü­ler noch nicht voll­jäh­rig sind und sich noch nicht sel­ber ent­schul­di­gen kön­nen. Die­se Hoff­nung hat sich aber nicht bestä­tigt (war ja auch ziem­lich naiv).

        • Peter

          Die­se gro­ße Hoff­nung ist dann wohl gestorben. 🙂

    • Peter hat die meis­ten Fra­gen bereits ganz in mei­nem Sin­ne beant­wor­tet. Nur noch in aller Knapp­heit zu: 

      > 7. Ach­tung Humor: Sind es nicht gera­de die Sport­leh­rer, wel­che die Adi­po­si­tas-Gene­ra­ti­on ins psy­chi­sche Elend befördern?

      Das mit dem „psy­chi­schen Elend“ ist ja heut­zu­ta­ge so eine Sache. In das stür­ze ich ja schon manch­mal Schü­ler, wenn ich ihnen ehr­lich sage, dass z.B. 6 Minu­ten für zwei­ein­halb Run­den (= 1.000 m) eine mise­ra­ble Leis­tung sind und nach unse­ren Tabel­len der Note 6 ent­spre­chen. Vie­le Eltern (und auch eini­ge Leh­rer) sind ja auch inzwi­schen der Mei­nung, dass man Kin­der mit sol­chen „bru­ta­len“ Wahr­hei­ten nur frus­triert und ihnen die Lust am Sport nimmt (Nähe­res sie­he „Noten im Sport“: https://www.jochenlueders.de/?p=948)

      Auf der ande­ren Sei­te zeich­net sich m.E. moder­ner Sport­un­tericht dadurch aus, dass er ganz gezielt auch immer wie­der der „Adi­po­si­tas-Gene­ra­ti­on“ Gele­gen­hei­ten zu Erfolgs­er­leb­nis­sen bie­tet. Beson­ders geeig­net sind dafür Sport­ar­ten, bei denen es in ers­ter Linie um Koor­di­na­ti­on geht, wie Jon­glie­ren und Tischtennis.

      • joe

        Erfolgs­er­leb­nis­se in Sport wären doch auch durch Blei­stift­weit­wurf oder das belieb­te Löf­fel-Ei-Balan­cie­ren zu erreichen.
        Spaß bei­sei­te: war­um muss die Lat­te immer tie­fer gelegt werden?

        • Ich lege kei­ne Lat­te „tie­fer“, ich lege ledig­lich eine ande­re Lat­te auf 😉 Auch z.B. beim Jon­glie­ren ver­schen­ke ich kei­ne Noten, ohne Üben geht gar nichts (vgl. https://www.jochenlueders.de/?p=776 Beno­tung ganz am Ende des Beitrags).

        • joe

          🙂
          Ich bin kein Sport­leh­rer, aber wur­de die­ses Jahr etwas durch die Vor­ga­ben zu den neu­en Abschluss­prü­fun­gen irri­tiert, dort wur­de der Noten­schlüs­sel z.T. so gestreckt, dass man prak­tisch immer durch­kommt mit etwas Glück.

          Zum Jon­glie­ren: Pois machen Schü­lern auch recht viel Spaß, kos­ten aber. Sel­ber bau­en geht auch. Bei Pois muss man sich aller­dings nicht so oft bücken 😉

  5. Nicht-Lehrer

    @ Peter: Klingt ganz ver­nünf­tig, was Sie da ant­wor­ten. Vie­len Dank. Zu mei­ner Zeit (Abi89) gab es aller­dings garan­tiert nicht 25 Pro­zent Absen­zen bei einem Drit­tel der Schü­ler. Da muss sich ganz grund­le­gend etwas ver­än­dert haben.

  6. Isabella Zang

    Die Absen­zen­pra­xis in der Ober­stu­fe ist doch nur eine gute Vor­übung für die kom­men­de Anwe­sen­heits- bzw. Abwe­sen­heits­pra­xis an den Hoch­schu­len. Ein Stu­dent, der sich regel­mä­ßig bli­cken lässt, ist doch kom­plett aus der Mode. Dafür hat man doch ein Skript online und zuhau­se sei­nen Dru­cker. Vie­le Pro­fes­so­ren ken­nen ihr Stu­den­ten doch nur noch von der Matri­kel­num­mer. Stu­die­ren heißt nicht mehr Dis­kurs und Durch­drin­gen einer Mate­rie son­dern buli­mi­scher Input am Ende eines Semes­ters und dann Out­put in Form einer Klau­sur und Ein­heim­sen der erfor­der­li­chen Cre­dit­points. Stu­di­en­ab­bre­cher dann bis zu 30%. Das sind unse­re Aka­de­mi­ker der Zukunft. Aber die Her­ren Poli­ti­ker in Bolo­gna woll­ten es vor ein paar Jah­ren so. Durch­ja­gen durchs Bil­dungs­sys­tem und schnell in die Ren­ten­kas­se einzahlen.
    Armes (noch rei­ches) Deutschland.

    • > Ein Stu­dent, der sich regel­mä­ßig bli­cken lässt, ist doch kom­plett aus der Mode. 

      Hmm, das lief bzw. läuft bei mei­nen Kin­dern an der Münch­ner LMU anders. Dort herrscht zumin­dest bei den Semi­na­ren offi­zi­ell eine ziem­lich stren­ge Anwe­sen­heits­pflicht. Wer im Semes­ter mehr als 3x fehlt, hat (offi­zi­ell) nicht bestan­den – habe aber nicht den Ein­druck, dass das wirk­lich durch­ge­zo­gen wird. Und die Stu­den­ten unter­lau­fen das Gan­ze natür­lich, indem sie sich gegen­sei­tig die Unter­schrif­ten fäl­schen und der Dozent checkt es nicht, weil er die Stu­den­ten nicht kennt oder weil es ihm egal ist. Aber trotz­dem: Zumin­dest wird (im Gegen­satz zur Schu­le) zunächst ein­mal Wert auf Anwe­sen­heit gelegt.

  7. Sabine

    Man muss aller­dings sagen, dass abseits der ver­schenk­ten Attes­te sich auch schon ein guter Teil des Miss­stan­des besei­ti­gen lie­ße, wenn man die übri­gen Fäl­le kon­se­quent behan­deln wür­de. Aber der admi­nis­tra­ti­ve Auf­wand dafür ist enorm und vor allem für Voll­zeit­kol­le­gen kaum zu schaffen.

  8. Zu ergän­zen:

    >4. War­um ist mir die­ses Pro­blem noch bei kei­ner poli­ti­schen Dis­kus­si­on zum G8 ent­ge­gen gehal­ten worden?

    Weil das nur die Leh­rer als Pro­blem sehen. Solan­ge die Noten pas­sen, hat nie­mand ein Pro­blem. In der Sta­tis­tik taucht das auch nicht auf. An Inhal­ten sind auch nur weni­ge der betei­lig­ten Grup­pen inter­es­siert. Meist ist es halt so, dass man das als Leh­rer auf­fängt, den Stoff wie­der­holt, Rück­sicht nimmt und so wei­ter. Ohne Kon­se­quen­zen halt. Bis auf die gene­rell dann eher schwa­chen Leis­tun­gen, die ursäch­lich aber nicht dem Fern­blei­ben zuge­schrie­ben werden.

    Das Abimot­to an mei­ner Schu­le war die­ses Jahr „Ab(i)wesend – für immer ent­schul­digt“. Begrün­det wird die Abwe­sen­heit von den Schü­lern damit, dass das G8 so stres­sig sei, dass man halt blau machen müs­se, um auf Klau­su­ren zu ler­nen. Das glau­be ich nicht. Der Groß­teil mei­ner Schü­ler ist auch tat­säch­lich sehr oft da.

    • Db

      Mein Ein­druck vom dies­jäh­ri­gen Abi(-Doppel, Ba-Wü-)Jahrgang war eher „Gene­ra­ti­on Spaß“ als ‚wir müs­sen sooo viel ler­nen‘. Einen Groß­teil der inhalt­lich sehr fla­chen Abi-Zei­tung nah­men Stu­fen­par­ty-Berich­te ein (ansons­ten war sie sehr dick – jeder der 268 muss­te natür­lich sei­ne indi­vi­du­el­le Sei­te bekommen).
      Seit Kol­le­gen die Fehl­zei­ten regel­mä­ßig in eine Daten­bank ein­tra­gen und Tuto­ren dadurch früh­zei­tig inter­ve­nie­ren kön­nen (bis hin zur Andro­hung des Schul­aus­schlus­ses) ist es etwas bes­ser gewor­den. 0 Punk­te für unent­schul­dig­te Klau­su­ren spre­chen sich auch herum…

      • Peter

        Ich habe als Leh­rer (lei­der? zum Glück?) ein gro­ßes Pro­blem damit, Schü­ler­chens für ver­säum­te Prü­fun­gen „so rich­tig abzustrafen“…
        Wenn ich sicher wüss­te, dass jemand ein­fach kei­nen Bock gehabt hat, recht­zei­tig zu ler­nen, und dar­um am Tag der Prü­fung blau­ge­macht hat… Klar doch, dann saf­ti­ge Ersatz­prü­fung, über sämt­li­chen behan­del­ten Unter­richs­stoff, vom Anspruch her auch nicht ohne.
        ABER: Woher will ich denn wis­sen, ob jetzt die Nach­hol­kan­di­da­ten ein­fach nur blau gemacht haben oder viel­leicht wirk­lich krank waren? Nach­dem in dubio pro reo auch in Gerichts­sää­len gilt, fin­de ich, es soll­te auch für unse­re Schü­ler gel­ten. Wenn ich also jetzt nicht zufäl­lig einen am Tag der Prü­fung krank­ge­we­se­nen Schü­ler am Abend in der Dis­co sehe, wer­de ich die Nach­hol­schul­auf­ga­be / Ersatz­prü­fung bestimmt nicht schwe­rer / umfang­rei­cher machen, als die „ori­gi­na­le“ Leis­tungs­er­he­bung. Und das, obwohl ich eigent­lich weiß, dass wahr­schein­lich schon min­des­tens 50% der Nach­schrei­ber an der regu­lä­ren Schul­auf­ga­be hät­ten teil­neh­men kön­nen, hät­ten sie denn gewollt…

        • > ABER: Woher will ich denn wis­sen, ob jetzt die Nach­hol­kan­di­da­ten ein­fach nur blau gemacht haben oder viel­leicht wirk­lich krank waren? 

          Rich­tig, kann man oft nicht wis­sen. Auf der ande­ren Sei­te gibt es aber auch schon schul­be­kann­te „Pap­pen­hei­mer“, die immer wie­der auch bei Kol­le­gen ganz gezielt feh­len bzw. beson­ders dreist in den ers­ten Stun­den noch putz­mun­ter sind und sich dann vor der Klau­sur befrei­en las­sen. In sol­chen Fäl­len darf man dann schon mal signa­li­sie­ren, dass man den nahe­lie­gen­den Stoff lei­der bereits in der ers­ten Klau­sur ver­bra­ten hat 😉

        • Abstra­fen möch­te ich auch nicht, und die Ersatz­prü­fun­gen sind von mir auch nicht so gedacht. Wer nicht da war, aus wel­chen Grün­den auch immer, hat Stoff ver­passt und muss bewei­sen, dass er ihn kann. Mir wären gene­rel­le Halb­jah­res­prü­fun­gen ohne­hin lie­ber als die vie­len Prü­fun­gen zwi­schen­drin, die nur dazu füh­ren, dass man den Stoff danach abhakt und vergisst.

        • Db

          Es geht bei der 0‑Punk­te-Rege­lung nicht um die ver­säum­te Prü­fung, son­dern um die (oft damit ver­bun­de­ne) Dumm­heit, sich nicht frist­ge­mäß ent­schul­di­gen zu kön­nen. Bei unent­schul­dig­tem Feh­len muss kein Nach­ter­min ange­bo­ten werden.

  9. Susann

    4. War­um ist mir die­ses Pro­blem noch bei kei­ner poli­ti­schen Dis­kus­si­on zum G8 ent­ge­gen gehal­ten worden?

    Ich glau­be nicht, dass die Absen­zen­quo­te direkt etwas mit dem G8 zu tun hat, aber dass die weit ver­brei­te­te Hal­tung „Tut mir leid, ihr armen, armen, armen Schü­ler, dass ihr dem schreck­li­chen Stress und Druck des G8 aus­ge­setzt seid!“ schon dazu führt, dass sich Schü­ler ger­ne mal einen frei­en Tag geneh­mi­gen. Weil sie ja so unter Druck ste­hen, oder ihnen die Umwelt das zumin­dest suggeriert. 

    5. Wie ver­läss­lich sind Ihre Angaben?
    anec­do­tal evi­dence, mei­ne Erfah­run­gen sind ähn­lich wie die der ande­ren Lehrer. 

    6. Die Kran­ken­kas­sen bele­gen eine deut­li­che Zunah­me psy­chi­scher Erkan­run­gen bei Jugend­li­chen – spielt das hier eine Rolle?

    Ich habe i. d. Regel in einem Jahr 150 Schü­ler, psy­chi­sche Erkran­kun­gen, die dia­gnos­ti­ziert und uns bekannt sind und behan­delt wer­den, haben 1–2 davon, in man­chen Jah­ren keine®. 

    7. Ach­tung Humor: Sind es nicht gera­de die Sport­leh­rer, wel­che die Adi­po­si­tas-Gene­ra­ti­on ins psy­chi­sche Elend befördern?

    Ich fin­de es ordent­lich respekt­los und auch falsch, von einer gan­zen Gene­ra­ti­on als „Adi­po­si­tas-Gene­ra­ti­on“ zu sprechen. 

    Aber psy­chi­sches Elend und Schul­sport, ja da sehe ich eine gewis­se Ver­bin­dung… ich sage nur „Schlag­ball­wer­fen“. 🙂 Übri­gens habe ich an einer eng­li­schen Pri­vat­schu­le gese­hen, dass die da ein rich­tig schö­nes Fit­ness­stu­dio haben, das die Schü­ler nut­zen kön­nen und auch im Sport­un­ter­richt nut­zen. Fand ich eine gute Idee, die Schü­ler, die wir frag­ten, offen­sicht­lich auch. 

    Bin mal neu­gie­rig, was Sie einem Nicht-Leh­rer antworten …
    Das­sel­be wie einem Lehrer. 🙂

    • > ich sage nur “Schlag­ball­wer­fen”.

      Sobald man die jun­gen Damen mit bru­talst­mög­li­chen Druck dazu gezwun­gen hat, als Rechts­hän­de­rin das LINKE Bein nach vor­ne zu stel­len, geht es meis­tens schon deut­lich bes­ser. Wenn dann noch der Wurf­arm nicht ein­fach schlapp nach vor­ne klappt, son­dern nach hin­ten aus­holt, kommt nach etwas Übung meis­tens etwas wur­fähn­li­ches heraus 😉

      • Susann

        Nee, die Natur hat uns Mädels ein­fach nicht zum Hand­gra­na­ten­wer­fen bestimmt, das passt schon so.* 🙂
        (Ich hab mal eine BBC-Doku zum The­ma gese­hen, wo glaub­haft ver­si­chert wur­de, dass Frau­en das Hand­ge­lenk anders halten/knicken, und so den Ball weni­ger weit schleu­dern als Män­ner. -> Schlap­per Wurfarm?)

        *völ­lig unzu­läs­si­ge bio­lo­gis­ti­sche Argu­men­ta­ti­on. Ich weiß.

        • Marcus

          Wir haben bei uns eine ver­bind­li­che schul­in­ter­ne Rege­lung: Wer mehr als 2 Wochen pro Halb­jahr in einem Fach fehlt (in E also mehr als 8 Stun­den) muss eine ver­pflich­ten­de Ersatz­prü­fung machen.
          Nicht gezählt wer­den Exkur­sio­nen und ande­re Schul­ver­an­stal­tun­gen, Aus­nah­men gibt es natür­lich auch, aber nur nach Rück­spra­che des Leh­rers mit dem OSK und Direk­tor. Das gan­ze ist so eta­bliert und abschre­ckend, dass wir bei uns tat­säch­lich eher weni­ge Ersatz­prü­fun­gen haben, ich wür­de schät­zen eher 0–2 pro Semes­ter und Fach. Nicht alle Kol­le­gIn­nen hal­ten sich dar­an, aber immer­hin eine gro­ße Mehrheit.

        • Ich habe kein Pro­blem damit, dass Mädels den Ball „weni­ger weit“ wer­fen, jäm­mer­lich fin­de ich nur, wenn sie ihn in ca. 5m Ent­fer­nung vor sich in den Boden don­nern. Genau­so jäm­mer­lich, wie wenn Jun­gen nicht mal pas­send zum Tem­po der Musik auf der Stel­le gehen, geschwei­ge denn zwei Anstell­schrit­te zur Sei­te machen können. 😉

  10. @ Mar­cus

    > Wer mehr als 2 Wochen pro Halb­jahr in einem Fach fehlt (in E also mehr als 8 Stun­den) muss eine ver­pflich­ten­de Ersatz­prü­fung machen.

    Ja, das ist eine m.E. fai­re Rege­lung, sie­he auch https://www.jochenlueders.de/?p=9007

  11. joe

    Zum The­ma Attest:
    ich hat­te schon Attes­te, die tat­säch­lich rück­wir­kend fest­ge­stellt wur­den (Sym­pto­me à la Kopf­schmer­zen…). Das Gespräch mit dem Arzt dar­über ver­lief er nichtssagend.
    Außer­dem sehr in Mode gekom­men: Arzt­ter­mi­ne von Schü­lern am Bes­ten vor­mit­tags aus­ma­chen, damit durch Bus­trans­fer etc. wirk­lich die kom­plet­ten sechs Stun­den ausfallen.
    Viel­leicht soll­ten die Fehl­ta­ge ein­fach mit auf dem Zeug­nis ver­merkt sein, anstatt in den Akten?!

    Fra­ge an alle Kol­le­gen: ab wie vie­len Tagen ist die Attest­pflicht­qua­li­fi­ka­ti­on erreicht? Hat schon ein­mal jemand ein Attest eines Amts­arz­tes angefordert?

    • > Fra­ge an alle Kol­le­gen: ab wie vie­len Tagen ist die Attest­pflicht­qua­li­fi­ka­ti­on erreicht?

      Wich­ti­ger als eine abso­lu­te Zahl sind den­ke ich typi­sche Mus­ter, wie z.B. Absen­zen bei bestimm­ten Leh­rern bzw. immer in den­sel­ben Stun­den, gehäuf­te Absen­zen in kur­zer Zeit, stän­di­ges Feh­len bei Klau­su­ren bzw. (ange­deu­te­ten) Tests, vor­mit­tags (angeb­lich) ster­bens­krank – nach­mit­tags bei bes­ter Gesund­heit in Eis­die­le gesich­tet usw.

      • Susann

        Wie, das gibt’s in Bay­ern? Schü­ler des G8, die Nach­mit­tags in der Eis­die­le auf­tau­chen? Ich dach­te, die wür­den Tag und nach NUR ler­nen, um den unmensch­li­chen Anfor­de­run­gen des teuf­li­schen G8 gerecht zu werden.

        Das kann doch nur eine bös­wil­li­ge Unter­stel­lung des sadis­ti­schen Lehr­per­so­nals sein.

        *Iro­nie aus.

    • > Hat schon ein­mal jemand ein Attest eines Amts­arz­tes angefordert?

      Zumin­dest bei uns in Mün­chen bringt das (außer Schi­ka­ne) nach mei­ner Erfah­rung gar nichts, die bestä­ti­gen immer die Dia­gno­se des Fach­arz­tes. Wer hat schon Lust sich mit einem kom­pe­ten­te­ren Kol­le­gen anzulegen?

  12. @ joe

    > Pois machen Schü­lern auch recht viel Spaß, kos­ten aber. 

    Nicht unbe­dingt: Wenn man nor­ma­le Hanf­sei­le hat, kann man die ein­fach hal­bie­ren. Das reicht für ers­te Ver­su­che völ­lig aus (sie­he: https://www.jochenlueders.de/?p=1008)

    > Sel­ber bau­en geht auch. Bei Pois muss man sich aller­dings nicht so oft bücken 

    Dafür kann man sie sich (z.B. Ten­nis­ball in Knie­strumpf) wun­der­bar an den Kopf knallen 😉

  13. Beelzebub Bruck

    Ich den­ke auch, dass man da unter­schei­den muss zwi­schen chro­nisch Erkrank­ten, die immer wie­der aus­fal­len, akut Erkrank­ten, die län­ge­re Zeit feh­len und tak­tisch Erkrank­ten. Für letz­te­re wäre eine Defi­ni­ti­on hilf­reich, die fest­legt, was eigent­lich ein gere­gel­ter Schul­be­such ist.
    Und es wäre viel­leicht auch mal heil­sam, wenn die Eltern für so ein nicht aner­kann­tes Schul (-absenzen-)jahr mal eben ein paar Sozi­al­ver­si­che­rungs­bei­trä­ge nach- oder das Kin­der­geld zurück­zah­len müss­ten. Schließ­lich erhält man die­se Ver­güns­ti­gun­gen ja, weil man sich in Aus­bil­dung (gere­gel­ter Schul­be­such) befindet.
    Man­che Schü­ler feh­len außer­dem auch, weil sie anstren­gen­de Neben­jobs haben, ger­ne auch am Wochen­en­de, eine Erho­lungs­lü­cke, die man dann unter der Woche schlie­ßen muss.

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