Hinweis: Die folgenden Tipps beziehen sich auf das traditionelle dreispaltige Vokabelverzeichnis: englisches Wort (mit Lautschrift), deutsche Bedeutung(en) und in der rechten Spalte Beispielsatz, Definition bzw. Paraphrase, Synonym, Gegenteil, Bild etc.
Warum ich Vokabelheft und Lernkartei in der Praxis für ungeeignet halte, um Wortschatz effizient zu lernen, erkläre ich in diesem Beitrag.
Bevor du anfängst solltest du als erstes dein Handy weglegen! Es reicht NICHT, es nur stumm- bzw. auszuschalten, am besten legst du es in einen anderen Raum. Studien haben gezeigt, dass bereits die reine „Anwesenheit“ des Handys sich negativ auf Aufmerksamkeit und Lernerfolg auswirkt (das gilt für alle Arten von Hausaufgaben). Wenn du ständig von Instagram, TikTok, YouTube & Co abgelenkt wirst, vergeudest du nur Zeit und wirst nur wenige Wörter richtig lernen.
Lernstoff in Portionen einteilen: Es ist nicht sinnvoll, dreißig neue Vokabeln auf einmal lernen zu wollen. Unser Gedächtnis ist wie eine Pinnwand, auf der (je nach Schwierigkeit der Vokabeln) nur ca. fünfzehn „Merkzettel“ Platz haben. Unterteile deshalb den zu lernenden Wortschatz in Gruppen von ca. 10–15 Wörtern. Wenn du bereits gelernten Wortschatz wiederholen willst, kann die Zahl der Wörter natürlich größer sein.
Eintrag durchlesen: Als erstes liest du dir jeweils den GANZEN Eintrag (also mit der rechten Spalte) sorgfältig durch. Dabei solltest du das englische Wort mit Hilfe der Lautschrift (NICHT durch Raten) und ggf. den englischen Beispielsatz LAUT sprechen bzw. lesen.
Englisch – Deutsch: Als erstes überprüfst die Wörter in Richtung E – D, d.h. du deckst die mittlere Spalte mit einem entsprechend zugeschnittenen Blatt Papier oder einem Stück Karton ab und überprüfst, ob du die deutsche(n) Bedeutung(en) beherrscht.
Deutsch – Englisch: Nun deckst du die linke, englische Spalte ab. Du liest das deutsche Wort, schreibst das englische Wort, sprichst es nochmal laut, rutscht mit dem Papier nach unten und überprüfst das Ergebnis. Wenn du das Wort nicht gewusst, falsch geschrieben und/oder ausgesprochen hast, markierst du das Wort (z.B. mit einem kleinen Kreuz) mit einem weichem (!) BLEISTIFT (damit du es später wieder wegradieren kannst).
Wenn du das Vokabelverzeichnis kopierst, kannst du deine „Problemwörter“ natürlich auch mit einem Marker kennzeichnen. Dann kannst du für falsche Schreibung und Aussprache unterschiedliche Farben nehmen.
Da man selber erfahrungsgemäß viele Rechtschreibfehler übersieht bzw. bei der eigenen Aussprache zu großzügig ist, ist es sehr nützlich wenn ein strenger (!) Mitschüler, ältere Geschwister bzw. die Eltern zumindest die korrekte Schreibung überprüfen. Die Aussprache musst du oft alleine üben, weil die wenigsten Leute die Lautschrift wirklich beherrschen bzw. eine korrekte englische Aussprache haben. Deshalb sind „Korrekturen“ bezüglich der Aussprache z.B. von anderen Familienmitgliedern oft nicht hilfreich.
Rechte Spalte: Zuletzt arbeitest du mit der rechten Spalte, in der das zu lernende Wort durch eine Tilde ~ ersetzt ist, bzw. durch eine Umschreibung, Definition oder ein Synonym bzw. Opposite erklärt wird. Dazu verdeckst du die linke und mittlere Spalte. Du liest die Sätze durch und versuchst, die Lücken aus der Erinnerung zu ergänzen und das Wort korrekt auszusprechen. Wenn du dir nicht sicher bist, schaust du in der linken Spalte nach.
Wörter im Zusammenhang: Zum Schluss solltest du dir ggf. den entsprechenden Lektionstext nochmal sorgfältig durchlesen, um die neuen Wörter im Zusammenhang zu wiederholen. Dabei solltest du laut lesen, um dir die Aussprache in Erinnerung zu rufen und versuchen die neuen Wörter aus dem Zusammenhang heraus zu verstehen. Falls du dir nicht völlig sicher bist, wie ein Wort korrekt ausgesprochen wird, musst du dir wieder die Lautschrift hinten im Vokabelverzeichnis (bzw. in einem Lexikon) ansehen. Wiederhole bei dieser Gelegenheit auch nochmal die Erklärungen/Umschreibungen bzw. synonyms/opposites, die du gelernt hast.
Zweiter Durchgang: Nach diesem ersten Durchgang machst du eine Pause und beschäftigst dich mit etwas anderem: Hausaufgaben in einem anderen Fach (nicht die andere Fremdsprache!), Musik hören etc. Nach ungefähr einer Stunde beschäftigst dich nur noch mit deinen (markierten) „Problemwörtern“, die du beim ersten Mal falsch gemacht hast. Wenn du ein Wort nun richtig schreibst bzw. aussprichst, radierst du die Markierung weg, wenn du mit Kopien arbeitest, bekommt das Wort z.B. ein Häkchen. Dieses Verfahren solltest du solange wiederholen bis du alle neuen Wörter korrekt schreiben und aussprechen kannst und ihre Bedeutung kennst.
Wiederholen: Wortschatz muss in regelmäßigen Abständen wiederholt werden. Nach ein paar Tagen nimmst du dir deinen Wortschatz erneut vor und wiederholst ihn. Eine sehr gute Übung ist es, zu versuchen, den Wortschatz bei geschlossenem Buch „frei aus dem Kopf“ heraus zu wiederholen, bevor du das Buch aufschlägst.
Simulation: Auch beim Wortschatzlernen solltest du dir z.B. die Prüfungssituation der „Rechenschaftsablage“ (= mündliches Ausfragen) vorstellen bzw. mit einem Mitschüler, deinen älteren Geschwistern oder deinen Eltern simulieren. Einer von euch spielt den Lehrer, der/die andere den zu prüfenden Schüler. Wenn du mit einem Mitschüler lernst, werden anschließend die Rollen getauscht.
Hier noch ein paar Tipps, wie du noch effektiver lernen kannst:
- Lerne falls möglich immer gleich die ganze Wortfamilie. Angenommen du lernst als neues Wort to discover. Falls im Vokabelverzeichnis nicht eh schon angegeben, schaust du z.B. bei PONS nach und lernst discoverer und discovery gleich mit.
- Bilde Sätze mit den neuen Wörtern. Versuche dabei gleichzeitig Grammatik zu wiederholen, also z.B. „Wann wurde America endeckt?“ (passive, simple past). „Wenn er dieses Medikament entdeckt hätte, wäre er sehr berühmt geworden.“ (conditional sentences, type III). „Er sagte, er habe ein neues Problem entdeckt.“ (reported speech, backshift of tenses), usw.
- Ab der 9. Klasse solltest du neue Wörter auch immer wieder mal in einem einsprachigen Lexikon wie dem OALD nachschlagen. Besonders nützlich sind dabei die vielen Beispielsätze, die dir zeigen, wie ein Wort verwendet wird. Schau dir z.B. mal den Eintrag zu opinion an.
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