Während das traditionelle Vokabelheft zumindest in der Fachliteratur aufgrund seiner lernpsychologischen Nachteile inzwischen weitgehend abgelehnt wird, wird das Wortschatzlernen mit der Lernkartei noch immer als sinnvolle Alternative empfohlen. Aufgrund jahrelanger Erfahrung als Lehrer (und Vater von drei Kindern) bin ich der Meinung, dass die angeblichen Vorteile der Lernkartei einer kritischen Überprüfung in den meisten Fällen nicht standhalten.
Inhalt
Vokabelheft
In der didaktischen Literatur ist man sich weitgehend einig, dass das traditionelle Vokabelheft (egal ob es nun zwei oder drei Spalten hat) aufgrund seines „lernpsychologisch defizitären Konzepts“ [1] abzulehnen sei. Das Abschreiben der Vokabeln aus dem Buch gilt bei Schülern zu Recht als schematisch, „lästig und reizlos“ [2]. Das Ergebnis dieses didaktischen Leerlaufs ist oft völliger Blödsinn, weil gedankenlos z.B. erst die linke Spalte und danach erst die rechte Spalte abgeschrieben wird, so dass die Wortgleichungen überhaupt nicht zueinander passen [3]. Jeder, der schon mal Vokabelhefte hat führen lassen, weiß, wieviele Fehler bei der Übertragung entstehen und wie unsinnig es für Schüler ist, aus ihrem eigenen Vokabelheft zu lernen. Abgesehen von den unzähligen Fehlern fehlen wichtige Zusatzinformationen des Buches wie z.B. die korrekte Aussprache, Hinweise auf false friends, Beispielsätze und Definitionen.
Lernkartei
All o.a. Einwände gegen das Vokabelheft sind jedoch offenbar vergessen, wenn es um Vokabel- bzw. Lernkarteien geht. In schöner Regelmäßigkeit taucht die Lernkartei in Handreichungen zum Thema Lernen lernen und den entsprechenden skills auf und viele Websites empfehlen sie oft völlig unkritisch, ohne auf die entsprechenden Probleme in der Praxis einzugehen.
Wohlgemerkt geht es im Folgenden nicht um das Lernen mit Karteikarten auf freiwilliger Basis, sondern als Alternative zum Vokabelheft verpflichtend für die ganze Klasse. Auf der Lernkartei-Site von Werner Stangl heißt es deshalb zu Recht: „Bei der Vermittlung dieser Arbeitsmethode sollte kein Schüler dazu gezwungen werden, mit dieser Methode zu arbeiten, vielmehr sollte nach der Beschreibung der Methode und etwaigen Hilfestellungen bei Anfangsschwierigkeiten die Selbsttätigkeit der SchülerInnen im Mittelpunkt stehen. Das Arbeiten mit der Lernkartei ist generell eine individuelle Angelegenheit […]“.
Das Prinzip der Lernkartei ist selbstverständlich zeitlos gültig, schließlich basieren praktisch alle Vokabeltrainer auf dem Prinzip der Lernkartei. Im Folgenden geht es lediglich um die praktischen Probleme, die im schnöden Schulalltag auftreten.
Probleme bei der Arbeit mit Lernkarteien
Verfechter der Lernkartei treten häufig mit dem Anspruch auf, dass das Medium nicht nur in einigen Details sondern grundsätzlich dem Lernen mit dem Vokabelheft bzw. Buch überlegen sei. Dabei wird so gut wie nie thematisiert, dass die Hauptarbeit des Abschreibens zunächst einmal exakt die gleiche ist. Es wird suggeriert, dass das Abschreiben automatisch motivierender und reizvoller wird, weil man nicht mehr in ein kleines Heftchen, sondern beidseitig auf Karteikärtchen schreibt. Das mechanische Übertragen der Vokabeln bleibt jedoch genauso stupide und langweilig wie beim Vokabelheft, das ewige Umdrehen der Karten macht das Ganze sogar noch nerviger und zeitaufwändiger, was erfahrungsgemäß die Zahl der Fehler eher noch erhöht.
Um das ständige Umdrehen der Karten zu vermeiden, beschriften viele Schüler (durchaus „ökonomisch“) zunächst einmal nur die „englische“ Seite und erst danach in einem zweiten Durchgang die Rückseite der Karte. Dabei kommt es natürlich leicht (genau wie beim Vokabelheft) zu völlig falschen und unsinnigen Kombinationen. Während das Vokabelheft noch vergleichsweise billig ist, sind – zumindest gekaufte – Karteikarten relativ teuer, was die Motivation auch nicht gerade erhöht.
Die Arbeit mit Lernkarteien läuft nach meiner Erfahrung häufig nach einem bestimmten, vorhersehbaren Muster ab. Zu Beginn des Schuljahres erläutert der Lehrer den Umgang und die Vorteile der Kartei. In den folgenden Wochen werden noch keine bzw. wenige Stegreifaufgaben und Schulaufgaben geschrieben und der Lehrer hat noch viel Zeit, die Karteikarten von allen Schülern regelmäßig zu kontrollieren und zu verbessern. Aufgrund einer simplen Multiplikation (wie z.B. 33 Schüler multipliziert mit der Zahl der Vokabeln einer Unit) lässt sich leicht nachvollziehen, dass diese Konsequenz nicht allzu lange durchzuhalten ist. Hinzu kommt, dass Schüler natürlich ständig ihre Karten zu Hause vergessen, dass der Transport der Kärtchen-Pakete (im Vergleich zu den Vokabelheften) ausgesprochen umständlich ist usw.
Der Lehrer kommt gerade bei großen Klassen mit der Korrektur der Karteikarten nicht mehr nach, weil die Korrektur von Stegreifaufgaben und Schulaufgaben, Unterrichtsvor- und ‑nachbereitung etc. bereits (zu) viel Zeit in Anspruch nimmt. Nach kürzester Zeit befinden sich auf den Karten so viele Fehler, dass ein Lernen völlig unsinnig geworden ist. Es ist deshalb sinnvoll und intelligent, dass Schüler spätestens in diesem Stadium nicht mehr mit ihren Karteikarten lernen, sondern mit dem Buch, in dem schließlich alles „richtig“ ist. Das Gleiche gilt übrigens ja auch für das Vokabelheft; wer regelmäßig mit Schülern zur Arbeit fährt, wird bestätigen können, dass praktisch alle sinnvollerweise aus dem Buch und nicht aus ihrem fehlerhaften Vokabelheft lernen. Nach ein paar weiteren Wochen versandet die ganze Sache meistens, der Lehrer hat resigniert, die Schüler schreiben (falls überhaupt noch) ihre Kärtchen nur noch, wenn Kontrollen drohen.
Kontextualisierung
Auch durch den Wechsel des Mediums hat sich darüberhinaus das Problem der Kontextualisierung durch Beispielsätze noch nicht gelöst, es wird im Gegenteil eher noch schwieriger. Bekanntlich bietet die rechte Spalte der meisten Lehrbücher zu den meisten Wörtern einen Beispielsatz. Aus der Lernforschung weiß man, dass diese Mini-Kontexte für das Lernen von Wörtern sehr wichtig sind. Immer unter der Voraussetzung, dass mit den Karteikarten auch wirklich gelernt werden soll und es nicht nur eine mechanische Abschreiberei sein soll: Wie kommen diese Beispielsätze auf die Karteikarten? Sollen sie einfach aus dem Buch abgeschrieben werden? Das würde die Abschreibezeit und die Fehlerzahl nochmal deutlich erhöhen. Eine Reihe von Lehrern „lösen“ das Problem, indem sie die Kinder auffordern „sich einen eigenen sinnvollen Beispielsatz auszudenken.“ Es ist wohl völlig klar, dass durchschnittliche Schüler damit hoffnungslos überfordert sind. Die (didaktisch so wertvollen) Beispielsätze werden entweder einfach weggelassen („der Lehrer kontrolliert frühestens wieder in drei Wochen“) oder es entstehen größtenteils falsche bzw. unsinnige „Kontexte“.
Weitere Alltagsprobleme
Selbst wenn man annimmt, dass der Lehrer ständig alle Karten kontrolliert, korrigiert und (mit sinnvollen und richtigen Beispielsätzen) ergänzt, ergeben sich im trüben Alltag erhebliche Probleme. Jeder Praktiker weiß, wie schnell in unserer „medial geprägten Informationsgesellschaft“ [4] Schüler Wortschatz vergessen. Ohne ständiges Wiederholen geht es in den meisten Fällen nicht. Wenn man nun aber im zweiten Halbjahr eine Hausaufgabe wie „Revise vocab Unit 2“ stellt, ergibt sich für den Schüler das Problem, wie er denn nun den über die diversen Fächer verstreuten Wortschatz der Unit 2 überhaupt finden soll. Selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass er anfängt Hunderte von Karteikarten zu durchsuchen, wird er in einer vertretbaren Zeit nur fündig, wenn er beim Beschriften der Karteikarten die Nummer der Unit (z.B. rechts oben auf der Karte) notiert hat.
Einige Lehrer versuchen dieses Problem zu umgehen, indem sie ihren Schülern raten, für jede Unit einen eigenen Karteikasten anzulegen. Wer eigene Kinder im Teenageralter hat und weiß, wie es in ihren Zimmern normalerweise aussieht, ahnt, wie absurd und wirklichkeitsfremd dieser Vorschlag ist. Auch der Auftrag, die über fünf Fächer verteilten Karten zu durchsuchen, um semantisch zusammengehörige Karten zusammenzustellen (z.B. für ein mind-map) erweist sich als wirklichkeitsfremd. Es geht wesentlich schneller, wenn man hinten im Buch das Vokabelverzeichnis durchgeht und die entsprechenden Wörter herausschreibt.
Ein gewichtiges Argument gegen das Vokabelheft ist die Tatsache, dass es „oft nur den Vokabelteil des Lehrbuchs verdoppelt und seine Erstellung eine reine Abschreibarbeit ist, ohne Vertiefung in anderen wichtigen Dimensionen des Wortschatzes“ [5]. Aufgrund der „Linearität“ [6] des Vokabelheftes wird der Wortschatz in einer völlig willkürlichen Reihenfolge (erneut) zu Papier gebracht, ohne dass z.B. Beziehungen zwischen einzelnen Items im Sinne einer Vernetzung hergestellt werden können. Merkwürdigerweise wird jedoch kaum kritisiert, dass auch die Lernkartei zumindest am Anfang exakt genau so „linear“ ist wie das Vokabelheft, schließlich werden die Wörter ja genau in der vorgegebenen Reihenfolge vom Buch abgeschrieben und beim ersten Durchgang durchgearbeitet. Im Verlauf der Arbeit mit den Karteikarten löst sich diese anfängliche Reihenfolge zwar auf, es ergibt sich jedoch eine mindestens ebenso willkürliche bzw. unsinnige Reihenfolge. Das einzige Kriterium für das „Wandern“ einer Karte ist ja bekanntlich, ob das Wort „gekonnt“ wurde oder nicht. Ob das Wort z.B. „assoziativ in Bezugsbündeln verankert“ [7] wird, spielt für den Verbleib in einem bestimmten Fach des Kastens keine Rolle. Durch die Vermischung der Karten wird zwar das sog. „Positionslernen“ (das sinnlose Einprägen des Seitenlayouts) vermieden, die neue Anordnung bringt jedoch aus lernpsychologischer Sicht (Vernetzung isolierter Items, Erstellen von semantischen Feldern etc.) keinerlei Vorteile.
Der einzige Vorteil der Lernkartei ist m.E. (unter idealen Voraussetzungen) die Fokussierung auf „nicht gekonnte“ Wörter. Diese Konzentration auf die eigenen „Problemwörter“ und das Vermeiden des lernpsychologisch unsinnigen „Überlernens“ von bereits „gekonnten“ Wörtern lässt sich jedoch auch anders bewerkstelligen. Dieser „Vorteil“ steht m.E. jedoch in keinem vernünftigen Verhältnis zum Aufwand. Jeder Lehrer, der seine Schüler zwingt, eine Lernkartei zu führen, sollte selber immer mal wieder eine Zeit lang Karteikarten sorgfältig beschriften, um wieder ein Gefühl dafür zu bekommen, wie langweilig und (zumindest bei sorgfältiger Arbeitsweise) enorm zeitaufwändig allein das Übertragen des Wortschatzes ist. Besonders ineffizient wird das Ganze aufgrund der Tatsache, dass mindestens die Hälfte der Zeit auf das Schreiben deutscher Wörter verwendet wird, während die eigentliche Fokussierung ja auf die Schwierigkeiten der englischen Rechtschreibung gerichtet sein sollte.
Alternativen
All dies bedeutet nun natürlich nicht, dass das Schreiben neuer Wörter sinnlos wäre. Natürlich müssen neue Wörter geschrieben werden, damit sich über die Bewegung der Hand das Schriftbild einprägt. Ich arbeite mit zwei Verfahren, die sich beide in der Praxis bewährt haben. Entweder das Schreiben neuer Wörter ist freiwillig und die Schüler machen es ohne meine Kontrolle zuhause (oder eben nicht). Sie wissen, dass sie bei einer Rechenschaftsablage (= mündliches Ausfragen) immer die schwierigen Wörter schreiben müssen und bei Stegreifaufgaben für falsch geschriebene Wörter mindestens einen halben Fehler kassieren. Alles Weitere zum Thema „Wortschatz lernen mit dem Buch“ findet sich in diesem Beitrag.
Zusammenfassung
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Aufwand und Ertrag von konventionellen Lernkarteien meistens in keinem sinnvollen Verhältnis stehen. Selbstverständlich sollte man Lernkarteien im Rahmen eines entsprechenden „Lernen lernen“ Trainings vorstellen und die Funktionsweise erklären. Es sollte Schülern jedoch freigestellt werden, ob sie damit arbeiten wollen (der Lehrer könnte dann ggf. als „Service“ die Karten durchsehen). Als Zwangsmaßnahme für die ganze Klasse ist die Lernkartei, wie das „traditionelle“ Vokabelheft jedoch abzulehnen. Durch den Verzicht auf das zeitaufwändige und in den Augen der Schüler „ätzende“ Abschreiben des Wortschatzes gewinnen Schüler und Lehrer viel Zeit für wesentlich sinnvollere Übungen. In der didaktischen Literatur finden sich zahlreiche Vorschläge wie man mit Hilfe von Lückentexten, mind-maps, Erstellung von semantischen Felder auf vocab sheets, Ergänzungsübungen, Kreuzworträtseln etc. Wortschatz sinnvoll wiederholen und gleichzeitig miteinander vernetzen kann [8]. Es ist schlimm genug, dass noch immer „etwa 90 Prozent aller Kollegen ein kleinformatiges, zweisprachiges Vokabelheft“ führen lassen [9]; die Schüler dasselbe auf Karteikärtchen schreiben zu lassen, stellt keine Verbesserung dar.
[1] Heinrich Winter, „Sperrmüllaktion: Sammlung überholter Methoden im Englischunterricht der Sekundarstufe I (und darüber hinaus)“ in: PRAXIS 1/00, S. 89
[2] Herbert Holtwisch, „Vokabelhefte und Wortgleichungen – und sonst nichts“ in: PRAXIS 4/00, S. 369
[3] vgl. H. Holtwisch, „Vokabelhefte …“, S. 369
[4] H. Holtwisch, „Vokabelhefte …“, S. 367
[5] Johannes‑P. Timm (Hg.). Englisch lernen und lehren – Didaktik des Englischunterrichts. Berlin: Cornelsen, 1998, S. 289
[6] H. Winter, „Sperrmüllaktion …“, S. 89
[7] Klaus, Hinz, „Wörter vernetzen und anwenden“ in: PRAXIS 4/99, S. 349
[8] vgl. z.B. H. Holtwisch, „Vokabelhefte …“, S. 371 ff.
[9] H. Holtwisch, „Vokabelhefte …“, S. 368
Doireann
Sie haben ja so Recht, lieber Kollege.
Ich bin zwar von „einer anderen Franktion“, aber ich erinnere mich an eigene Erfahrungen mit Vokabelheften vor allem in der Schullaufbahn meiner Tochter.
Eine Möglichkeit möchte ich aber gerne weitergeben, die ich mit Erfolg für die Lateinvokabeln meiner Tochter entworfen hatte:
Das Spiel Trivial Pursuit war damals sehr beliebt und ich habe kleine Zettel in den dazu passenden Farben (6 an der Zahl) aufgetrieben. Wir haben dann das Spiel nicht mit den eigentlichen Fragekärtchen sondern mit Lateinvokabeln, bzw. Üungsformen des Lateinischen beschriftet, nicht wir, meine Tochter zum Zweck des ersten Lerndurchgangs.
So hat sie spielend die Vokabeln gelernt bis sie besser war als ich.
justina
Sie sprechen mir aus dem Herzen! Ich habe mich, inspiriert durch die von Ihnen erwähnten VocabSheets, in meinem Franz-Unterricht vor vielen Jahren wie folgt entschieden: am Ende, wenn wir das Lektionsvokabular schon zig mal in diversen Übungen umgewälzt haben, schreibe ich auf je einen Papierstreifen ein neues Wort und verteile diese dann in der Klasse mit dem Auftrag, auf der Rückseite einen Satz mit dem neuen Wort ( zu unterstreichen!) zu schreiben (selbst erfinden oder Buchvorlage nutzen). Ich sammele dann alle ein, korrigiere sie ggf., verwerfe auch mal einen Satz und schreibe selbst einen neuen… Dann klebe ich alle Streifen (zumeist nach dem Kontext) sortiert auf ein DIN A 3 Blatt, das ich dann für die Schüler auf DIN A 4 verkleinert kopiere.
In der Folgestunde werden die Sätze dann reihum vorgelesen, wer möchte darf sich mit Bleistift das deutsche Wort darüber schreiben. Da immer mehrere Papierstreifen einen „Block“ bilden, soll jeder für diesen eine Überschrift finden. Dann lasse ich Zeit, das fiche de vocabulaire farbig und mit Bildern zu gestalten („indidualisieren“) und dann müssen die Sätze gelernt werden. Die höre ich dann auch ab!
Das nimmt zwar alles in allem ein wenig Zeit in Anspruch, aber der Aufwand lohnt sich absolut! Die Schüler machen das sehr gern und eigentlich sind die Hälfte der Sätze schon nach so viel Beschäftigung im Gedächtnis.
Ich bringe ihnen auch Methoden bei, wie man sich selbst abhören kann (Erklärung führt hier zu weit).
Ideal wäre übrigens, wenn jeder Schüler nach seinen eigenen Sortierungskriterien die Sätze aufkleben würde, aber das klappt in der Praxis nicht.
Meine Methode funktioniert in den ersten drei Lernjahren sehr gut. Ich weise die Schüler aber auch auf andere Lernmethoden für Vokabeln hin und ab dem vierten Lernjahr etwa stelle ich es ihnen frei, wie sie es machen. Aber dann müssen sie mir zumindest einen Nachweis erbringen, dass sie eine Methode haben, Wortschatz aktiv umzuwälzen und zu lernen.
Ach ja, das Verteilen der Papierstreifen hat auch den Vorteil, dass ich Wörter, die aus dem Unterrichtsgeschehen darunter mischen kann und solche, die ich im Anhang des Lehrbuches für nicht lernenswert halte, weglassen kann.
Jan
Sehr toller Artikel.
Bin über google nach hier gelangt, da ich auf der Suche nach Online-Karteikarten Tools bin. Vielleicht interessant für Leute die auch nach sowas suchen, habe ich Cobocards (http://cobocards.com) gefunden. Sieht nicht schlecht aus, werde es mal ausprobieren.
Jochen
> habe ich Cobocards (http://cobocards.com) gefunden
Wenn du bzw. deine Schüler GUTE Erfahrungen mit dieser Website machen, würde ich mich über einen kleinen Gastbeitrag freuen, in dem du von der Arbeit mit Cobocards berichtest.
Ali
Hallo Jochen,
Herr Holze schaut sich Cobocards genauer mit seiner Klasse an. Vielleicht hast Du schon seinen letzten Eintrag in seinem Blog gesehen, aber hier noch einmal:
http://herrholze.de/?p=114#comment-281
Ueber Feedback freuen wir uns immer.
Ali
Colgate
Ein wesentlicher Kritikpunkt gegen Vokabelhefte und Lernkartei stellt in Ihrem Beitrag das Abschreiben der zu lernenden Vokabeln dar. Wenn ein Englischbuch nicht zur Verfügung steht, weil es von SchülerInnen nicht mit nach Hause genommen werden kann bzw. darf, stellt das Abschreiben m. E. die einzige Möglichkeit dar, den Lernprozess überhaupt in Gang bringen zu können und die Lernwörter zu dokumentieren.
Auch bei mindmapping, Kreuzworträtseln, Satzergänzungen etc. muss immer die jeweilige Vokabel eingetragen werden. Das Schreiben bzw. Abschreiben bleibt – und ist aus meiner Sicht eine unabdingbare Voraussetzung für das Erlernen der richtigen Schreibweise. Im übrigen stellt Abschreiben nicht für alle SchülerInnen eine ätzende Tätigkeit dar, sondern kann durchaus auch mit einer Entspannung einhergehen: Abschreiben kann auch als willkommene Abwechslung empfunden werden (kein anstrengendes Memorieren, grammatikalisches Üben, konzentriertesHörverstehen etc.).
Um den Korrekturaufwand für die Lehrkraft zu verringern, lohnt sich der Griff in die didaktisch-methodische Trickkiste: Die SchülerInnen kontrollieren zunächst selbst ihre Scheibergebnisse, danach ein Partner, ggf.noch ein weiterer Schüler, (der sich vielleicht den Titel Kontrolleur durch sehr sorgfältiges Arbeiten verdient hat) und Stichproben kontrolliert. SchülerInnen sind bei Partnerkontrolle sehr streng und kontrollieren nach meiner Erfahrung sehr gewissenhaft.
Oder aber man lässt Lernkarteikarten bekleben: Die SchülerInnen erhalten eine Vokabelliste, die sie zerschneiden, günstigerweise immer nur schrittweise (also immer nur eine Zeile bestehend aus zwei Zellen (dt. Wort – engl. Wort)), damit es eben nicht zu falschen Zuordnungen kommt. Die Vokabelliste hat der Lehrer entweder selbst geschrieben oder von eine CD ausgedruckt oder von Schülern im Rahmen der regulären Unterrichtsarbeit erarbeiten lassen. Bspw. könnten die neuen Vokabeln von Teams nachgeschlagen werden und in eine PC-Liste eingetragen werden, die dann vom L kontrolliert,ausgedruckt und vervielfältigt wird. Sind die Lernkarteikarten erst einmal erstellt, können sie sehr variabel und effizient für weitere Übungen eingesetzt werden: eigenständiges Lernen (Dosendiktat, Laufdiktat, Sätze ergänzen (DIN A 3 AB, Lücken werden mit Karteikarten gefüllt), Partnerdiktat (Aufschreiben, Buchstabieren, Verfremdungen des Partners herausfinden) Wettkämpfe (1 Quizleiter, 2 Kandidaten; Fußballspiel; Vier gewinnt), (Wett)spiele (Memory, Kim-Spiele, Bingo. Fliegenklatsche, Montagsmaler, Hangman), Ordnen (Wortfelder, alphabetisch), Kategorisieren (semantisch,Wortarten) etc.
Ein Vokabelheft bietet in dieser Hinsicht nur eingeschränkte Übungsmöglichkeiten, vor allem durch die starre Reihenfolge der Vokabeln, die nur durch mind. einen weiteren Lernpartner zu umgehen ist. Ein Großteil der og. Übungen lässt ein Vokabelheft nicht zu.
Aus meiner Sicht ist die Arbeit (im Gegensatz zu Ihrer Einschätzung) mit Lernkarteikarten absolut lohnenswert.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Kollegiale Grüße von Colgate
Jenny
Hallo,
danke für das flammende Plädoyer gegen Vokabelhefte. Hat mich sehr überzeugt – ich war eigentlich davon ausgegangen, dass meine erste eigene Englischklasse (kleine 6er mit 2. FS) im nächsten Schuljahr auch einfach ein Vokabelheft führen soll, bis ich das hier gelesen habe. Ich fand als Schülerin das Abschreiben auch immer ziemlich nervig und habe im Endeffekt anfangs viel mit der Abdeckmethode gelernt, aber IM BUCH.
Eine Frage ist bei mir aber noch aufgetaucht: Abschreiben sollen sie die Vokabeln ja trotzdem zur Übung der Rechtschreibung und das Argument mit der Liste nur auf Englisch leuchtet mir auch ein. Aber: Kontrolliere ich dann als Lehrer die Listen? Bei allen und dauernd auch wieder sehr arbeitsaufwändig. Oder ist das mit der Fehlergrenze zur Selbstkontrolle gedacht? Wie handhabst du das denn, Jochen?
Jochen
> Aber: Kontrolliere ich dann als Lehrer die Listen? […] Wie handhabst du das denn, Jochen?
Wie du schon selber schreibst: Es ist fast unmöglich, dass bei allen Schülern ständig zu machen. Die besten Erfahrungen habe ich damit gemacht, es auf freiwilliger Basis zu machen. Aber damit bekommst du dann natürlich nur die Sachen der Guten und Fleißigen.
Jenny
Danke für die schnelle Anwort. Ja gut, die Guten und Fleißigen bekommen aber dann natürlich auch eine gute Quittung beim Vokabeltest und die Faulen halt nicht… das ist dann eben so. Ich denke ich werde es dann mit der freiwilligen Abschreib-Methode probieren… es wird ja an uns auch schließlich ständig hingetragen, dass wir „Lernangebote“ machen sollen – das Annehmen ist dann wohl Schüleraufgabe, so versteh ich es zumindest 😉 Lernen müssen sie die Vokabeln ja eh selber, das kann ich keinem abnehmen, ich kann ihnen nur das Kontrollieren anbieten – was in meinem Fall sogar noch bei allen möglich ist, da ich traumhafterweise danke Latein als erste FS in dieser Klasse nur 10 Hanseln vor mir sitzen habe.
PapaF
Vielen Dank für die klaren Worte. Die Praxis, zumindest bei der EN-Lehrerin meines Sohnes, sieht leider auch sieben Jahre nach Ihrem Eintrag anders aus: Vokabelheft (alternativlos). Und wir wären aus Elternsicht froh, wenn zumindest die Lernkartei eingesetzt werden könnte. Alle anderen Ihrer Alternativen setzen eine Aktivität und Beschäftigung der Lehrenden mit dem Prozess des „Vokabellernens“ voraus. Wenn diese nicht herzustellen ist, und das Lernen unreflektiert den Schülerinnen und Schülern überlassen wird (als Frust- und Misserfolgskonsequenz aber auch den Eltern), dann wäre die Lernkartei zumindest ein kleiner Schritt nach vorn. Oder die Eltern und ihre betroffenen Kinder bräuchten viel Zeit, Kompetenz und den Willen zu Doppelarbeit, um die Alternativen anzuwenden. Mit der Lernkartei wäre zumindest dem Schreibzwang entsprochen, die Lerneffizienz wäre etwas gesteigert und die Frustrationsschwelle spürbar angehoben. Und aus Zeitmangel im Unterricht obliegt die wahre Kontrolle, egal ob Vokabelheft oder Lernkartei, eh den Eltern.