Auden’s wunderbares Gedicht ist ja schon in „Four Weddings and a Funeral“ (YouTube) sehr ergreifend. Noch verstärkt wird die Wirkung der Worte durch die Musik von Apocalyptica.
Andreas Büsing hat eine schöne Rezitation des Gedichts mit Joachim Król (YouTube) gefunden.
Georg Schlamp hat im Rahmen einer Gedichteinheit seine Schüler das Gedicht übesetzen lassen. Hier die phantastische Übersetzung von Sophia:
Haltet an alle Uhren, das Telefon legt still,
bewahrt mit einem saftigen Knochen den Hund vor Gebell,
bringt die Klaviere zum Verstummen und mit dumpfen Trommeln,
tragt den Sarg heraus, lasst die Trauernden kommen.
Lasst Flugzeuge jammernd über ihren Köpfen kreisen,
die Botschaft „er ist tot“ in den Himmel schreiben,
bindet Straßentauben Kreppschleifen um den weißen Kragen,
lasst Polizisten schwarze Handschuhe tragen.
Norden, Süden, Ost und West war er mir,
meine Arbeitswoche und die Sonntags-Manier,
mein Gespräch, mein Lied, mein Mittag, meine Mitternacht,
ich dachte, die Liebe währet ewig, doch falsch gedacht.
Sie sind jetzt nicht erwünscht, drum knipst aus alle Sternelein,
baut ab die Sonne und den Mond packt ein,
ihr könnt den Ozean ausleeren und die Wälder wegfegen,
denn vergebens ist nun alles gute Streben.
Claudia Boerger
Boah, wirklich, wirklich ergreifend.
Mich wuerde interessieren, ob es dazu eine gelungene deutsche Uebersetzung gibt. Weisst du/ weiss jemand das?
Marco
http://www.inf.hs-anhalt.de/~schlechtweg/home/auden.html
google Recherche…fand ich ganz ansprechend
Jochen
> fand ich ganz ansprechend
Na ja, teilweise hoppelt es schon gewaltig: Telephon – roh’n, mal ganz davon abgesehen, dass ‚juicy‘ natürlich ’saftig‘ ist.
„ihr Klager klagt“ ist auch nicht gerade der Gipfel der Dichtkunst 😉 Im Deutschen gibt es „Kläger“, aber keine „Klager“.
Im Original wird der Ozean „weggegossen“ (pour away), in der Übersetzung „weggefegt“, ein ziemlich schiefes Bild.
Den Kalauer über den Verfasser (?) spare ich mir jetzt mal …
Marco
Dafür reimt es sich ‚-)
georg
auf englisch vorgetragen ist die version von john hannah auf der soundtrack CD meines erachtens nach noch beeindruckender. da ist sie, im gegensatz zum film, mit musik unterlegt. ich muss mich LK da immer ziemlich zusammenreißen!
Herr Rau
Ursprünglich hat der Auden das übrigens für ein Kabarettprogramm gedichtet. Und so steht das Gedicht auch in meinem „Everyman Book of Light Verse“ (1984). So viel zur Autorenintention und zur Freiheit der Interpretation.
Franz J. Herrmann
Blues zu seiner Beisetzung
W. A. Auden
Übertragung: Franz J. Herrmann
Still lasst stehen die Uhren, das Telephon kappt,
Den Hund haltet mit Knochen vom Bellen ab,
Kein Piano spielt, mit gedämpften Trommelschlag
Lasst ein die Gäste, tragt hinaus den Sarg.
Über den Trauerköpfen soll kreisen ein Flieger,
hinkritzelnd am Himmel seine Botschaft: Tot ist er,
Schlingt Halskrausen aus Krepp um Brieftauben, weiß,
Und lasst Polizisten schwarz regeln den Verkehr im Kreis.
Er war mein Norden, mein Süden, mein West und Ost,
Meine Werktagswoche und meine Sonntagskost,
Mein Mittag, meine Geisterstunde, meine Sprache, mein Hit;
Ich dachte, Liebe hält ewig: Jetzt bin ich quitt.
Auch Sterne sind schnuppe mir nun, knipst aus sie – alle;
Den Mond verhüllt, und der Sonne stellt eine Falle;
Fällt Baum um Baum, schüttet weg den alten Ozean,
Denn nichts wird mehr gut, wie‚s mit ihm einst begann.