Ein Gastbeitrag von Claudia Boerger. Dank ihrer Beispielsammlung (pdf) kann man gleich in der nächsten Stunde loslegen.
Stundeneinleitende warm ups werden oft als nettes Kinkerlitzchen wenig beachtet bzw. gar abgetan. Ich sehe das mittlerweile entschieden anders und glaube, dass sie durchaus auch von langfristig großem sprachlichen Nutzen sein können.
Besonders in sprechfaulen Lerngruppen bin ich dazu übergegangen, den Unterricht regelmäßig mit einem warm up zu beginnen. Dabei lege ich den Begriff sehr großzügig aus und setzte auch Aktivitäten ein, die durchaus länger als die üblichen 5–10 Minuten dauern; der Zeitverlust an anderer Stelle ist es mir mittlerweile wert. Gemeinsam ist allen Betätigungen, dass unterrichts-unabhängige Inhalte im Fokus stehen.
In kurzfristiger Hinsicht ist mir wichtig, dass die Schüler einen gemeinsam erlebten Zugang zu der Fremdsprache/Stunde finden, welcher von den meisten Schülern freudvoll, lebendig oder persönlich bedeutungsvoll erlebt wird. Auf onestopenglish habe ich eine schönere Definition von einem warmer gefunden, die weniger dröge klingt als mein obiger Versuch: “[…] an activity designed to get things started, wake up tired students (and teachers) and prepare brains, mouths, ears and eyes for English.”
Besonders in der Oberstufe habe ich warm ups zur langfristigen Sprechaktivierung absolut erfolgreich einsetzen können. Hospitierende Referendare und Praktikanten haben meinen Eindruck einer außergewöhnlichen Sprechfreudigkeit meiner Kursteilnehmer bestätigt (wohlgemerkt auch während des Regelunterrichts!). Eine Kollegin, die kürzlich einen 12er Kurs von mir übernommen hat, ist ebenfalls von der mündlich regen Truppe sehr angetan.
Auf der einen Seite wird meiner Erfahrung nach eine positive Anfangsstimmung durch die ritualisiert eingesetzten warm ups geschaffen, da mit der Zeit eine gewisse (dazu noch gemeinschaftlich erfahrene) Neugierde und Vorfreude auf den Stundenbeginn geweckt wird. Es scheint darüber hinaus, dass diese Anfangsstimmung den Rest des Unterrichts weiterträgt, und der relativ ungezwungene und freudvolle Umgang mit der Fremdsprache über kurz oder lang Lust auf Englisch schafft, welche nicht wenige Schüler dazu motiviert, Hemmungen abzulegen und sich gar den Rest der Stunde ebenfalls (mehr oder weniger) munter zu beteiligen.
Selbstredend ist der Einsatz von warm ups weder der Pädagogenweisheit letzter Schluss noch die ultimative Lösung, Fremdsprachenlernerfolge bei ALLEN und IMMER zu erzielen. Aber nach meiner Erfahrung leisten sie in Hinsicht Sprechaktivierung doch einen nicht unerheblichen Beitrag.
Sabine
Jochen, ehrlich, zur Zeit profitiere ich enorm von deinem Blog*. Großen Dank an Claudia Boerger! Das werde ich mir gleich ausdrucken und zu Gemüte führen. Überhaupt geht ja nix über die Zusammenstellung erprobter, leicht anwendbarer Methoden. Das schöne Buch Humanising your Coursebook von Mario Rinvolucri ist auch eine ausgezeichnete Fundgrube.
* du solltest mal meine Kleinen sehen, wie sie sich für „Hello, my name is Joe“ verrenken. Eine sehr aerobe Übung.
Christine
mit im pdf aber leider gaaaanz üblem fehler bei 3.
nicht than!! 🙂
Jochen
Danke für den Hinweis, wurde korrigiert.
liv
pdf ist klasse! leider ein Fehler in 39 > breathe
Jochen
Danke für den Hinweis, habe ich korrigiert.
Florian v. Savigny
Vielen Dank!!
(Noch ein Erratum: S. 6, Punkte 14 u. 15: „Now“, nicht „No“.)
Jochen
Danke für den Hinweis, ist korrigiert.
Nele
Hammer – vielen lieben Dank für die tollen Übungen!