Modernen Tango lernen & tanzen

Archaisches Schwurbeln mit Nau & Pereyra

Eigent­lich woll­te ich ja ledig­lich wis­sen, was genau die „Caden­cia“ bei den 9 Archai­schen Ele­men­ten von Nico­le Nau und Luis Perey­ra sein soll. Ich kann­te die „Kadenz“ bis­lang nur aus der Har­mo­nie­leh­re, aber hier muss­te es sich ja um eine Figur han­deln. Fol­gen­des habe ich gelernt (alle Zita­te stam­men von S. 123–129):

Die Caden­cia ist ein „pri­mi­ti­ves Ele­ment“, das ver­mut­lich „bereits um 1890 ent­stan­den“ ist. Sie ist „ein simp­ler Schritt nach vor­ne und nach hin­ten“, aller­dings wird dabei „per­ma­nent gedreht“. In der Caden­cia „diri­giert der Mann die Musik“ und die Frau „bespielt den Raum“. Der Mann betrach­tet dabei den gan­zen Raum, „so wie auch die Natur­völ­ker ihre Land­schaft beob­ach­te­ten“. Bei der Dre­hung „model­liert der Mann die Tail­le der Frau“ und „stützt die Bewe­gung mit sei­ner lin­ken Faust“. Der Mann soll sei­ne Part­ne­rin „kon­ti­nu­ier­lich sei­ner lin­ken Sei­te zufüh­ren, Rich­tung Säu­le“. Die Figur ver­mag einen „rhyth­mi­schen Tanz­fluss zu grei­fen“. Die Autoren begeis­tert das „Sphä­ri­sche“ der Figur. Indem der Mann in alle Rich­tun­gen sehen kann, „gewinnt er Über­blick“ und „sucht einen Aus­weg aus dem Tumult“. Man kann die Caden­cia rhyth­misch „Pam – Pam – Pam – Pampá­Pampá­Pampá“ oder „uoammm uoammm uoammm uoammm“ tanzen. 

Man soll­te die Caden­cia aller­dings nicht mit der Cuni­ta ver­wech­seln, denn letz­te­re „schau­kelt [nur] hin und her“ und „wippt ledig­lich vor sich hin“. Dadurch wird „kein Raum geöff­net“ und ein Zusam­men­prall mit ande­ren Paa­ren ist „qua­si vor­pro­gram­miert“. Aus die­sem Grund ist die Cuni­ta eine „recht sinn­freie moder­ne Erfindung“. 

Nach der Lek­tü­re die­ses Kapi­tels habe ich beschlos­sen, mir das rest­li­che Buch zu ersparen. 

PS. „Lle­va­da de Pie“ (lle­var = füh­ren, pie = Fuß) ist ein ande­rer Begriff für die „Bar­ri­da“.

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  1. Tanguera

    Abge­se­hen von der affek­tier­ten und größ­ten­teils unver­ständ­li­chen Spra­che ging mir vor allem die stän­di­ge Selbst­be­weih­räu­che­rung (vor allem von Luis) auf die Nerven.

  2. Holger

    Ach, nee, das sind sie wie­der zusam­men: Der ver­ba­le Abriss­bir­ne Jochen Lüders und sein klei­ner Waden­bei­ßer Thomas!
    Dabei ist das Schöns­te an Lüders Tex­ten inzwi­schen gar nicht mehr, was er sagt, son­dern wie sehr er sich dabei auf­regt. Man liest Lüders nicht, um etwas über Tan­go zu ler­nen, son­dern um sich dar­an zu erin­nern, wie unfass­bar humor­los man wer­den kann, wenn man zu lan­ge Leh­rer war.
    Und dann die­ser PS-Nach­satz – wie ein noto­ri­scher Bes­ser­wis­ser, der am Ende noch mal schnell das klei­ne Lati­num zückt, um zu zei­gen, dass er auch Spa­nisch goo­geln kann.
    Kurz gesagt: Wenn Nau & Perey­ra sphä­risch sind, dann ist Lüders der Orbit des Missmuts.
    Und ja – wer so schreibt, braucht kein Publi­kum. Er braucht ein Ventil.
    Apro­pos Wen­del: Einen aus­führ­li­chen Arti­kel hat bereits Wen­del über Perey­ra & Nau geschrie­ben, aller­dings viel poin­tier­ter, als die­ser „Wisch&Weg“- Bei­trag von Lüders.

  3. Thomas

    Herr­lich! „so wie auch die Natur­völ­ker ihre Land­schaft beob­ach­te­ten“ toppt ja sogar Wen­dels Geschwa­fel. Jetzt fehlt nur noch die „Spi­ral­dy­na­mik“. 😉

    • Bit­te sehr: 

      „Die vier Füße der Tän­zer gehen spi­ral­för­mig vor und zurück und hal­ten den gemein­sa­men Schwer­punkt in der Schwe­be wie ein Jon­gleur den Ball.“

      Noch bes­ser: „Die Schwie­rig­keit liegt immer dar­in, das rück­wärts tan­zen­de freie Bein der Frau im Paar zu hal­ten und spi­ral­för­mig im Kreis um sich her­um zu füh­ren.“ Was pas­siert nur, wenn es dem Mann nicht gelingt das freie Bein „im Paar zu hal­ten“? Fliegt es dann ein­fach weg? 😉

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