Die folgenden Links verweisen auf Spotify, die meisten Titel findet man aber auch bei YouTube. In ähnlichen Beiträgen geht es um schöne Valses und schwungvolle Milongas.
Es wird mir ein ewiges Rätsel bleiben, wie man Spaß dran haben kann, stundenlang zu der immer gleichen öden Musik im Kreis herumzuschlurfen bzw. (noch schlimmer) an der Stelle rumzukreiseln (wie hier).
Beim typischen (vom Herzinfarkt bedrohten) Tango-Publikum weit jenseits der 50 kann man das ja noch verstehen, da lassen die motorischen Fähigkeiten dramatisch nach und man soll sich vor Überanstrengung hüten. Tango ist dann oft der letzte „Tanz“ vor dem Tanzen im Sitzen. Aber dass sich dann noch immer mal wieder auch junge bzw. jüngere Leute auf diesen verschnarchten Veranstaltungen zu bald 90 Jahre alter Musik tanzen, erstaunt mich immer wieder. Immerhin war dieses öde Geschrammel bereits in den 70ern und 80ern sogar in Argentinien „tot“ und galt als Musik für Opas und Omas.
Wenn wenigstens zwischendurch mal etwas flottere Tangos gespielt werden würden, ginge es ja noch. Aber dafür müsste man ja wenigstens ein bisschen tanzen können. Und deshalb rennen dann auch gleich alle Latscher und Fuzzelschrittler zum DJ und fordern nachdrücklich er/sie/es möge doch bitteschön „richtigen“ (= lätscherten) Tango spielen.
Hier meine aktuellen Top Ten in der Kategorie „Fetzige Tangos“ (in alphabetischer Reihenfolge nach Orchestern, kein Ranking):
Bandonegro: Felicia
El Cachivache Quinteto: Comme if faut
Fernando Serrano: Dime Mi Amor / Paciencia
Sexteto Milonguero: Llorar por una Mujer
Solo Tango Orchestra: Loca / Mi Dolor / Buena Compania / Si Bekar / Tango Jimmy
Wunderbar absurd ist bei den gesungenen Stücken der Kontrast zwischen der Musik und dem Inhalt/Text. Aufgrund der fröhlichen-beschwingten Musik würde man ja vermuten, dass da jemand richtig gut drauf ist, Freude am Leben hat und sich vielleicht gerade frisch verliebt hat. Stattdessen wird (wie üblich) depressiv-suizidal gejammert und geweint („llorar“), siehe dazu auch meinen Beitrag über Tango-Texte. Den wahren Tango-Kenner erkennt man folglich daran, dass er auch zu dieser Musik in lahmem Tempo mit ernstem, geschmerzten Gesichtsausdruck tanzt und gemäß dem 11. Tango-Gebot („Du sollst keinen Spaß haben“) jedes Anzeichen von Lebensfreude vermeidet.
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