Meiner Meinung nach sollte ein Schüler spätestens in der Mittelstufe über Grundkenntnisse in Textverarbeitung verfügen. Leider schaut es da in der Praxis meistens zappenduster aus. Es ist immer wieder lustig zu sehen, wie sich unsere digital natives anstellen, nur weil sie mal eine Überschrift zentrieren und in 20 pt formatieren sollen. Eine Zeitlang hatte ich gehofft, dass sie das wenigstens im Informatikunterricht lernen würden, aber zumindest meine eigenen Kinder haben da alles Mögliche gelernt gemacht, nur nicht, wie man einen Text z.B. als Blocksatz und mit 1,5‑Zeilenabstand formatiert. Deshalb führe ich schon seit vielen Jahren meine eigene kleine Einführung in Textverarbeitung durch.
Grundlage unserer Arbeit ist mein Handout Layout (odt), das es für verschiedenen Versionen von Word und LibreOffice (bzw. OpenOffice) Writer gibt. Als Hausaufgabe müssen die Schüler einen unformatierten Text (doc) gemäß den Handout-Vorgaben formatieren.
Damit jeder versteht, wie eine bulleted list with a hanging indent aussieht, bekommen die Schüler ebenfalls Word Processing – Illustrated (pdf). Damit wir uns in Zukunft auf Englisch über Textverarbeitung und Layout unterhalten können, bekommen die Schüler außerdem das Vocab-Sheet Word Processing (pdf). Diesen Wortschatz können sie auch auf Quizlet lernen bzw. wiederholen.
In den folgenden Stunden wird dann immer mal wieder das Buch auf einer beliebigen Seite aufgeschlagen und das Layout beschrieben (eignet sich auch gut als „Puffer“ am Stundenende). Längere Texte (wie compositions) müssen ab diesem Zeitpunkt grundsätzlich mit PC geschrieben und formatiert werden. Vorteil: Ich schleppe kein schweren Heftstapel mehr durch die Gegend, tue mich mit dem Lesen viel leichter und die Schüler lernen auch noch was fürs Leben.
kiraka
Ehrlich gesagt, hat meiner Meinung nach Textsatz nichts mit Informatik zu tun, bei uns gab es als Pflichtkurs in der Neunten ein halbes Jahr einen sogenannten ITG (Informations Technischer Grundkurs), in dem der Umgang mit WYSIWYG-Editoren und Tabellenkalkulation gelernt haben, mir hat er leider nichts neues gezeigt, da ich meine umfassenderen Hausarbeiten immer am Rechner gemacht habe, learning bye Doing.
Ich finde es aber gut, das sie im Zuge ihres Unterrichts die von ihnen gewünschten skill vermitteln und das ganze anscheinend auch noch sinnvoll in den eigentlichen Unterrichtsbereich (das Erlernen der englischen Sprache, oder?) einbringen.
zappi
Textsatz hat auch nichts mit Informatik zu tun, aber wo will man dass sonst unterbringen? Ich werde mir mal das Material mal antun, denn dass größte Problem in der Schule sind die Lehrer und nicht die Schüler.
Was man den Kinder auch beibringen sollte, ist das Arbeiten mit nicht WYSIWYG Editoren. Grade wenn die Kinder später mal studieren sollten kann es durchaus von Vorteil sein von solchen Sprachen wie TeX/LaTeX schon mal gehört zu haben, und auch damit gearbeitet zu haben. Ich habe schon oft genug Studenten verzweifeln sehen, wenn ihre 300 Seiten Diplomarbeit von Word völlig fragmentiert wurde, und der Abgabetermin in den nächsten Tagen war.
Elisa Granato
Was das Thema Textverarbeitung an Schulen (speziell Gymnasien) anbelangt, habe ich noch nie verstanden, warum man nicht schon viel früher damit angefangen hat, das TeX-System in Grundzügen zu vermitteln bzw. die Schüler wenigstens darauf aufmerksam zu machen, dass es für das Hochschulstudium unerlässlich sein kann, LaTeX zu beherrschen!
An vielen führenden Universitäten (in München sowohl LMU als auch TU) ist es längst selbstverständlich, dass schriftliche Arbeiten (seien es Hausaufgaben oder Diplomarbeiten) in LaTeX angefertigt werden. Viele Professoren nehmen schon nichts anderes mehr an. Und da LaTeX eben *kein* WSYIWYG-Editor ist, und das programmiersprachen-ähnliche Befehlssystem für viele gewöhnungsbedürftig sind, kann die Arbeit damit meiner Meinung nach nicht früh genug gefördert werden. An vielen Schulen bekommt man bereits Pluspunkte, wenn die Facharbeit mit LaTeX angefertigt wurde (da meist höherer Zeit- und Arbeitsaufwand zur Einarbeitung, dafür aber professionelleres Ergebnis).
Elisa
Jochen
Elisa schreibt: „An vielen führenden Universitäten (in München sowohl LMU als auch TU) ist es längst selbstverständlich, […] nehmen schon nichts anderes mehr an.“
Für die TU kann ich das nicht beurteilen, von der LMU habe ich das noch nie gehört. Muss ich mich mal bei meinen ehemaligen Schülern erkundigen. Dass Word für längere wissenschaftliche Arbeiten wenig taugt ist bekannt, aber warum dieses fürchterliche LaTex, wenn man doch genauso gut mit OpenOffice arbeiten kann? Nicht umsonst gibt es Bücher wie „Wissenschaftliche Arbeiten mit OpenOffice.org 2.0 – Seminar‑, Abschluss- und wissenschaftliche Arbeiten mit Open Office“ (http://tinyurl.com/yhbw6l).
\documentclass{scrartcl}
\usepackage[latin1]{inputenc}
\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage{amsmath}
… hat m.E. in der Schule (außer vielleicht in Informatik) nichts verloren, dafür ist ggf. die Uni da. Es wäre schon viel gewonnen, wenn es wenigstens selbstverständlich wäre, dass Schüler (zumindest längere) Hausaufgaben ordentlich formatiert auf PC machen würden.
kiraka
Da stimme ich dir zu, LaTeX sollte höchstens mal Erwähnung finden und dann vielleicht ein Workshop oder eine Arbeitsgemeinschaft auf freiwilliger Ebene, wenn sich einer findet der es machen will … Es gibt zum einen doch genug wichtigeres für die Schüler zu lernen.
Der Umgang mit solchen Sachen sollte eben in einem Extrakurs wie ITG gemacht werden.
Und zu der Nichtannahme von Arbeiten: Wenn ich für mein geisteswissenschaftliches Nebenfach die Dokumente nicht in das weitverbreitete Format pdf compilieren könnte, müsste ich ein rtf oder doc abgeben, prinzipiell sind auch alle vom Tutor/Seminarleiter verschickten Dokumente ein doc.
Jochen
Kiraka schreibt: „Wenn ich für mein geisteswissenschaftliches Nebenfach die Dokumente nicht in das weitverbreitete Format pdf compilieren könnte“
„kompilieren“ klingt ja fürchterlich kompliziert. Mit OpenOffice Writer (http://de.openoffice.org/) kannst du mit EINEM Klick aus einem doc (bwz. odt) Dokument eine PDF-Datei erzeugen.
> prinzipiell sind auch alle vom Tutor/Seminarleiter verschickten Dokumente ein doc.
Du kannst den Damen und Herren ja mal o.a. Tipp geben 😉
kiraka
Auch wenn kompilieren furchtbar kompliziert klingt, ich arbeite gerne mit LaTeX, OpenOffice sagt mir nicht so richtig zu. Es ist eben wieder ein WYSIWYG-Editor und ich mag es irgendwie, wenn ich die Stelle an der etwas nicht funktioniert wenigstens finden kann, da habe ich schon schlechte Erfahrungen mit Word bei einigen größeren Arbeiten gemacht, wo ich einfach nichts finden konnte was jetzt anders war und dieses Verhalten verursacht hat.
Mit OO habe ich jetzt noch nicht soviel Erfahrung, abgesehen davon, dass ich es im Moment aus irgendeinem Grund nicht auf meinem System installieren kann, kam es zu mir fast gleichzeitig mit LaTeX und damit hatte es dann keine Chance mehr.