… wird nach meinem Eindruck viel zu selten geübt. Listening for gist ist zweifelsohne eine wichtige Fähigkeit, aber mit ein bisschen Raten, nachbarlichen Einflüsterungen und den paar Brocken, die sie mitbekommen haben, können viele Schüler das berühmte „What is the text about?“ beantworten, ohne wirklich viel verstanden zu haben. Erst wenn sie einen Satz (oder einen Teil davon) wörtlich wiederholen sollen, erkennt man, wie wenig viele Schüler in Wirklichkeit verstehen. Natürlich kann man einen Satz korrekt wiederholen ohne ihn verstanden zu haben, deswegen lasse ich auch immer wieder mal einen Satz oder zumindest die entscheidende Passage zusätzlich paraphrasieren, erklären bzw. falls nötig übersetzen.
Detailliertes Hörverstehen wird ja auch schon seit längerem in den Jahrgangsstufentests und im Abitur verlangt. Schon allein aus diesem Grund sollte es regelmäßig im Unterricht geübt werden.
Das ganze funktioniert bei mir folgendermaßen: „As usual I’m going to stop the recording from time to time and then I want you to repeat the last sentence as literally as possible.“
Wenn ein Schüler den Satz nicht richtig verstanden hat, soll er nur die „bits and pieces“ sagen, die bei ihm angekommen sind. Daraufhin hören wir uns den Satz ein zweites (falls nötig auch ein drittes) Mal an und der Schüler versucht jedes Mal mehr zu erfassen.
Dass so selten close listening praktiziert wird, hat vielleicht technische Gründe. Während man mit Audiokassetten noch problemlos ein kleines Stück zurückspulen konnte, geht das mit CDs – selbst bei guten Geräten – in den seltensten Fällen. Einmaliges „Spulen“ klappt meistens noch, aber mehrfaches ganz kurzes Zurückspulen lässt nach meiner Erfahrung fast alle Geräte früher oder später abstürzen.
Mit einem Laptop bzw. Handy ist close listening hingegen überhaupt kein Problem. Mit der Leertaste bzw. der Pause-Taste kann man bei einem längerem Satz präzise genau in einer Sprechpause stoppen. Das „Zurückspulen“ funktioniert mit etwas Übung auch sehr gut. Entweder orientiert man sich an der Zeitangabe oder man entwickelt ein Gefühl dafür wie lange man drücken bzw. wischen muss um sich z.B. die zwei letzten zwei Sätze nochmal anzuhören.
Besonders gut klappen verschieden lange Sprünge mit dem VLC Media Player:
Kathi
Ich war in der Schule schon nicht überzeugt von Nachsprechübungen – bin mir demnach auch nicht sicher, ob das wirklich so viel zum ‚echten Spracherwerb‘ beitragen soll.
Christina
Es trägt vermutlich nicht zum „echten SprachERWERB“ bei, kann aber gerade lernschwachen Schülern entscheidende Hilfestellung bieten. Ich habe zum Beginn des lfd. Schuljahres eine Handelsschule übernommen. Bis zu den Weihnachtsferien sind wir nicht weitergekommen, als das „simple present“ zu wiederholen. Ich habe zunächst einige Wochen (!) dafür investiert, die Schüler (sich im Laufe der Zeit leicht wandelnde und komplexer werdende) Mustersätze so gut sie können nachsprechen zu lassen, bin dann zu zweisprachigen pattern drills (vgl. Butzkamm) übergegangen und erst in der Adventszeit zu den ersten wirklichen Eigenproduktionen. Die waren dann aber auch erstaunlich flüssig und fehlerarm. Ach so, wir hatten während der vier Monate auch sehr viel Spaß! 🙂
Börni
Zumal es auch im diesjährigen G8-Abitur drankam. Also wird es wohl im Folgenden auhc dann mehr geübt werden müssen wenn das KuMi es für die darauffolgenden Jahre beibehält.