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Referate im Sportunterricht

… fin­de ich fürch­ter­lich. Hier mei­ne wich­tigs­ten Gründe:

Der wich­tigs­te Grund ist natür­lich die enor­me Zeit­ver­schwen­dung. Neh­men wir einen typi­schen Sport­kurs von 25 Schü­lern. Rech­nen wir mal vor­sich­tig mit 10 Minu­ten pro Refe­rat. In Wirk­lich­keit ist es ja häu­fig mehr, denn nach dem Schü­ler­vor­trag muss der Leh­rer noch Diver­ses berich­ti­gen, ergän­zen oder klar­stel­len, so dass 15 Minu­ten eigent­lich rea­lis­ti­scher wären. Rech­nen wir trotz­dem mal mit 10 Minu­ten: 25 x 10 = 250 Minu­ten, also über vier Zeit­stun­den bzw. mehr als fünf Schul­stun­den, in denen die Schü­ler nur rum­ho­cken und jemand etwas abliest, par­don …, „prä­sen­tiert“. Sport­leh­rer kla­gen (zu Recht) dar­über, dass die Schü­ler zu wenig Sport haben und sich all­ge­mein zu wenig bewe­gen. Man möch­te mei­nen, dass die weni­gen ver­blei­ben­den Stun­den so wert­voll sind, dass sie mög­lichst inten­siv genutzt wer­den und kein Leer­lauf ent­steht. Und was pas­siert statt­des­sen? Schü­ler sit­zen wie­der rum und müs­sen sich irgend­wel­chen Quark anhö­ren. Wie passt das zusammen?

Ich bestrei­te schlicht­weg die Not­wen­dig­keit aus­ge­rech­net in Sport irgend­wel­che Vor­trags- und Prä­sen­ta­ti­ons­tech­ni­ken erler­nen bzw. üben zu müs­sen. Refe­ra­te / Prä­sen­ta­tio­nen müs­sen die Schü­ler inzwi­schen in den meis­ten Fächern hal­ten, da muss Sport mit sei­nen lächer­li­chen 90 Minu­ten pro Woche nicht auch noch Zeit dafür opfern.

Aber im Grund geht es ja gar nicht um Vor­trags­tech­nik, es geht dar­um das Fach „wis­sen­schaft­li­cher“ zu machen und damit „auf­zu­wer­ten“. Aus­ge­rech­net eines der (zumin­dest bei den Jun­gen) tra­di­tio­nell belieb­tes­ten Fächer soll dadurch auf­ge­wer­tet wer­den, dass man die­sel­ben lang­wei­li­gen Sachen macht wie in ande­ren Fächern? Lach­haft! Die meis­ten Schü­ler wol­len sich (gott­sei­dank) BEWEGEN und nicht wie­der rum­ho­cken und zuhö­ren müs­sen, das müs­sen sie schon die gan­ze rest­li­che Zeit.

Des wei­te­ren bestrei­te ich die Rele­vanz der meis­ten Refe­rats­the­men. Neh­men wir wie­der einen Vol­ley­ball Kurs mit 25 Schü­lern. Wie­vie­le der 25 The­men ste­hen in einem sinn­vol­len Ver­hält­nis zu dem, was die Schü­ler sel­ber über­haupt kön­nen? Natür­lich kann ich ein paar Refe­ra­te zu den Grund­tech­ni­ken (Auf­ga­be, Bag­gern, Prit­schen und Schmet­tern) ver­ge­ben. Aber wel­chen Sinn hat das? Als Leh­rer habe ich in ein paar Minu­ten das Wich­tigs­te erklärt, demons­triert, auf typi­sche Feh­ler auf­merk­sam gemacht und ggf. noch eine Schau­ta­fel gezeigt. Danach könn­te man anfan­gen zu üben. Der Schü­ler kann aber (wenn er nicht gera­de Ver­ein­spie­ler mit viel Erfah­rung ist) gar nicht wis­sen, wor­auf es ankommt, also erzählt er ein­fach alles, was er in irgend­ei­nem Fach­buch gele­sen hat (schließ­lich muss er ja auch auf die gefor­der­ten „min­des­tens zehn Minu­ten“ kom­men). Noch blöd­sin­ni­ger sind all die ande­ren The­men, die über­haupt kei­nen Bezug mehr zum prak­ti­schen Kön­nen des Vor­tra­gen­den haben. Da quas­selt dann einer, der sel­ber kaum einen Ball ver­nünf­tig prit­schen kann, über kom­pli­zier­te Spiel­zü­ge mit Libe­ro oder faselt über Fin­ten beim Schmet­tern. Die ande­ren inter­es­siert die­ser Sums natür­lich genau­so wenig, schließ­lich kön­nen auch sie das nicht über­haupt umset­zen. Also schal­ten sie wie so oft auf Durch­zug und sit­zen ihre Zeit ab.

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  1. …kommt drauf an. Eini­ge Alternativen:

    - Kurz­vi­deo gestal­ten las­sen (kann sich bei Inter­es­se Zuhau­se ange­schaut wer­den oder beim Cool-Down)
    – Statt Vor­trag einen prak­ti­schen Teil durch­füh­ren las­sen (ggf. mit schrift­li­cher Vor­be­rei­tung, z. B. Ver­tie­fung des Videothemas)

  2. michael bluethner

    War­um nicht auch für schlech­te­re Schü­ler ein Chan­ce die Sport­no­te auf­zu­bes­sern mit einem Kurz­vor­trag (5min.) zu den Basics vom Regel­werk, z.B. Lini­en und Spiel­idee Bas­ket­ball. Da die Regel­kun­de sowie­so vom Leh­rer (als Stun­den­ge­lenk) durch­ge­führt wer­den muss, kann dies auch ein Schü­ler über­neh­men und als Exper­te die nächs­ten Stun­den fungieren.

    • > Kurz­vor­trag (5min.) zu den Basics vom Regelwerk

      Ok, dage­gen ist nichts zu sagen. Man muss nur abwä­gen, ob der Auf­wand Fal­sches bzw. Unzu­tref­fen­des rich­tig zu stel­len (man spielt in der Schu­le ja nor­ma­ler­wei­se nicht nach den stren­gen Ver­eins­re­geln, z.B. bei der Rück­spiel­re­gel). ange­mes­sen ist. 

      > Spiel­idee Basketball

      „Die Idee des Spie­les ist, den Ball in den geg­ne­ri­schen Korb zu werfen.“ (???)

      > und als Exper­te die nächs­ten Stun­den fungieren

      Aarrgghh, nur weil ein Schü­ler ein paar Regeln wie­der­ge­ben (!) kann, ist er noch lan­ge kein „Exper­te“. Der Begriff ist inzwi­schen gro­tesk entwertet.

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