… soll für eine „freudvollen“ Ausklang des Schuljahres sorgen. Mit der Freude ist es aber oft nicht so weit her.
Die Schüler wissen genau, dass das Schuljahr „gelaufen“ ist und dass (vor allem nach dem Notentermin) alle Noten gemacht sind. Anderslautende Lehrer-Drohungen („Ich kann noch einen Tag vor dem Zeugnis die Note ändern.“) sind meistens nur lächerlich. Entsprechend ist die Motivation der Schüler oft eher mäßig. Wenn die Hälfte den Text nicht gelesen hat (und ein weiteres Drittel das Buch zu Hause vergessen hat) wird der Unterricht häufig zäh und unergiebig.
Aus der Eltern-Perspektive sieht das Ganze etwas anders aus. Da ärgert es mich dann, wenn ich Geld für ein Buch ausgeben soll, wenn von vorneherein klar ist, dass die Lektüre nicht abgeschlossen werden wird. Eine Reihe von Kollegen stellt offensichtlich jedes Jahr immer wieder aufs Neue verwundert fest, dass am Schuljahresende eine ganze Menge Unterricht ausfällt. Da gibt es Wandertage und Exkursionen, Projekttage und Proben für Schulkonzerte und Theateraufführungen, Sportfeste und dergleichen. Viele Bücher kosten inzwischen mindestens zehn Euro und das ist einfach rausgeschmissenes Geld, wenn diese Lektüre zweieinhalb Wochen vor dem Schuljahresende angesetzt wird. Bei Referendaren und Berufsanfängern habe ich noch Verständnis, bei älteren Kollegen reagiere ich eher unwirsch und frage schon mal nach was das jetzt noch bringen soll.
Eine ganz andere Frage ist natürlich, welchen Stellenwert „Literatur“ bekommt, wenn sie ganz am Ende des Jahres nach dem „richtigen“ Stoff dahergehoppelt kommt. Vermittelt man damit Schülern den Eindruck, dass Lesen und Literatur von Bedeutung sind? Oder kommt statt „freudvoll“ doch nicht eher „unwichtig“ rüber?
Unabhängig davon, wann du jetzt die Lektüre behandeln willst, solltest du die folgenden Ratschläge beherzigen.
- Grundsätzlich solltest DU die Leküre für die ganze Klasse bzw. den ganzen Kurs bestellen. Falls du das den Schülern überlässt, werden einige Schlafmützen auch nach zwei Wochen noch kein Buch haben und z.B. keine entsprechenden Hausaufgaben machen können.
- Überlege dir vorher, wie du reagieren willst, wenn ein Schüler die Lektüre bereits z.B. von seinen Geschwistern hat. Wenn es dieselbe Ausgabe ist, gibt es keine Probleme, aber was machst du, wenn er eine andere Ausgabe hat? Ich bestehe normalerweise nicht darauf, dass er sich das Buch nochmal kauft, weise jedoch deutlich daraufhin, dass ich bei der Besprechung keine Rücksicht auf seine ggf. unterschiedlichen Seitenzahlen nehmen werde.
- Stell sicher, dass deine Schüler das Buch auch wirklich LESEN und sich nicht nur mit Wikipedia, SparkNotes und anderen Zusammenfassungen über die Runden mogeln. Die einfachste Methode ist, z.B. bei einer mündlichen Prüfung, Fragen zum Inhalt zu stellen.
Patricia Bullmer
Kann ich nur bestätigen! Ich positioniere Lektüren immer um die Schuljahresmitte und beziehe sie in Exen und Schulaufgaben mit ein, bzw. bewerte ein erstelltes Reading Log. Die Lektüre wird aufgewertet und gerade die für Schüler (und zugegebenermaßen auch für mich drögen Themen der 9. und 10. Jahrgangsstufe) lassen sich flotter behandeln.
Stefanie Breme
Hallo Patricia,
was ist ein Reading Log? (Sorry für die vielleicht blöde Frage…)
Jochen
> was ist ein Reading Log?
Schau mal hier:
http://classiclit.about.com/od/forstudents/ht/aa_readinglog.htm
Sabine
Das ist aber ein sehr, sehr ausführlicher Reading Log. Ist das realistisch? Ich verlange von meinen LKlern zwei eigenständig gelesene Bücher pro Semester (und stelle dafür Buchvorschläge auf meinem Blog bereit), die mit einem knappen Reading Log von einer Seite belegt werden müssen. Wenn ich den Eindruck habe, dass einer nur aus den AMazon-Leserbesprechungen kopiert habe, kann ich immer noch mündlich nachprüfen.