Ich liebe es meinen KollegenInnen beim Bewerten bzw. „Bepunkten“ von Klausuren zuzusehen. Normalerweise läuft das folgendermaßen ab:
Als erstes werden die Punkte mit Bleistift auf der Schülerarbeit notiert. Danach werden sie auf einen extra Zettel mit den entsprechenden Spalten für jede Aufgabe übertragen. Wenn man mit krummen Punktzahlen hantiert, muss u.U. schon an dieser Stelle der Taschenrechner zu Hilfe genommen werden. Am Ende müssen alle Punktzahlen nochmal überprüft werden, um zu verhindern, dass ein Schüler nur wegen eines fehlenden halben Punktes die schlechtere Note bekommt. In solchen Fällen muss dann sowohl auf der Schülerarbeit als auch auf der Übersicht radiert und korrigiert werden. Zum Schluss müssen alle Noten im Kopf oder wieder mit Taschenrechner addiert werden, um den Schnitt auszurechnen. Ganz schlecht ist es dann, wenn der Schnitt zu schlecht ist (und man z.B. Ärger mit dem Fachbetreuer bzw. der Schulleitung bekommen könnte) und man deshalb etwas „nachhelfen“ muss. Dann kommt es erneut zu einer größeren Radier- und Korrigierorgie, in deren Verlauf man sich gerne verrechnet, was bei Rückgabe zu (berechtigten) Protesten der Schüler führt.
Wenn du hingegen mit meinen Tabellen arbeitest, schaut das Ganze anders aus. Du gibst alle Punkte ausschließlich in die Tabelle ein. Du wählst einen der mitgelieferten Punkteschlüssel (bzw. änderst ihn ab) und die Tabelle berechnet dir automatisch die ganze Klasse (mit Notenverteilung und Schnitt) und zeigt dir außerdem mit einem ‚+‘ an, welche Schüler nur knapp die bessere Note verpasst haben. Bei diesen Schülern gibst du ggf. einfach neue Punkte ein und die Sache hat sich. Willst du einen anderen Punkteschlüssel verwenden, kopierst du ihn einfach in die Tabelle und alles wird neu berechnet. Am Ende druckst du die fertige Tabelle auf ein DIN A4 Etikett, schneidest den jeweiligen „Schülerstreifen“ aus und klebst ihn ans Ende der Schülerarbeit:
Noch abzeichnen – fertig. Keine Additons- bzw. Rechenfehler, Nachrechnen überflüssig.
Neben dem Berechnen von kleinen und großen Leistungserhebungen (Vokabeltests bzw. Klausuren) bieten meine Tabellen auch noch eine Notenverwaltung. Dadurch habe ich jederzeit einen aktuellen Überblick über alle Noten und kann Schüler, die knapp die schlechtere (Zeugnis-)Note bekommen würden, noch rechtzeitig prüfen.
Anfang Januar (fürs Zwischenzeugnis) bzw. Juli sage ich meinen Schülern immer auf die Kommastelle genau, wie es notenmäßig aussieht („If there were reports tomorrow …“). Gleichzeitig betone ich, dass ich ungern jemand wegen ein paar blöden Zehnteln die schlechtere (Zeugnis-)Note gebe. Dieser Wink mit dem Zaunpfahl reicht dann wenigstens für die Schlaueren. Natürlich kommen die entsprechenden Kandidaten nicht gleich in der nächsten Stunde dran, allzu leicht soll es ihnen ja auch nicht gemacht werden. Auf diese Art gibt es bei mir niemals sog. „Korrekturfälle“ und für die Schüler gibt es im Zeugnis keine bösen Überraschungen.
Meine Tabellen kannst du dir hier (zip) herunterladen, eine Datei mit Hinweisen erklärt die Benutzung.
Werner Prüher
Hmmm. Musste oft schmunzeln, beim Lesen deines Artikels. Ich kenne das. Ich verwende Excel zur Notenberechnung, habe dabei ein Prozent-System und gegen Lehrgangsende null Arbeit wegen der Noten. Die Schüler wissen immer, wie sie dran sind, ich weiß immer, wie sie drauf sind.
Kollegen finden solche Tabellen interessant, sind aber auch sehr verliebt in ihr eigenes System, das natürlich, wie du so treffend bemerkst, „hektisches Tippen in den Taschenrechner“ beinhaltet. Manchmal denke ich mir, dass dieses Getippe einen psychologischen Hintergrund hat: Das hat so einen Überraschungseffekt, wenn die Endnote rauskommt. Ähnlich wie beim Millionenrad oder bei einer Tombola 😉
Die Resistenz gegen Excel-Tabellen ist mir auch bekannt. An der Pädak habe ich das System mal vor versammelter Mannschaft demonstriert: Ungläubiges Staunen und Schulterklopfen, aber kein Einziger wollte die Mustervorlage zur Notenberechnung haben. Bei einer Inspektion wurde mir sogar gesagt: „Immer diese Junglehrer mit ihren Tabellen…“
Das Prozedere mit einer Konferenz wegen Zwischennoten gibt es bei uns in Österreich nicht. Erscheint mir recht skurril, da die Begründungen ja zwangsweise immer sehr, sehr ähnlich sind, oder? Ihr sitzt gern in Konferenzen, nicht? Okay, das war gemein. Wir Lehrer können ja nichts dafür.
Herr Rau
Bei uns arbeitet etwa die Hälfte der Lehrer mit Tabellen, der Rest mit Papier und Taschenrechner. Daran wird sich wohl ebenfalls nichts ändern.
Mit den Notem im Grenzbereich geht jede Schule anders um – bei uns bekommt man keinesfalls ab x,50 die schlechtere Note. (Vor zwei Jahren mussten wir noch ein ganz anderes System für das beste aller existierenden halten; jetzt ist es es ein neues. Hängt immer davon ab, wie sehr es die Schule dem zuständigen MB recht machen will.)
Wie auch immer das Default-System ist, man kann immer in beide Richtungen Ausnahmen machen, die man dann halt begründen muss. Und ja, es sind immer die gleichen Begründungen, die alle ins Protokoll aufgenommen werden müssen, weil das den MB freut.
Trotzdem sitzen dann immer wieder Kollegoiden in der Konferenz, die keine zitierfähige Begründung haben. Dann schwenkt der Lehrer halt auf die andere Note um. Beides regt mich maßlos auf – dass dem Lehrer die Entscheidungskompetenz über diese Grenzfälle nicht zugebilligt wird, und dass man sie manchen Lehrern tatsächlich nicht zubilligen kann.
Ich habe zum Halbjahr eine Liste mit möglichen Begründungen gemacht und jetzt wieder ausgehängt, bei der man nur eine hinreichende Zahl von zutreffenden Begründungen ankreuzen muss, um dem Wunsch nach einer ausführlichen Stellungnahme nachzukommen.
Den liebevoll in diese Liste gesteckten Sarkasmus haben leider nicht alle entdeckt.
Nele
Das Schulgesetz von Nordrhein-Westfalen sieht schlicht und einfach vor, dass sich die Jahresendnote jeweils zur Hälfte zusammensetzt aus a) dem Ergebnis der Klausuren/Klassenarbeiten und b) der „sonstigen Mitarbeit“. Die sonstige Mitarbeit ist, nunja, alles, was nicht Klausur oder Klassenarbeit ist.
Weiter bestimmt unser Schulgesetz, dass die Schulnote eine pädagogisch zu ermittelnde Note ist, die nicht arithmetisch bestimmt werden darf(!)
Wenn ich das hier so lese, kommt mir das NRW-Schulgesetz zur Abwechslung mal sehr weise vor…
Nele
ghostbusta
Hallo Jochen,
hättest du für deine Supertabellen evtl. die Formel, die mir die Berechnung der Endnoten nach der neuen LRS-Regelung ermöglicht? Also Berechnung einer rein müdlichen Note (ohne Exen, aber inkl. mündlicher Schulaufgaben, Gewichtung 2:1 zugunsten der SA) und einer rein schriftlichen Note (inkl. Exen, aber 2:1 von Schulaufgaben gegenüber den Exen). Mündlich zu schriftlich für die Endnote dann 1:1 wie gehabt bei LRS-Kandidaten.
Vielleicht bin ich ja auch der Einzige, der das braucht… Seufz.
Gruß und weiter so
Tobias
Max
Hallo ghostbusta,
=GANZZAHL((Z3+AA3)/2*100)/100
Jetzt müsste es klappen!
🙂
Gruß
Max
Max
EDIT:
Hallo Jochen,
ist es nicht sinnvoller die Tabellen bei den Schulaufgaben direkt auf die Arbeiten zu drucken anstatt zu kleben? Dann braucht man nicht den ganzen Kram mit Papierschnipsel wegwerfen usw.?!
Jochen
Wie soll das gehen? Die Arbeiten über den Einzelblatteinzug einziehen lassen? Und dann in meiner Tabelle immer wieder einen neuen Druckbereich definieren? Da schnippel ich lieber ein bisschen.