The same procedure as every year – Da hat man die „Hinweise zur Korrektur und Bewertung“ vor sich und darf erstmal herausfieseln WO all diese Sachen im Text stehen.
Fangen wir „in the given order“ 😉 mit Frage 1 an: „poor white family with many children“, das muss der „one-room shack with ten siblings“ in Zeile 10 sein. Dann der „simple father“ – ist wohl der “semi-literature sharecropper“ in Zeile 9. Äh, warum geht’s eigentlich nicht chronologisch? Na egal, jetzt der „doctor paid in victuals“. Verdammt, WO zum Teufel steht das? Ah, endlich, bezieht sich wohl auf die Passage in Zeile 44–45 („bag of cornmeal“). Was haben wir als Nächstes? Kein „running water“. Das ist doch wohl wieder „no indoor plumbing“ in Zeile 10.
Hallo, was ist das hier eigentlich??? Eine Musterlösung oder eher eine Schnitzeljagd? Wie reagieren wir denn bei einem Schüler, wenn er derart durch den Text hopst? Warum bekommen wir armen Lehrer bei diesem Durcheinander nicht wenigstens die entsprechenden ZEILENNUMMERN? Gibt es dafür irgendeinen vernünftigen Grund? Liest hier irgendjemand aus dem Ministerium mit? Bitte, bitte – ich möchte doch einfach nur VERSTEHEN, warum wir sogar mit der „Musterlösung“ (die keine ist) noch zusätzliche Arbeit aufgebrummt bekommen.
Chronologisch, mit Zeilennummern und sichtbar in die verschiedenen Teilfragen aufgeteilt (also erst „Dolly Parton’s background“ und dann ihre „outstanding professional achievements“) – ist das zuviel verlangt? Durch wieviele Hände geht so ein Abitur eigentlich bevor es gestellt wird? Wieviele Kommissionen und Fachleute beraten, bearbeiten und verbessern die eingereichten Vorschläge? Und dann kommt sowas raus? Brauchen wir etwa eine neue Exzellenzinitiative für bessere Musterlösungen? Für einen gut dotierten Berater-Vertrag stünde ich durchaus zur Verfügung …
Für die Dollywood Fragen habe ich bei meinen LK Abitur 2008 Dateien eine neue Questions Datei hinzugefügt, die (im spickfreundlichen A5 Format) tafel-kompatible notes bietet.
rip
Danke für die Vorarbeit. Excellent job.
Und: Falls du gefragt werden solltest, ob weitere Kollegen deine Meinung zur Musterlösung teilen, kannst du gern auf mich verweisen 😉
Andrea
Hallo Jochen,
ich finde, Du hast ganz recht mit der „Schnitzeljagd“. Musterlösung kann man das ja nicht gerade nennen. Zudem finde ich es auch nicht unbedingt gut, dass die Frage, die den Schülern erfahrungsgemäß am Schwersten fällt, mit 30 Punkten bewertet wird. 20 hätten es doch hierfür sicher auch getan und man versaut sich das Abitur nicht ganz, wenn man dort nicht punktet. Ist es denn auch zuviel verlangt wenigstens stichpunktartig mitzuliefern, was bei den Compositions so erwartet wird? Manchmal sind die Fragestellungen schon wirklich abenteuerlich.
Viel schlimmer als dieses Durcheinander finde ich allerdings neuerdings die Themenwahl der literarischen Texte. Wieviele Schüler können sich in eine Situation eines noch studierenden 35jährigen hineinversetzen, dessen Baby tot geboren wurde. Und dann zusätzlich noch das Composition-Thema: Schreibe einen Tagebucheintrag, in dem du beschreibst, wie du dich fühlst nachdem du dein Baby tot auf die Welt gebracht hast?! Hallo? Hoffentlich haben noch nicht viele unserer 18–20 jährigen Mädchen und Jungs davon eine Vorstellung. Es hat sich wahrscheinlich (Gott sei Dank) auch noch niemand mit derartigen Gedanken befasst.
Es scheint in den letzten Jahren auch „in“ zu sein, so möchtegern Jugendthemen zu stellen, ohne zu bedenken, dass das Alter der Abiturienten nicht wirklich passend ist. War da nicht vor ein paar Jahren das Thema, bei dem Schüler aus ihren eigenen Erfahrungen über die Vor-und Nachteile einer WG berichten sollen! Sehr altersgerecht!!
Es wäre wirklich wünschenswert, wenn die zuständigen Herrschaften vom KM manchmal etwas genauer hinschauen würden.
Deine Übersetzungen sind übrigens immer super hilfreich und v.a. wahnsinnig schnell verfügbar. Vielen Dank und großes Lob dafür.
Jochen
> Viel schlimmer als dieses Durcheinander finde ich allerdings neuerdings die Themenwahl der literarischen Texte.
Originell fand ich auch „Turning Thirty“ (LK 2007 II): „All our lovemaking had been in dark corners or in cheap hotels.“ 😉
Georg
@ Jochen:
… Na, ich möchte nicht am Montagmorgen über ein so heißes Thema schreiben können müssen, wie es 2007 der Fall war. Aber im Ernst: in den letzten Jahren hatte man manchmal den Eindruck, die Themensteller wollen zwanghaft unter Beweis stellen, dass sie nicht prüde sind und sind dabei einige Male übers Ziel hinausgeschossen. Ich teile voll Andreas Meinung, dass man doch stärker den Erfahrungshorizont der Abiturienten berücksichtigen sollte. Dies noch wichtiger, wenn wir erst einmal beim G8-Abitur angelangt sein werden.
Ulrike
Zur Korrektur des Fragenteils:
Vielleicht ist es ja nur ein Spleen von mir, aber mir (und hoffentlich auch dem Zweitkorrektor) hilft es bei der Bewertung des Inhalts enorm, wenn ich die/meine Musterlösung tippe, für jeden Schüler als Dokument speichere und ich während der Korrektur die einzelnen Punkte je nach Schülerantworten einfärbe.
All das,
– was richtig ist, wird grün eingefärbt,
– was fehlt, wird rot eingefärbt,
– was falsch wiedergegeben wird, schreibe ich in rosa dazu,
– was in Blau steht, sind eigene (gute) Gedanken der Schüler.
Den Gesamteindruck wird dann noch dazu gekritzelt und schon habe ich die Punkte!
Hört sich kompliziert an, ist es aber nicht.
Was den Inhalt des zweiten Textes betrifft, stimme ich euch zu. Fragwürdig ist auch die Formulierung des dritten Composition-Themas: What are her secret thoughts and wishes concerning her relationship with Shukumar? Was kann man hier erwarten?
Jochen
> What are her secret thoughts and wishes concerning her relationship with Shukumar? Was kann man hier erwarten?
Dear Diary,
today it is exactly six months that I’ve lost my baby. What a pity that I never had the opportunity to see my little girl. […]
Shukumar has changed so much since then. He doesn’t leave the house for days and I strongly doubt that he is going to teach again in September. His behaviour is so strange sometimes. […] I wish we could at least talk openly about what happened. […]
„Time heals all wounds“ is a proverb that my mother always told me. Will it also heal MY pain?
Ulrike
„What are her secret thoughts and wishes concerning her relationship with Shukumar? Was kann man hier erwarten?“
Oh, die Frage war eher rhetorisch gemeint, aber danke! 🙂
Harald
Hallo,
mir ist gerade bei den links zu den Abituraufgaben was aufgefallen; hier hat sich ein Fehler eingeschlichen. Der literarische Text heißt „A temporary matter“ und nicht „A temporary man“. Das würde die Interpration doch deutlich verändern.
Jochen
> Der literarische Text heißt “A temporary matter” und nicht “A temporary man”.
Danke für den Hinweis, habe ich korrigiert.
nadine
kommen zu dem literarischen text auch noch die questions-stichpunkte online??
Jochen
Ja, an denen sitze ich gerade.
nadine
cool, da freu ich mich ja schon drauf^^
Susanne
Hallo Jochen!
Meine Kollegin und ich haben gestern die Übersetzung zum Sachtext, Abitur 2009, korrigiert und fanden beide, dass sie anspruchsvoller ist, als die uns bisher bekannten Abituraufgaben. Entsprechend viele Fehler haben unsere Schüler gesammelt, bedauerlicheweise auch die, die sich besonders viele Gedanken machen, wie etwas am geschicktesten zu übersetzen wäre. Meine Frage: Gibt es irgendwo eine Vorschrift, welchen Fehlerschritt man ansetzen muss? Alle Tabellen enden bei einem 4‑Fehler- Schritt, auch deine. Ist das das gesetzlich vorschriebene Ende, oder wäre ein 5‑Fehler-Schritt auch in Ordnung?
Gruß,
Susanne
Jochen
> Meine Frage: Gibt es irgendwo eine Vorschrift, welchen Fehlerschritt man ansetzen muss?
Ich kenne keine, wohingegen ich eine Reihe von Kollegen/innen kenne, die oft einen 5er Schritt nehmen, weil sie z.B. keine halben Fehler geben und auch viel schneller Doppelfehler vergeben. Dadurch steigt natürlich die Fehlerzahl und das wird dann durch den großzügigeren Schlüssel wieder ausgeglichen.