Von jüngeren Kollegen bzw. Studienreferendaren höre ich in letzter Zeit immer häufiger, dass sie nur noch „motivierende“ Hausaufgaben geben wollen bzw. sollen. Lieber geben sie keine HA als eine „nicht motivierende“.
Als erstes frage bzw. überlege ich mir, welche Art von HA eigentlich „motivierend“ ist. Gehen wir mal die typischen Englisch-HAs durch. Wörter lernen? Ganz sicher nicht. Zwar kann es ausgesprochen motivierend sein irgendwann mal im Ausland zurechtzukommen und sich mit Muttersprachlern über mehr als das Wetter unterhalten zu können, aber es dauert halt, bis man soweit ist. Grammatik lernen und üben? Aaarrgghh … Einen Text lesen und Fragen dazu beantworten? Hängt sehr vom Schüler und seinen Interessen ab. Texte im Lehrbuch werden, denke ich, höchst selten als interessant empfunden. Sich etwas anhören bzw ansehen? Hängt sehr vom Thema ab und davon, was danach kommt. Nervt der Lehrer mit Fragen zum Inhalt, soll man Stellung nehmen, die eigene Position begründen und argumentieren? Dann artet das Ganze in Arbeit aus und motiviert wohl nur wenige. Ein Poster gestalten? Gääähn …
Das heißt jetzt natürlich nicht, dass es nicht auch komplett sinnlose HAs gibt, ich halte z.B. gar nichts davon Grammatik abschreiben zu lassen.
Bei der Forderung nach ausschließlich „motivierenden“ HAs muss ich natürlich gleich wieder an den Sport denken. Jeder findet es völlig normal, dass hochbezahlte Fußball-Profis JEDEN TAG stundenlang immer das Gleiche üben: Ball passen, annehmen, aufs Tor schießen, flanken, köpfen … Noch schlimmer ist es bei Leistungsschwimmern: Außer ein bisschen Kraftraining und Gymnastik machen die überhaupt nichts anderes als eben zu schwimmen. Wie „motivierend“ ist so ein Training?
Eine Sprache lernen ist wie eine Sportart zu erlernen bzw. zu trainieren. Ohne ständiges Üben und Wiederholen wird sich kein Erfolg einstellen. Es reicht nicht irgendwas „verstanden“ zu haben, wenn man es nicht übt und automatisiert, wird man es nicht beherrschen.
Und weil Englisch in der heutigen Welt so wichtig ist, haben wir (in Bayern) in der Mittelstufe nur noch drei Stunden dafür. Und weil Doppelstunden so toll sind, habe ich eine 10te z.B. Montag nachmittag und Dienstag vormittag und dann den ganzen Rest der Woche nicht mehr. Und wenn ich dann keine „mechanischen“ HAs wie Wörter lernen und Grammatik üben aufgebe, brauche ich mich nicht zu wundern, wenn meine Schüler nicht nur nicht besser, sondern immer schlechter werden.
Fazit: Entscheidend ist nicht, ob meine Hausaufgaben „motivierend“, sondern ob sie NOTWENDIG sind.
adrianmpc
Hi!
Hast du denn Beispiele für diese mysteriösen „motivierenden HAs“? Das würde mich ja mal interessieren 😉
Grüße! 🙂
Jochen
Video gucken 😉