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Korrigierst du zum ersten Mal ein Abitur? Dann helfen dir vielleicht meine Tipps.
Kommentar 8: Was mir jedes Jahr aufstößt, ist die groteske Unterbewertung der Fragen zum Text: Nur 50 BE für drei Fragen, deren Musterlösung gedruckt 2 1/4 Seiten umfasst und die einen erheblichen Teil der Arbeitszeit der Schüler beanspruchen! Und 40 BE für den läppischen Comment oder die Beschreibung eines Cartoons. Für den Aufsatz sollte es m.E. maximal 30 BE geben.
Kommentar 7: Niemals werde ich begreifen, nach welchen Kriterien in der Musterlösung Zeilennummern angegeben werden. Bei der Textaufgabe II wird bei der Lösung zu Frage 2 („Examine …“) ALLES belegt, bei Frage 1 gibt es hingegen KEINE EINZIGE Zeilennummer. It makes the reader teacher think …
Kommentar 6: Bei der Mediation gab es dieses Jahr ein Novum, zum ersten Mal wurde die Überschrift vorgegeben. Bislang wurde von den Schülern verlangt sich eine Überschrift auszudenken, inzwischen sind sie damit offenbar intellektuell überfordert.
Eine Überschrift sollte kurz und knackig, gerne auch witty and sophisticated sein. Wie schneidet da die vorgegebene Überschrift ab? Längerweiliger geht’s kaum noch. Es muss ja nicht gleich Of Mice and Woman sein, gut wären ja auch schon Mr Mouse and Mrs Fox, Mighty Mickey and Erudite Erika, Marvellous Mickey and Delightful Daisy, Translating Miss Daisy, May the Mouse Be with You oder Here Comes the Mouse.
Nächstes Jahr bekommen wir dann wahrscheinlich ähnlich geistreiche Überschriften für den Aufsatz: Are Zoos Good or Bad? (II.C.1.). Danach kommt die Einleitung dran: In the following I’m going to … und der letzte Absatz: To sum up everybody is an individual and must decide for themselves whether zoos should be abolished or not. Und wenn das noch nicht reicht, geben wir Anregungen für den Hauptteil: You might like to write about: Looking at animals which don’t live here is nice / Keeping animals in cages is not so good …
Hier ein paar gute Überschriften meiner Schüler zum Zoo Thema: The Dark Side of the Zoo, Keep as You Would Be Kept By, Zoomania, Free Ye Animals While Ye May und A Caged Animal Dreads the Zoo.
Kommentar 5: Das mit den (nicht) zugelassenen (Klausur-) Wörterbüchern war dieses Jahr ja auch wieder Loriot-reif. An meiner Schule haben wir u.a. ein Uralt-Lexikon aus den 70ern und ein richtig schnuckeliges Lilliput konfisziert. Warum machen wir das, bzw. warum MÜSSEN wir das machen? Mir ist doch völlig schnuppe, in welches Lexikon der Schüler nicht reinschaut. Und wenn er der Meinung ist, Opas Steinzeitlexikon ist ausreichend – so be it. Warum bevormunden wir unsere Schüler derart? War da nicht mal irgendwas mit „Autonomie“ und „Selbst-Kompetenz / ‑Verantwortlichkeit“? Über den Unsinn der kastrierten Klausur-Wörterbücher habe ich schon mal in diesem Beitrag geschrieben.
NEU: Den vollständigen Text zu „Mrs. Packletide’s Tiger“ gibt es hier, den zweiten Cartoon (Tipp von Christoph Habich) und den HV-Text.
Kommentar 4: In den Anweisungen zu den Questions heißt es (erfreulicherweise) „Quote correctly.“ Zu einem korrekten Zitat gehört bekanntlich auch eine korrekte Zeilenangabe (citation). Es wäre deshalb schön, wenn auch in der Angabe (und Musterlösung) die Zeilenangaben korrekt wären, z.B. bei B.2. “city of culture” (ll. 69–70) statt (ll. 69/70), also mit Bindestrich (hyphen) und nicht mit Schrägstrich (slash). In der Musterlösung wird es z.T. sogar innerhalb derselben Aufgabe unterschiedlich gehandhabt, bei B.2. beim ersten Aufzählungspunkt (cf. ll. 25/26) bzw. (cf. ll. 19/20), beim zweiten hingegen (cf. ll. 60–65).
Kommentar 3: Bei der Korrektur der Questions on the text wird mir wieder einmal bewusst, in welch geradezu schockierender Weise hier verschiedene Kompetenzen miteinander vermischt werden: Leseverstehen‑, Schreib‑, Zitier‑, Beleg‑, Absatzbildungs‑, Einrück-Kompetenz, um nur einmal die wichtigsten zu nennen. BaWü ist da schon deutlich weiter, Comprehension wird dort im Abitur durch Ankreuzen, Zeilennummer(n) und Zitat geprüft:
Motto: Wir können alles. Außer eine zusammenhängende Antwort schreiben.
Kommentar 2: Beim Hörverstehen ging es (bei 3.) um beneficent. Heißa, was gibt es da für originelle Schreibweisen: benificiant, benephitiant, benefishent usw. Das Problem ist halt, dass kaum ein Schüler das Wort kennt, was soll er also machen außer zu versuchen, das Wort nach Gehör zu schreiben? Kann man ein Wort (hör-)verstehen, das man nicht kennt? Die einfachste Lösung wäre natürlich nicht nach dem Wort zu fragen. Solange ein Schüler (highly) Christian und beneIrgendwas schreibt, geht es auch noch, dann ignoriert man das Zweite einfach und gibt den Punkt für das Christentum. Schwierig wird es, wenn ein Schüler nur beneDingsbums geschrieben hat.
Nun darf der Schüler allerdings ein LEXIKON benutzen. Ein Lexikon benutzt man üblicherweise um Wörter nachzuschlagen. Man könnte jetzt auf die Idee kommen, der Schüler solle im Lexikon die richtige Schreibung von beneKeineAhnung nachschlagen. Man würde also die „lexikalische“ Kompetenz überprüfen: Lexikon richtigherum in die Hand nehmen, an einer sinnvollen Stelle aufschlagen („Der Buchstabe B kommt relativ früh im Alphabet“), ein Wort finden und richtig abschreiben. Aber damit würden wir verschiedene Kompetenzen vermischen und das wäre ein Verstoß gegen das „kompetente Reinheitsgebot“. Man sollte die Hinweise beim Hörverstehen (vgl. Ende dieses Beitrags) ergänzen: „You must not use your dictionaries during the test because you might spell words correctly.“
Kommentar 1: Die reine Beschreibung von Cartoons war mir ja schon immer ein Dorn im Auge, aber so schlimm wie dieses Jahr war es noch selten (es geht um diesen Cartoon):
OnIn the cartoon you can see a building on whichstands/is written/ it says “Art Museum”. On the leftit givesthere is a van from the “Santitation Dept.” In the middle there are twomansmen who are wearing hats and gloves and are looking at an object made out of different metal parts. One of them says, “We better check first to see if that is trash or a piece of art.”[Und ja doch, es geht noch schlimmer: In the background you can also see a door, two oval windows and three pillars. Oder: The men are wearing black shoes. …]
Haaallooo, das hier ist die bayerische (!) REIFEprüfung für angehende AKADEMIKER. War da nicht mal was mit „Qualifikationen“, „Allgemeinbildung“ und „fächerübergreifendem Lernen“? Wie wäre es statt dieses läppischen Gelabers z.B. mit der Kompetenz den Cartoon in Beziehung zu einem bekannten modernen Kunstwerk zu setzen? [KunstOBJEKT wäre natürlich besser, ist aber zu schwer.] Also zum Beispiel: „Interpret the following cartoon and comment on it by referring to a well-known modern piece of art.“ Ja, zugegeben, dadurch wird die Aufgabe „schwer“, aber auch nicht schwerer als traditionell das 3. Thema, bei dem man auch ein Buch, einen Film oder (wie dieses Jahr) ein Theaterstück kennen musss.
NEU: Eine überarbeitete Version des HV-Transkripts von Peter Ringeisen. Er schreibt dazu:
Dank eines wunderbaren Hinweises der Schwägerin meiner England-Austausch-Kollegin (auf Facebook) glaube ich, nun das Rätsel um Christine Trumans Genuschel (vor allem die number three) gelöst zu haben. Es heißt wohl einfach, dass die Sorge der Eltern um ihr tennissportliches Fortkommen nur den dritten Rang einnahm, hinter der ordentlichen Kleidung und dem ordentlichen Benehmen: „then how I got on came number three“. Auch das ist wohl keine Syntax, die man Schülern als mustergültig präsentieren würde, aber das sagt sie wohl. Nachdem ich’s nun noch einmal gehört habe, ist mir auch aufgefallen, dass es natürlich nicht „too prominent“, sondern „so prominent“ heißen muss.
NEU: Eine tolle Tabelle fürs Kolloquium von Dr. Joachim Mathieu. Vielen Dank! Er schreibt dazu:
Ich (und meine Kollegen) verwenden diese Tabellen sehr gerne, da man hier – so meine ich – sehr schnell zu einem sehr fairen und transparenten Gesamturteil gelangt. Da wir (wie ‚früher‘) recht deutlich zwischen Inhalt und Sprache trennen, so wie wir es als Englischlehrer ja ohnehin gewohnt sind, kann man auch den Abiturienten klar aufzeigen, wie die Gesamtnote zustande kommt, i.e., dass es z.B. inhaltlich in der Tat brillant war, aber dass durch die sprachlichen Schwächen, die in der Tabelle dann jeweils für die Teilbereiche ausgewiesen sind, eine bestimmt Gesamtnote zustande kommt.
Ich habe letztes Jahr meine Tabelle nochmals überarbeitet, da nun auch die Gewichtung von Referat und Fragen 2:1 beträgt (ursprünglich hatte ich hier wie bei den Semestern 1:1, was aber ja nicht dem ‚echten‘ Wert dieser Teilleistungen entspricht).
Bei der Eingabe der Punkte muss man einfach nur großzügig in die Felder mit den roten Teilnoten klicken und kann diese dann eingeben. (Klickt man zu genau auf den abgerundeten Rahmen wird natürlich nur der markiert.) In den Bemerkungszeilen, die die Leistung kurz umreißen, wird dann automatisch bei den Notenstufen durch das runde Pfeilsymbole die jeweilige Tendenz generiert.
Was ich besonders gerne an den Tabellen mag, ist, dass man damit ganz schnell direkt nach der Prüfung die Note festlegen kann und dabei auch (weil ja sofort der Durchschnitt angezeigt wird) augenblicklich sieht, ob man möglicherweise durch Spielräume in dem einen oder anderen Teilbereich ‚nachjustieren‘ kann/sollte. Dadurch kommt man dann sehr gut auf ein faires Gesamtergebnis.
Die Gesamtnote in der Tabellenspalte L19 erscheint dort, da man in der Regel auf kleineren Laptop/Notebook Bildschirmen die gesamte Tabelle nicht so gut sehen kann und man es entweder sehr klein einstellen muss oder erst nach unten scrollen muss, um zu sehen, was insgesamt rauskommt. Insofern ist diese zusätzliche Anzeige redundant und wird auch nicht – denn auch das ist eine große Arbeitserleichterung – auf die eine A4-quer Seite ausgedruckt, die man dann nach dem Kolloquium in aller Ruhe (und doch recht flott) ausdrucken kann und den sonstigen Unterlagen und Aufzeichnungen zum Kolloquium beilegen kann.
Gerade der Ausdruck dieses halbwegs ansehnlichen und übersichtlichen Formulars (ohne etwas anderes tippen oder handschriftlich ausfüllen zu müssen) ist einer der großen Vorteile der Tabelle.
Hier schon mal Tabellen für das Abitur. Wie immer, trotz aller Sorgfalt meinerseits, keine Gewähr für richtige Berechnung! Achtung: Nachdem beim Hörverstehen halbe BEs vergeben werden dürfen und die BEs am Ende mit 1,5 multipliziert werden, können „krumme“ Zahlen rauskommen. Das entsprechende Runden (siehe „Hinweise“ S. 2) musst du ganz am Ende HÄNDISCH machen! Falls du einen Fehler findest, bitte sofort bei mir melden. Nachdem die Kommentarfunkion in letzter Zeit oft nicht funktioniert, bitte per Mail!
Erste Eindrücke vom Abitur: Positiv finde ich, dass bei I.B.3. wieder explizit nach stylistic devices gefragt wird und nicht (wie häufig in den letzten Jahren) wischi-waschi nach use / choice of language.
Lächerlich finde ich dagegen die 240 Minuten (letztes Jahr noch 190), die die Schüler jetzt (bei völlig unveränderten Aufgaben!) haben. Damit ist jede normale Klausur allein schon durch die Zeitbegrenzung anspruchsvoller als das Abitur.
Einen neuen Tiefpunkt markieren auch die beiden Cartoons. Das Niveau des ersten Cartoons ist Unterstufe („Modern art often looks like trash.“), der zweite Cartoon hat überhaupt keine message („The cartoonist makes fun of hunting by reversing the traditional roles.“).
Die Mediation über Micky Maus symbolisiert passend das intellektuelle Niveau des bayerischen „Exzellenz“-Abiturs.
Mein Lieblings-Hinweis (beim Hörverstehen) war auch wieder dabei: „You must not use your dictionaries while the audio text is being presented.“ Unsere Abiturienten haben u.a. eine fast zweijährige „Qualifikationsphase“ durchlaufen und ein „wissenschafts-propädeutisches“ Seminar besucht. Da sind sie vielleicht doch „qualifiziert“ genug, selber zu entscheiden, ob sie jetzt ins Lexikon schauen oder nicht. „You must not fall asleep / fall of your chair while …“
Ein Kollege schreibt dazu:
Soweit ich weiß besteht der Sinn, warum Schüler während des Abspielen des Hörtexts nicht das Dictionary benutzen dürfen darin, die anderen Hörer nicht durch Herumblättern zu stören, also dass man irgendwas nicht mitkriegt, weil die Seiten rascheln.
Abitur 2016 (zip)
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