… ist oft ein Euphemismus für „Lehrer hat keine Lust nervige Sachen zu erledigen und möchte, dass Schüler ihm die Arbeit abnehmen“. Dann darf z.B. der Klassensprecher Abschnitte oder Geld einsammeln und der Absentenheftführer fehlenden Entschuldigungen nachjagen. Als Dank wird er dann häufig vom Lehrer noch angeblafft, wenn trotzdem am Tag X noch von irgendjemand was fehlt. Originell ist es dann, wenn genau solche Lehrer über das fehlende Engagement von Schülern lamentieren.
Auch meine Kinder waren durchaus bereit sich als Klassensprecher wählen zu lassen, als sie ans Gymnasium kamen. Als sie dann allerdings immer häufiger als Hilfssheriffs des Lehrers auftreten sollten, verging ihnen die Lust sehr schnell. Völlig unmöglich finde ich es z.B. wenn der Lehrer das Klassenzimmer verlässt (weil er mal wieder irgendwas vergessen hat) und der Klassensprecher seine Mitschüler in Schach halten soll und alle Unruhestifter an die Tafel schreiben soll. Wer will sich schon als Schüler derart gegen seine Mitschüler stellen? Wie so oft hilft es vielleicht die Situation auf Lehrer zu übertragen: Direktor verlässt die Lehrerkonferenz, weil er … und beauftragt z.B. den Personalratsvorsitzenden in der Zwischenzeit dafür zu sorgen, dass …
Als Zumutung empfinde ich es auch, wenn Schüler längere Zeit mit größeren Geldbeträgen rumlaufen müssen, weil sie z.B. Geld für Lektüre einsammeln müssen und der Lehrer das Geld erst haben will, wenn ALLE bezahlt haben. 30 Schüler mal 12 € ist einfach eine absurd hohe Summe, die für Diebe äußerst verlockend ist.
Ich bin froh, dass sich überhaupt jemand für diese Jobs zur Verfügung stellt und versuche ihnen das Leben so leicht wie möglich zu machen, indem ich selber Geld, Abschnitte etc. einsammle bzw. überprüfe, ob alle Entschuldigungen da sind. Mit den entsprechenden Regeln ist das auch überhaupt kein Problem.
Markus
Zumindest in meiner 5. Klasse muss ich die Klassensprecher daran HINDERN, dass sie die Aufsicht übernehmen, falls ich man kurzfristig aus dem Raum muss.
Ich denke, sie genießen dieses „Macht-„Gefühl. Wobei ich aus genau diesem Grunde auch
nicht will, dass sie diese Position einnehmen. 😉
Markus
Jochen
> Ich denke, sie genießen dieses “Macht-”Gefühl.
Das gibt’s natürlich auch. Aber dieses Verhalten ist normalerweise für ihre Stellung in der Klasse nicht sehr förderlich.
Max
Genau! Der Klassensprecher ist gerade NICHT der Klassenbüttel oder ‑diener.
Markus
> Das gibt’s natürlich auch. Aber dieses Verhalten ist normalerweise für ihre
> Stellung in der Klasse nicht sehr förderlich.
Richtig. Deshalb lasse ich sie die Strichlisten auch nie machen. 😉
Markus
Josefine
Jetzt habe ich es geschafft den Beitrag zu lesen 😉
Ich sehe das ganze genauso.
Der Klassensprecher ist ja ‑wie der Name schon sagt- als Sprecher für die Klasse in seinem Amt, d.h. um sie zu vertreten und nicht um gegen die Mitschüler vorgehen zu müssen. Ebenso nicht förderlich fände ich es meinen Mitschülern ‑in manchen Fällen ja wochenlang- wegen eines Abschnitts oder Geld hinterherlaufen zu müssen und mir dann auch noch deren Gemecker und nicht selten Beleidigungen anzuhören.
Genauso sehe ich es auch mit den Absentenheftführern. Diese machen die Eintragung fehlender Schüler und somit die Arbeit des Lehrers (nicht wie früher, als der Lehrer das noch selbst machte). Wenn man dann aber vom Lehrer noch angegangen wird, weil was fehlt oder mal versehentlich noch nicht eingetragen ist, dann ist es nicht zu verdenken, dass es dem Schüler schnell vergeht und er somit keine Lust mehr auf den ‚Job‘ hat.
Wenn man einen Lehrer als Schüler schon entlastet, dann sollte dieser nicht gleich die ‚ganze‘ Last und Verantwortung bekommen, sondern auch Fehler machen dürfen und es nicht als Pflicht haben, sich mit seinen Mitschülern wegen solchen Dingen in die Haare zu bekommen.
uhck
Anfangs hab ich aus ähnlichen Gründen wenig delegiert – weil ich Schülern nicht das Gefühl geben wollte, Diener zu sein, oder auch Unterricht kurz zu schwänzen um was zu holen. Ich kultiviere allerdings so stark wie ich kann eine Atmosphäre eines Miteinanders, so dass ich gerne Arbeiten teile so wie sie am unterrichtszeit-ökonomischsten sind. Wir suchen gemeinsam nach Tricks damit das Nervige schneller geht und Spaß macht. Oft werden diese Dinge also von mehreren gleichzeitig gemacht, anhand von mir vorbereiteten kleinen Klassenlisten, Zetteln, mit einem Mini-Büro im Pult. Allerdings nur freiwillig.
Geldbeträge, auch in höherem Alter, lass ich schon oft einsammeln, aber dann direkt abgeben.
Kleine Beträge wie Kopiergeld usw. lasse ich seit einigen Monaten nur noch über Klassenkassen laufen, d.h. ich spreche als Fachlehrer die Klassenlehrer auf Kopiergeld an und biete es als Klassenlehrer die Fachlehrer an. Bisher verzichteten die meisten meiner Kollegen auf Kopiergelderstattung, weil sie die wertvolle Unterrichtszeit und die Nerverei lieber auf ihre eigene Kappe nahmen. Wir empfinden es jetzt aber als eine große Erleichterung.
Generell bezeichne ich mich gelegentlich auch gewissermaßen als Diener der Schüler, z.B. weil ich im Rahmen meines Schülerunterrichts-Konzeptes ihnen Materialien und Ideen (aber auch, wenn sie es wollen, die Disziplinierung) zur Verfügung stelle (s. auf meiner Schoolpage bzw. die gesamte Schoolpage). Das sind dann aber gerade wechselnde Schüler, die mit meiner Hilfe oder mir zusammen freiwillig unterrichten.
In bestimmtem Maß erlaube ich Schülern Disziplinierung vorzunehmen, was aber dann deutlich problematisiert wird, und sich meist relativ schnell einpendelt (da ich im Hintergrund bin, bestimmt schneller als bei vielen Kollegen ;).
Auch ich gebe den Klassenbuchführern Tipps oder nehm ihnen einiges ab, da es aber bei uns üblich ist statt C ein B oder A fürs „Sozialverhalten“ zu geben, wird entsprechendes Engagement auch dadurch (& dessen Begründung) gewürdigt oder halt nicht. (Ähnlich auch für andere, die von sich aus wertvolle Dienste leisten z.B. regelmäßig darauf hinweisen, dass wir gerade keine Festsaalbeleuchtung brauchen.)
Wie bei euch ist bei mir alles was Schüler für die Gemeinschaft tun freiwillig. Neulich sah ich eine Klasse, in der die Stühle nach dem Unterricht noch nicht hoch gestellt waren. Ich fragte im Flur ob jmd. *Lust* hätte mir zu helfen, mit dem Hinweis ich würds normalerweise auch selbst machen. (*Das* ist eher mein Problem mit dem Delegieren ;-).) Aber ruckzuck hatten 5 Leute alles erledigt…
[Ich dacht ein Moment ich wär off-topic, aber auch die kleinen Sachen haben glaub ich schon mit Verantwortung zu tun, oder?]
Corinna
Ich sehe das wie uhck – es kommt darauf an, wie man mit den Schülern umgeht, die einem diese lästigen Arbeiten abnehmen. Mir kommt es darauf an, dass das Einsammeln von Zetteln und Geld usw. in die Pausen verlagert wird und nicht den Unterrichtsablauf stört. Selbstverständlich kann mein Sammeldienst mir jederzeit die eingesammelten Beträge in die Hand drücken, und den letzten drei Schülern, die immer noch nicht den Rückmeldezettel abgegeben haben, trete ich natürlich auch selbst in den Hintern. Aber es ist doch schon eine erhebliche Erleichterung, wenn das ganze Abhaken usw. vorher von Schülern erledigt wurde.