Das fol­gen­de Gedicht bezieht sich auf einen Text von Robert Gern­hardt. Schau dir sein Gedicht noch­mal an, bevor du das fol­gen­de Sonett liest. 

Materialien zur fortgesetzten Kritik eines Gedichtes italienischen Ursprungs

Ent­staub­te Lyrik, neu ver­fasst, darf alles wagen,
Darf eng am Vor­bild jener stren­gen Form
Ver­steck­te Lie­be ein­ge­ste­hen, offen ihr entsagen,
Sie darf es unge­bun­den auch, in loser Form.

Moti­ve und Sujets kann sie nach Her­zens­lust einbinden,
Der alten Mythen, an Meta­phern reich.
Sie muss nicht gleich das Rad der Lyrik neu erfinden,
Doch hoch ver­dich­ten schon und kontextreich.

Wer eig­ne Ver­se for­mu­liert, der tut dies wohl
In Kennt­nis der Jahr­hun­dert alten Konzeption.
Die ach so net­te Lyrik blie­be hohl,

Fehlt’ ihr zur Form die inhalt­li­che Reflexion.
Drum schrei­be frisch, doch schrei­be tief –
Wer Lyrik neu ver­fasst, liegt gewiss nicht schief.

Von Man­fred Klenk (Quel­le)