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Verlorene Arbeitsmüh

Das Bespre­chen von Haus­auf­ga­ben hat einen Stamm­platz in der tra­di­tio­nel­len Unter­richts­rou­ti­ne und ist trotz­dem manch­mal / oft / meis­tens (?) voll­kom­men nutzlos.

Wann hast du zum letz­ten Mal NACH einer Haus­auf­ga­ben-Bespre­chung die Hef­te ein­ge­sam­melt und über­prüft, was denn da nun eigent­lich „bespro­chen“ und „ver­bes­sert“ wur­de? Mag sein, dass du ande­re Schü­ler als ich unter­rich­test, aber ich wür­de wet­ten, dass dir die Augen aus dem Kopf fal­len. Trotz dei­ner gründ­li­chen Bespre­chung strotzt das Heft nur so von Feh­lern und du zwei­felst (wie­der mal) an der Sinn­haf­tig­keit dei­nes Tuns.

Dass die Bespre­chung von Haus­auf­ga­ben so inef­fi­zi­ent liegt aber nicht nur an man­geln­der Auf­merk­sam­keit und Faul­heit der Schü­ler. Selbst gut­wil­li­ge Schü­ler schal­ten beim übli­chen Durch­ein­an­der der Bespre­chung irgend­wann ver­ständ­li­cher­wei­se ab. Neh­men wir als Bei­spiel eine Übung bei der Ver­ben in die rich­ti­ge Zeit gesetzt wer­den soll­ten. Jani­ne fängt an, ihr Satz lau­te­te „Ich ken­ne sie seit zwei Jah­ren“. Wie zu erwar­ten hat sie „ken­ne“ mit „know“ und „seit“ mit „sin­ce“ über­setzt. Der Leh­rer beginnt nun eine län­ge­re Erklä­rung über den Gebrauch des simp­le pre­sent bzw. pre­sent per­fect und den Unter­schied zwi­schen sin­ce und for. Danach kommt Maxi­mi­li­an dran. Er hat mun­ter gera­ten und sich für simp­le past ent­schie­den. Wie­der fol­gen län­ge­re Aus­füh­run­gen. In dem gan­zen Durch­ein­an­der haben die meis­ten ande­ren Schü­ler längst die Ori­en­tie­rung ver­lo­ren und die rich­ti­ge Lösung nicht mit­be­kom­men. Die­se Art der Ver­bes­se­rung kann sich leicht über 15 (und mehr) Minu­ten hin­zie­hen und nach spä­tes­tens fünf Minu­ten haben die meis­ten abgeschaltet.

Ich habe einen ganz simp­len Trick um sicher­zu­stel­len, dass nach einer Bespre­chung auch wirk­lich in (fast) ALLEN Hef­ten die rich­ti­ge Lösung steht. VOR der Bespre­chung kün­di­ge ich an (nach eini­gen Stun­den wis­sen es die Schü­ler auto­ma­tisch), dass NACH der Bespre­chung irgend­ein Schü­ler noch­mal die rich­ti­gen Lösun­gen vor­le­sen muss und dabei höchs­tens x Feh­ler machen darf. Die Grö­ße von x hängt vom Umfang und der „Ein­deu­tig­keit“ der Haus­auf­ga­be bzw. der Lösun­gen ab. Wenn es sich z.B. um eine läp­pi­sche Ein­setz­übung han­delt, wo es für zehn Sätz­chen nur jeweils EINE rich­ti­ge Verb­form gibt, darf er beim Vor­le­sen über­haupt kei­nen Feh­ler machen (mein Signal­wort ist in die­sem Fall „No mista­ke“). Wenn es mehr Sät­ze sind und/oder es meh­re­re rich­ti­ge Lösun­gen gibt, darf er ent­spre­chend einen oder zwei Feh­ler machen. Wenn er mehr Feh­ler macht, muss er zur Stra­fe, par­don, als Zusatz­ar­beit etwas Unan­ge­neh­mes machen (wie z.B. die gan­ze Übung kom­plett abschreiben).

Bei kom­ple­xen Haus­auf­ga­ben, wie z.B. Über­set­zun­gen, wo man vie­le ver­schie­de­ne Lösun­gen bekommt, die die gan­ze Band­brei­te von „sehr gut über­setzt“, über „Na ja, nicht falsch, aber auch nicht gut“ bis hin zu „völ­lig falsch“ abde­cken, funk­tio­niert die­se Metho­de natür­lich nicht.

Anwen­den kannst du sie natür­lich nur, wenn sicher­ge­stellt ist, dass auch wirk­lich JEDER Schü­ler (auch der ganz hin­ten links in der Ecke) die rich­ti­ge Lösung hören kann. Am ehes­ten ist das gewähr­leis­test (und es geht am schnells­ten) wenn du SELBER die rich­ti­gen Ant­wor­ten lang­sam und deut­lich vorgibst.

Falls die Lösung von Schü­lern kom­men soll, musst du dar­auf bestehen, dass sie laut genug („appro­pria­te loud­ness“) spre­chen, so dass du nicht stän­dig Laut­spre­cher spie­len und die gebrab­bel­te Ant­wort von Schü­lern in die Klas­se hin­aus­po­sau­nen musst. „Ange­mes­se­ne Laut­stär­ke“ heißt, dass auch der am wei­tes­ten ent­fern­te Mit­schü­ler die Ant­wort hören kann. Ich über­prü­fe immer non-ver­bal (Zei­gen auf den ent­fern­tes­ten Schü­ler, fra­gen­der Blick und erneu­tes Zei­gen auf den, der gera­de etwas gesagt hat) ob etwas akus­tisch „ange­kom­men“ ist. Dabei reicht es mir nicht, wenn der ange­spro­che­ne Schü­ler ledig­lich nickt (das tun sie immer), son­dern er muss WIEDERHOLEN was sein Mit­schü­ler gesagt hat. Dabei zeigt sich dann, dass er halt doch nur wie­der einen Teil und den auch noch falsch mit­ge­kriegt hat. Bevor es zum nächs­ten Satz geht, kommt von mir dann auch noch mal die rich­ti­ge Lösung, so dass kei­ner behaup­ten kann, er hät­te kei­ne Chan­ce gehabt die rich­ti­ge Lösung mitzubekommen.

Falls du die ent­spre­chen­de Zeit hast, kannst du ja auch immer mal wie­der NACH der Bespre­chung der Haus­auf­ga­be ein paar Hef­te ein­sam­meln und über­prü­fen, ob sorg­fäl­tig ver­bes­sert wurde.

Anspie­lung in der Überschrift …

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Money, Money, Money

  1. Ich hal­te es so, dass ich zwei Exem­pla­re der Haus­auf­ga­ben (andert­halb Zei­len Abstand, Zei­len­zäh­lung) dru­cke (also kurz vor der Stun­de erhal­te) und die­se bei­den dann exem­pla­risch bespre­che – die ers­te inten­si­ver, die zwei­te schneller:
    1. das sach­lich Richtige/Falsche und Fehlende,
    2. den Auf­bau (Glie­de­rung),
    3. sprach­li­che und tech­ni­sche Schnit­zer (even­tu­ell).
    Hat sich bewährt, fin­de ich.

  2. Jo Perrey

    Das Pro­blem von HA ist, daß sie den Schü­ler in die schlecht zu ope­ra­tio­na­li­sie­ren­de Auto­no­mie des hei­mi­schen Schreib­ti­sches ent­las­sen, wo er Feh­ler auf Feh­ler macht. Ob er spä­ter sei­ne Feh­ler behält oder die Kor­rek­tur des Leh­rers – die ohne­hin viel zu spät kommmt – steht in den Sternen.
    Greift der Leh­rer nicht kor­ri­gie­rend ein, und ist das vor­aus­zu­se­hen, soll­te er ver­ant­wor­tungs­be­wußt han­deln, und lie­ber kei­ne Haus­auf­ga­ben auf­ge­ben. Jeden­falls kei­ne sol­chen, die Kennt­nis­se abtes­ten. Dies gilt vor allem für den Fremdsprachenunterricht.

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