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Am Anfang ist das Abitur

In einem frü­he­ren Bei­trag habe ich schon mal erwähnt, dass ich bei einem neu­en Ober­stu­fen­kurs immer mit einer aktu­el­len Abitur­auf­ga­be anfan­ge. Vor kur­zem hat mal jemand gefragt WAS ich beim schrift­li­chen Teil WIE und in wel­cher REIHENFOLGE mache. Hier eine Art Ablaufplan:

Questions on the text

Als ers­tes schau­en wir uns die ver­schie­de­nen Bestand­tei­le des Abiturs an. Für die Ques­ti­ons on the text gibt es die meis­ten Punk­te (50 von 130), also wird das unser ers­ter Schwer­punkt sein. Haus­auf­ga­be (HA) ist, die Fra­gen stich­wort­ar­tig („notes“) und vor allem mit Zei­len­num­mern zu ana­ly­sie­ren. Wir bespre­chen war­um Bele­gen so wich­tig ist und was es mit „wis­sen­schaft­li­chem“ Arbei­ten auf sich hat. Außer­dem ver­su­che ich her­aus­zu­fin­den, ob kor­rek­tes Bele­gen (nicht nur von wört­li­chen Zita­ten) den Schü­lern völ­lig neu ist oder ob sie das z.B. vom Deutsch­un­ter­richt bereits ken­nen (lei­der meis­tens nicht).

Bevor wir in der nächs­ten Stun­de die Fra­gen inhalt­lich bespre­chen, dis­ku­tie­ren wir erst­mal Fra­gen der Arbeits­tech­nik. Schla­ge ich gleich beim ers­ten Lesen unbe­kann­te Wör­ter nach? Mar­kie­re ich Pas­sa­gen far­big, wenn ja wel­che, wenn nein, war­um bes­ser nicht? Wenn ich einen Far­ben-Fan im Kurs habe, darf der natür­lich gleich erklä­ren, wel­ches Sys­tem er hat. Wel­che Vor- und Nach­tei­le haben notes? Kann man Metho­den auch kom­bi­nie­ren? usw. Als HA müs­sen sich die Schü­ler mein Hand­out Ques­ti­ons on the Text – Tech­ni­que (doc) zu Gemü­te führen.

Dann bespre­chen wir die Fra­gen und ich füh­re an pas­sen­der Stel­le einen Groß­teil mei­ner Ques­ti­ons on the Text (doc) Regeln ein. Regeln und Feh­ler­codes wer­den anschlie­ßend mit Ques­ti­ons on the Text – Mista­kes (doc) geübt. Als nächs­tes erar­bei­ten wir gemein­sam eine Mus­ter­ant­wort, da geht es dann vor allem um Quo­ting vs. Para­phra­sing. Abschlie­ßend erklä­re ich anhand von Ques­ti­ons – Cri­te­ria for Points (doc) nach wel­chen Kri­te­ri­en es Punk­te für Inhalt und Spra­che gibt. Als HA müs­sen wei­te­re Fra­gen (auf der Basis unser gemein­sam erar­bei­te­ten Noti­zen) aus­for­mu­liert und auf PC (1,5‑zeilig) geschrie­ben wer­den. Die­se Ant­wor­ten sam­me­le ich in der nächs­ten Stun­de ein und bekom­me schon mal einen guten Über­blick, was die Schü­ler bis­lang gelernt haben. Damit sind die Ques­ti­ons erst­mal abge­schlos­sen. Vor der ers­ten Klau­sur sol­len sich die Schü­ler dann noch­mal How to Lose Points and Influence Tea­chers, eine sati­ri­sche Beschrei­bung von „25 time-tes­ted methods of irri­ta­ting your tea­cher and per­sua­ding him to deduct points“ zu Gemü­te führen.

Da es häu­fig (vor allem beim lite­ra­ri­schen Text) bei einer Fra­ge um Stil­mit­tel geht („Ana­ly­se the author’s use of lan­guage“), beschäf­ti­gen wir uns ganz zum Schluss noch mit Sty­li­stic Devices (pdf) und dem dazu­ge­hö­ri­gen Work­s­heet (doc).

[Die nächs­ten Tei­le kann man gleich anschlie­ßend behan­deln, man kann sie aber auch „aus­glie­dern“ und spä­ter behan­deln, z.B. weil man erst­mal „Stoff“ machen will. In die­sem Fall bie­tet es sich an, dass man das bis­her Gelern­te anhand von Tex­ten z.B. aus dem Buch anwen­det und übt.]

Composition

Zunächst klä­re ich erst­mal wie­der, wel­ches Vor­wis­sen (vor allem aus Deutsch) die Schü­ler bereits haben. Haben sie schon mal was z.B. vom Auf­bau eines Absat­zes gehört (vgl. „topic sen­tence“) oder muss ich wie­der bei Adam und Eva anfan­gen (ist meis­tens der Fall). Mit Hil­fe von Com­po­si­ti­on – Feh­ler­ana­ly­se (doc) erar­bei­ten wir anhand ver­schie­de­ner Ver­sio­nen, wie ein guter Auf­satz aussieht.

Danach neh­men wir uns der Rei­he nach die ein­zel­nen Bestand­tei­le eines Auf­sat­zes vor. Los geht’s mit der Über­schrift. Als HA müs­sen die Schü­ler für jedes Auf­satz­the­ma min­des­tens drei gute Über­schrif­ten fin­den und auf einen extra Zet­tel schrei­ben. Die­se Zet­tel sam­me­le ich in der nächs­ten Stun­de und stel­le zuhau­se die bes­ten Über­schrif­ten (zusam­men mit mei­nen eige­nen Ideen) auf einer Folie zusam­men, die dann wie­der­um in der nächs­ten Stun­de bespro­chen wird. Da man durch Varia­ti­on von Sprich­wör­tern oft gute Über­schrif­ten erstel­len kann, kann man sich bereits jetzt mit Pro­verbs (doc) beschäftigen.

Als nächs­tes ist die Ein­lei­tung dran. Die Schü­ler bekom­men eines mei­ner Intro­duc­tion Hand­outs und müs­sen die ver­schie­de­nen Ein­lei­tun­gen beno­ten und natür­lich ihre Note begrün­den. Danach gebe ich MEINE Noten bekannt und begrün­de wie­der. In der nächs­ten Stun­de wie­der­holt sich das Gan­ze mit einem ande­ren Hand­out, aller­dings mit dem Unter­schied, dass die Schü­ler jetzt die Note geben sol­len, von der sie den­ken, dass ICH sie geben wür­de. Die anschlie­ßen­de Bespre­chung zeigt mir dann, inwie­weit es mir gelun­gen ist, mei­ne Kri­te­ri­en trans­pa­rent zu machen. In der sel­ben Art beschäf­ti­gen wir uns mit Haupt- und Schluß­teil (run­ter­scrol­len zu „Main Part“ und „Con­clu­si­on“). Als Abschluss die­ses Teils gibt es als HA Com­po­si­ti­on – Tech­ni­que.

Wei­ter geht es mit den kon­kre­ten The­men des jewei­li­gen Abiturs. Als Part­ner- oder Grup­pen­ar­beit bzw. als HA soll ein The­ma stich­wort­ar­tig vor­ge­glie­dert wer­den. In der nächs­ten Stun­de sam­meln wir die Ideen an der Tafel: Vor­schlä­ge für pfif­fi­ge Über­schrif­ten, wie könn­te man ins The­ma ein­stei­gen, wel­che Argu­men­te im Haupt­teil und wie zum Ende kommen.

Bevor es ans Auf­satz­schrei­ben geht, schie­be ich eine klei­ne Unter­richts­ein­heit zu Text­ver­ar­bei­tung ein, schließ­lich will ich kein hand­ge­schmot­zel­tes Geschmier ent­zif­fern müs­sen, son­dern einen ordent­lich for­ma­tier­ten Text vor mir haben, den ich mühe­los lesen kann.

Die Auf­sät­ze kor­ri­gie­re ich gleich von Anfang an nach mei­ner Revi­si­on Metho­de, also müs­sen die Schü­ler auch erst­mal wie­der ler­nen was das Gan­ze soll und wie es funk­tio­niert. Als HA gibt es wie­der das ent­spre­chen­de Handout.

Cartoons

Da in den letz­ten Jah­ren sowohl im gk als auch im LK Abitur sehr häu­fig ein Car­toon inter­pre­tiert bzw. kom­men­tiert wer­den muss­te, geht es damit wei­ter. Alles Wei­te­re steht in mei­nem gleich­na­mi­gen Bei­trag. Danach erar­bei­ten wir, inwie­fern sich die Car­toon Auf­ga­ben im Abitur von einer nor­ma­len Inter­pre­ta­ti­on unter­schei­den.

Mediation

Wie­der sol­len die Schü­ler in Stich­wor­ten und Zei­len­num­mern notie­ren, wo sich wel­che rele­van­ten Infor­ma­tio­nen über­haupt im Text befin­den. Wir bespre­chen die ver­schie­de­nen Aspek­te, die es zu berück­sich­ti­gen gilt: Braucht man eine Ein­lei­tung / einen Schluss? Hat die kon­tex­tu­el­le Ein­bet­tung Aus­wir­kun­gen auf das Regis­ter? Wie könn­ten die topic sen­ten­ces für die ein­zel­nen Absät­ze lau­ten? etc. Als HA schrei­ben die Schü­ler ihre Media­ti­on nach mei­nen Vor­ga­ben, die wir dann gemein­sam besprechen.

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HW Lilly Lazy

  1. Peter Ehlers

    Hal­lo Jochen!

    Zunächst ein­mal möch­te ich Dir ganz herz­lich für Dei­ne her­vor­ra­gen­den Bei­trä­ge und Ideen dan­ken. Dei­ne Sei­te ist m.E. die bes­te Sei­te für den Eng­lisch-Unter­richt im Netz und vor allen Din­gen ist sie, ganz im Sti­le der Angel­sach­sen, so wun­der­bar anwen­dungs­be­zo­gen. Von mir bekommst Du dafür vol­le 15 Punkte!

    Zu Dei­nem oben­ste­hen­den Bei­trag: Viel­leicht mag der ein oder ande­re fra­gen „wann fängt denn dann der eigent­li­che Unter­richt an?“ Ich den­ke jedoch, dass es sehr wohl Sinn macht, die Schü­ler gleich am Anfang dar­auf ein­zu­stim­men, was von ihnen in der Kol­leg­stu­fe erwar­tet wird und ihnen die nöti­gen Arbeits­tech­ni­ken (falls noch nicht vor­han­den) bei­zu­brin­gen. Somit haben sie für die nächs­ten zwei Jah­re ihr Rüst­zeug zusammen.
    Da ich mor­gen mei­ne ers­ten bei­den Grund­kurs­stun­den habe, dan­ke ich Dir beson­ders für die­sen Arti­kel und hof­fe, dass auch mei­ne Schütz­lin­ge von Dei­nen Über­le­gun­gen profitieren.

  2. > Dei­ne Sei­te ist […] vol­le 15 Punkte!

    Vie­len Dank für das Lob, freut mich sehr. 

    > “wann fängt denn dann der eigent­li­che Unter­richt an?”

    Man kann all die­se Arbeits­tech­ni­ken natür­lich auch anhand irgend­wel­cher Tex­te z.B. im Lehr­buch ein­füh­ren bzw. wie­der­ho­len. Wenn einem der gan­ze Block zu lan­ge dau­ert, kann man ja auch ein­zel­ne Bestand­tei­le (wie z.B. die Über­se­tung oder die Stil­mit­tel) aus­glie­dern und erst spä­ter behan­deln – kein Problem.

  3. rip

    Auch von mir noch­mal vie­len Dank; die 15 Punk­te unter­stüt­ze ich 🙂
    Die von dir sinn­voll ver­knüpf­ten Ver­wei­se zu dei­nen Hand­outs fand ich hier beson­ders praktisch.

  4. Chrissi

    Bin dei­nem Bei­spiel im Gro­ßen und Gan­zen gefolgt. Wie­vie­le Unter­richts­stun­den ver­an­schlagst du ins­ge­samt für die Bespre­chung der Abituraufgabe?
    P.S. Viiiiiiiii­ieeeeeeeeeeeeeelen Dank für dei­ne tol­len Mate­ria­li­en. Ret­ten mir oft den sowie­so schon kur­zen Feierabend!

  5. > Wie­vie­le Unter­richts­stun­den ver­an­schlagst du ins­ge­samt für die Bespre­chung der Abituraufgabe?

    Nur für die ‚Ques­ti­ons‘ (wie oben beschrie­ben) ca. 6 Stun­den (à 45 Min.).

  6. Tilo

    Hal­lo Jochen,
    ich möch­te mich mei­nen Vor­red­nern anschlie­ßen und mich ganz herz­lich bei Dir für Dei­ne groß­ar­ti­ge und sys­te­ma­ti­sche Arbeit bedan­ken. Dei­ne Ideen und Mate­ria­li­en wer­den mir und mei­nen Schü­lern den Weg durch die Kurs­stu­fe sicher­lich erleichtern.

    Tilo

  7. Juliane

    Hal­lo Jochen,

    dei­ne „how to annoy your tea­cher“ Zusam­men­fas­sung hat mir gera­de eine sehr net­te und lus­ti­ge Zweit­kor­rek­tu­ren-Pau­se beschert. So wahr … ich habe Trä­nen gelacht !! Vie­le Grü­ße aus Ba-Wü,

    Julia­ne

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